AboAbonnieren

Nord-Süd-FahrtNeues Leben für fast 100 Jahre altes Bürogebäude in der Kölner Innenstadt

Lesezeit 3 Minuten
Zwei unterschiedlich gestaltete Seiten trennen den Bestandsbau in Klinker (rechts) vom Erweiterungsbau in Holzbauweise.

Zwei unterschiedlich gestaltete Seiten trennen den Bestandsbau in Klinker (rechts) vom Erweiterungsbau in Holzbauweise. Immobilienentwickler Art-Invest revitalisiert die frühere AOK-Zentrale an der Turiner Straße. Die Architektur stammt aus dem Büro von Caspar Schmitz-Morkramer.

Der frühere Sitz der AOK Rheinland/Hamburg an der Nord-Süd-Fahrt soll bis Mitte 2026 ein neues Gesicht erhalten und nachhaltig modernisiert und erweitert werden.

Das Stadtbild Kölns am Breslauer Platz und dem Hauptbahnhof wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. Die Deutsche Bahn erweitert die Gleise, der Kölner Projektentwickler Pandion will den früheren Riphahn-Hochbunker an der Maximienstraße durch einen neuen Bürokomplex ersetzen. Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich ein bald hundert Jahre altes Bürogebäude, an dem täglich tausende Kölner vorbeifahren: der frühere Sitz der AOK an der Ecke Turiner Straße/Machabäerstraße. Die Kölner Art-Invest Real Estate wird das Bürogebäude unter dem Namen „MACO 1927“ bis Mitte 2026 nachhaltig revitalisieren und erweitern.

Original von Architektur Carl Moritz

Der Name spielt auf das Baujahr an, aber auch auf die Hausnummer. Denn einer der beiden künftigen Eingänge befindet sich an der Machabäerstraße, das Bauwerk umfasst die Nummer 19 bis 27. Den Originalbau hat 1926 der Architekt Carl Moritz geplant, der unter anderem für das einstige Kölner Opernhaus am Habsburgerring verantwortlich zeichnete. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk an der Nord-Süd-Fahrt stark beschädigt. Nach dem Krieg wurde es wieder aufgebaut und in den 1970er Jahren generalsaniert.

2021 zog die AOK Rheinland/Hamburg dort aus und verkaufte das Gebäude, die Krankenkasse hat mittlerweile ihren neuen Sitz in Porz-Gremberghoven eröffnet. Dass man auch ein fast hundert Jahre altes Bürogebäude heutzutage nicht mehr abreißen muss, sondern ihm auch neues Leben einhauchen kann, will nun Immobilienentwickler Art-Invest gemeinsam mit den Architekten von Caspar beweisen.

Der aktuelle Zustand der früheren AOK-Zentrale an der Ecke Turiner Straße/Machabäerstraße.

Der aktuelle Zustand der früheren AOK-Zentrale an der Ecke Turiner Straße/Machabäerstraße.

„Mit dem ,MACO 1927' wollen wir zeigen, wie Bestand, der vermeintlich das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht hat, mit gezielten Eingriffen und Maßnahmen nachhaltig und wieder zukunftsfähig gemacht werden kann“, erklärt Arne Hilbert, Geschäftsführer und Leiter des NRW-Büros von Art-Invest. „Dafür setzen wir einerseits auf die erhaltenswerte Gebäudesubstanz, andererseits ergänzen und erneuern wir diese mit konsequentem Blick auf die verwendeten Rohstoffe und Materialien.“

Ein Gebäude, zwei Gesichter: Die Architekten von Caspar planten zwei unterschiedliche Fassaden für Bestands- und Erweiterungsbau.

Ein Gebäude, zwei Gesichter: Die Architekten von Caspar planten zwei unterschiedliche Fassaden für Bestands- und Erweiterungsbau.

Alle Erweiterungen des Gebäudes erfolgen in Holzbauweise. Dazu gehört neben einem zusätzlichen Penthousegeschoss auch der Lückenschluss an der Turiner Straße, denn bisher weist der Bau einen Versatz nach hinten auf. Insgesamt entstehen so 17.000 Quadratmeter Fläche. Historische Details des Gebäudes wie die Rautendecke im Eingangsbereich werden instandgesetzt. Die Hochbauarbeiten sollen im vierten Quartal dieses Jahres beginnen und rund zwei Jahre dauern. Sperrungen auf der Nord-Süd-Fahrten sind durch die Arbeiten nicht vorgesehen, lediglich auf dem Gehweg an der Turiner Straße kann es zu Einschränkungen kommen.

Entlang der Nord-Süd-Fahrt wird der Übergang vom Bestand zum Erweiterungsbau deutlich erkennbar sein, denn die Architekten von Caspar planen zwei unterschiedlich gestaltete Seiten mit plastisch gestalteten Fassaden in Klinker und Holz. Entlang der Machabäerstraße soll eine Neuinterpretation der Originalfassade von Carl Moritz mit hohen Glasportalen entstehen.

Büroraum in Köln weiterhin gefragt

Lohnt es sich heutzutage trotz der angespannten Baubranche, Kostenexplosionen und durch die Pandemie stark veränderten Ansprüchen an flexible Arbeitsplätze noch, Büroraum zu entwickeln? In Köln scheint die Antwort immer wieder klar zu sein: Ja. Die Leerstandsquote für Büroflächen in Köln attestiert das, denn sie gehört laut verschiedenen Immobilienexperten im ersten Quartal dieses Jahres mit etwas über vier Prozent zu den niedrigsten in ganz Deutschland.

Doch auch Bürogebäude benötigen moderne Akzente, um für Mieter attraktiv zu sein. So entsteht im Untergeschoss neben 190 Pkw-Stellplätzen eine moderne Fahrradgarage mit Ladestationen für E-Bikes samt einer Werkstatt. Für Radpendler haben die Architekten auch Umkleiden samt Duschen eingeplant.

„Zukunftsfähige Städte zeichnen sich durch eine lebenswerte Umgebung und eine durchdachte Infrastruktur aus. Die Stadt Köln begrüßt daher das Projekt MACO und ist überzeugt, dass es die Kölner Innenstadt nicht nur architektonisch aufwerten und eine städtebauliche Lücke schließen wird, sondern auch als attraktiver Bürostandort fungiert. Das Projekt zeigt darüber hinaus, wie die nachhaltige Revitalisierung eines Bestandsgebäudes mit Geschichte funktionieren kann“, sagt Kölns Baudezernent Markus Greitemann.