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Geschenk aus OsloFällt die Tanne am Trafalgar Square aus Klimagründen weg?

Lesezeit 3 Minuten
Oslos Bürgermeisterin Anne Lindboe und Patricia McAllister sägen den Baum für den Trafalgar Square.

Oslos Bürgermeisterin Anne Lindboe und Patricia McAllister sägen den Baum für den Trafalgar Square.

Seit 76 Jahren schenkt die Stadt Oslo einen Christbaum. Doch nun ist diese Tradition in Gefahr – aus Gründen des Klimaschutzes.

Seit 76 Jahren schenkt die Stadt Oslo Großbritannien vor der Adventszeit einen Weihnachtsbaum für den Trafalgar Square in London. Als Geschenk für den Beistand im Zweiten Weltkrieg. Doch nun ist diese Tradition in Gefahr – aus Gründen des Klimaschutzes werden Politiker in Oslo entscheiden, ob dies noch für Weihnachten 2024 zu verantworten ist.

Vielleicht hat darum die konservative Zeitung „The Times“ alte Dokumente aus dem „National Maritime Museum“ ausgegraben, die darauf hinweisen, dass Ian Fleming, der Schöpfer von James Bond der Initiator des Brauches ist. Fleming war 1942 Offizier des britischen Marine-Nachrichtendienst, als er kurz vor Weihnachten den norwegischen Widerstandskämpfer Mons Urangsvag in London empfing.

Schnappsidee mit Folgen

Dieser hatte bei einer geheimen Mission im deutsch besetzten Norwegen auch zwei Tannenbäume mitgebracht, um sie dem norwegischen König Haakon VII. für das Fest zu überreichen, der in einem schottischen Schloss im Exil weilte.

Nach den Erinnerungen des Admirals Norman Denning sei es Flemings Einfall während eines alkoholreichen Dinners gewesen, eine der Tannen auf dem Trafalgar Square aufzustellen und dort zusammen mit dem Norweger auf Haakon VII. mit norwegischem Aquavit anzustoßen. Die Lichter fehlten allerdings zum Schutz vor deutschen Bomber. Zwei Jahre nach Kriegsende wurde dann der erste norwegische Baum nach London geschickt, auch der jetzige, eine siebzigjährige Tanne, befindet sich gerade auf einem Schiff nach Westen.

Traditionell werden die Lichter am ersten Donnerstag im Dezember angezündet, dieses Jahr dann am 7., begleitet von Weihnachts-Chören und vielen Schaulustigen. Die Beleuchtungszeremonie des berühmtesten Tannenbaums Englands gilt für viele Briten als der eigentliche Auftakt der Weihnachtszeit. Oslos Bürgermeisterin Anne Lindboe, die bei der Fällung des Baumes in der vergangenen Woche nahe der Hauptstadt mitgewirkt hat, hofft dass die Tradition weitergeführt werde. „Wir berücksichtigen den CO2-Abdruck“ erklärte sie gegenüber den norwegischen Medien. Doch in ihrer Hand allein liege es nicht.

Bereits mehrere norwegische Städte haben mit der Weihnachtsbaum-Verschickung nach England, ebenfalls als Dank für die Unterstützung während des Krieges, aus Klimaschutzgründen aufgehört. So schickt Bergen erstmals seit 74 Jahren keinen Weihnachtsbaum mehr nach Newcastle, auch da die englische Stadt bis zum Jahr 2030 CO2-neutral sein will. Man werde dieses Jahr einen gepflanzten Baum dekorieren, um eine „nachhaltige Weihnachten möglich zu machen“ so die britische Stadtverwaltung. Dabei wurde mit dem Bürgermeister der zweitgrößten Stadt vereinbart, jeden Advent zu Besuch zu kommen, um eine norwegische Weihnachtskugel zu stiften.

Ob die Londoner, die sich letztens über die Form der norwegischen Bäume erregt haben, auch so viel Sinn für Nachhaltigkeit haben werden, wenn die „Weihnachtsgrüße aus Oslo ausbleiben“ steht noch aus. James Bond und Nachhaltigkeit passen jedenfalls kaum zusammen.