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Kommentar zu DavosWarum das Wirtschaftsforum immer wieder ein Stimmungskiller ist

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16.01.2024, Schweiz, Davos: US-Außenminister Antony Blinken spricht während einer Podiumsdiskussion auf der 54. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Davos: US-Außenminister Antony Blinken spricht während einer Podiumsdiskussion auf der 54. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF).

Die jüngsten plakativen Hiobsbotschaften: Auf die weltweiten Gesundheitssysteme kommen infolge des Klimawandels Zusatzkosten in Milliardenhöhe zu.

Alle Jahre wieder ist „Davos“. Alle Jahre wieder treffen sich in den Schweizer Alpen die Schwergewichte aus Politik, Wirtschaft und Finanzwelt. Und alle Jahre wieder beklagen sie auf diesem Marktplatz der Eitelkeiten einer der Welt des kleinen Mannes entrückten Elite das Elend der Welt – freilich nicht, ohne einander zu versichern, Abhilfe schaffen zu wollen. Die Welt zu einem besseren Ort zu machen. So weit das Ritual.

Tatsächlich erweist sich das alljährlich wiederkehrende Wirtschaftsforum verlässlich als Stimmungskiller. Die jüngsten plakativen Hiobsbotschaften: Auf die weltweiten Gesundheitssysteme kommen infolge des Klimawandels Zusatzkosten in Milliardenhöhe zu. Vermehrte Extremwetter-Ereignisse fordern in Zukunft Millionen Todesopfer.

Und unter den Kriegen und der damit verbundenen Unterbrechungen von weltweiten Lieferketten und Inflation leiden vor allem arme Menschen; die Schere zwischen Arm und Reich klafft infolgedessen immer weiter auseinander. Gesellschaftliche Verwerfungen sind inzwischen auch in vermeintlich hoch entwickelten Staaten zunehmend spürbar. Die Weltoffenheit ist auf dem Rückzug.

Angesichts solcher globalen Herausforderungen wirken Kriege, wie sie Russlands Machthaber Wladimir Putin zum Zweck der Grenzverschiebung in der Ukraine vom Zaun gebrochen hat, und die Raketen von Hamas und Hisbollah auf Israel wie aus der Zeit gefallen. Und warum muss das autoritäre Regime in Peking nach dem demokratischen Taiwan greifen?

Haben sie alle nichts Besseres zu tun? Was ist gegen eine friedliche Koexistenz einzuwenden, die den Austausch von Waren und Dienstleistungen, Wissen und Kultur zum Wohle aller befördert?

Das Weltwirtschaftsforum immerhin gemahnt an einen solchen Zustand. Unter dem Motto „Vertrauen wieder herstellen“ will man auch in diesem Jahr eine Plattform sein für Austausch, kontroversen Dialog und Zusammenarbeit. Das ist aller Ehren wert – doch der Output rechtfertigt leider nicht die in die globale Elite gesetzten Hoffnungen. Das haben bereits die vergangenen Jahre gezeigt. Im Jahr 2024 wird es nicht anders sein.

In der Öffentlichkeit feiern sich in Davos alle jene für ihre Menschenliebe, denen es abseits der Kameras vor allem um Reputation geht – und ums Geschäft. Das reicht allerdings nicht mehr.