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Eskalation in Nahost?Der Schlag in Teheran könnte dramatische Folgen haben

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31.07.2024, Libanon, Beirut: Ein Palästinenser hängt ein großes Bild von Ismail Hanija in einer Halle im palästinensischen Flüchtlingslager Burj al-Brajneh auf. Palästinensische Gruppierungen hatten für den 31. Juli zu einem Generalstreik und zu Demonstrationen aufgerufen, um gegen die Tötung des politischen Führers der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran zu protestieren.

Ein Palästinenser hängt ein großes Bild von Ismail Hanija in einer Halle im palästinensischen Flüchtlingslager Burj al-Brajneh auf. Palästinensische Gruppierungen hatten für den 31. Juli zu einem Generalstreik und zu Demonstrationen aufgerufen, um gegen die Tötung des politischen Führers der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran zu protestieren.

Entscheidend an dieser Nachricht ist nicht so sehr die Prominenz des Opfers, sondern die des Ortes.

Es ist eine massive Provokation: Mitten in Teheran, am Rande der Amtseinführung des neuen Präsidenten Massud Peseschkian, hat mutmaßlich Israel den Hamas-Politchef Ismail Hanija mit einem gezielten Schlag getötet. Entscheidend an dieser Nachricht ist nicht so sehr die Prominenz des Opfers, sondern die des Ortes. Denn Hanija spielte in der operativen Führung der Hamas zuletzt kaum noch eine Rolle, sondern fungierte als Chefdiplomat der Terrororganisation – zuständig für die Verhandlungen um Waffenruhe und Geiseln, aber nicht direkt für militärische Aktivitäten im Gazastreifen.

Dass aber Israel – nach dem Anschlag auf den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut – jetzt auch mitten in Teheran zuschlägt, dürfte das iranische Regime nicht unbeantwortet lassen. So hat etwa Ayatollah Ali Chamenei, das geistliche Oberhaupt des Iran, Israel bereits mit Vergeltung gedroht. Für den Iran bedeutet der Anschlag eine Demütigung. Eine Eskalation des Konflikts im Nahen Osten wird damit wahrscheinlicher. Als erste direkte Folge dürften die ohnehin kaum vorankommenden Geisel- und Waffenruheverhandlungen zwischen Israel und der Hamas vollständig zum Erliegen kommen. Weit gravierender aber dürfte für die gesamte Region sein, wie die iranische Reaktion auf den Anschlag ausfällt.

„Hanijas Tod macht die Welt ein bisschen besser“, hatte Amichai Elijahu, der rechtsnationale israelische Minister für das Kulturerbe, als Reaktion auf die Todesnachricht auf der Plattform X geschrieben. Es könnte sehr gut sein, dass er sich damit gewaltig irrt.