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Gegen illegalen Haustier-HandelEU will mehr für Tierschutz tun

Lesezeit 4 Minuten
Ein junge Katze spielt in einer Wohnung.

EU-weiter Standard: Zucht, Unterbringung und Umgang mit Hunden und Katzen in Zuchtbetrieben, Zoohandlungen und Tierheimen soll vereinheitlicht werden.

Die EU hat Pläne für einen schärferen Tierschutz und Reformen der Tiertransportgesetze vorgelegt. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den illegalen Handel mit Haustieren zu bekämpfen.

Es ist wieder die Zeit der Endlossuche nach Geschenken – und ein Haustier für die Familie erscheint vielen im Dezember traditionell eine gute Idee. An Heiligabend liegen gerne Hundewelpen oder Katzenbabys unter dem Weihnachtsbaum, auch weil Käufer die süßen Vierbeiner mit nur wenigen Klicks im Internet erstehen können. Doch im Netz tummeln sich zahlreiche illegale Anbieter, die sich ermutigt fühlen durch milde Strafen und die leichte Beschaffung preiswerter Tiere für den Verkauf über die EU-Grenzen hinweg.

Das führe „nicht nur zu schwerem Tierleid, sondern auch zu Kummer und wirtschaftlicher Belastung für jene Menschen, die Tiere mit Gesundheits- oder Verhaltensproblemen kaufen“, heißt es von Seiten der EU-Kommission. Nun will die Brüsseler Behörde die Vorschriften in der Gemeinschaft verschärfen. „Tierschutz ist nicht nur für die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere wichtig, sondern auch für eine humane, gesunde und nachhaltige Gesellschaft“, so Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bei der Präsentation des Entwurfs.

Standards für Unterbringung und Zucht

Demnach soll es erstmals einheitliche Standards für die Zucht, die Unterbringung und den Umgang mit Hunden und Katzen in Zuchtbetrieben, Zoohandlungen und Tierheimen geben, etwa was den geregelten Zugang zu Tageslicht und Freilauf, die Regeln für die Fütterung oder Temperaturgrenzen für Behausungen angeht. „Die Art, wie wir die Natur behandeln, einschließlich der Tiere, sagt viel darüber aus, was für Menschen wir sind“, befand EU-Vizekommissionspräsident Maroš Šefčovič, nach eigenen Angaben selbst „stolzer Besitzer“ von zwei Hunden und einer Katze.

Der Vorschlag sieht zudem vor, die Rückverfolgbarkeit der Haustiere durch die obligatorische Kennzeichnung und Registrierung in nationalen Datenbanken zu verbessern, um den illegalen Handel zu bekämpfen und die Bedingungen in den Betrieben besser zu kontrollieren. Tierschutzorganisationen verlangen seit Jahren, dass es möglich sein müsse, die Herkunft von Haustieren zu identifizieren.

74 Prozent der EU-Bürger wünschen bessere Regeln

Mit den Vorschlägen, die nun vom EU-Parlament und den Mitgliedstaaten verhandelt werden, gibt die Behörde dem Druck der Bevölkerung nach. Eine im Oktober veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage ergab, dass sich 74 Prozent der EU-Bürger einen besseren Schutz des Wohlergehens von Haustieren in ihrem Land wünschen. Die Liebe zu den Vierbeinern ist groß: 44 Prozent der EU-Haushalte besitzen ein Tier. Fast 73 Millionen Hunde und 83,6 Millionen Katzen leben in der Gemeinschaft.

Der CDU-Europaparlamentarier Peter Liese lobte den Vorschlag. „Illegaler Welpenhandel ist ein Verbrechen gegen den Tierschutz und bringt auch Gefahren für unsere Gesundheit“, sagte er. So hätten 80 Prozent dieser Tiere nach Auskunft des Deutschen Tierschutzbundes Krankheiten, weil sie nicht geimpft, nicht behandelt oder nicht untersucht worden seien. „Es sind zum Teil mafiöse Strukturen und wir müssen endlich dagegen vorgehen“, so der Christdemokrat.

Eigentlich dürfen seit 2017 auch im Online-Geschäft nur noch registrierte Züchter und Händler wirtschaften. Trotzdem floriert der illegale Handel. Denn mit Haustieren lässt sich von Spanien bis Schweden viel Geld verdienen: So beträgt der geschätzte Wert des Verkaufs der beiden beliebtesten Tierarten jährlich 1,3 Milliarden Euro. 60 Prozent der Hunde und Katzen werden dabei im Internet gekauft.

Daneben will die EU die mehr als 20 Jahre alten Gesetze zu Tiertransporten stärker im Sinne der Schweine, Kühe und Hühner reformieren. So werden jedes Jahr 1,6 Milliarden Tiere innerhalb der EU befördert. Der Plan der Behörde sieht vor, dass Fahrten zum Schlachter maximal neun Stunden lang sein dürfen. Tiere mit anderem Bestimmungsort sollen künftig höchstens 21 Stunden unterwegs sein, wobei nach zehn Stunden eine Ruhezeit von mindestens 60 Minuten eingelegt werden muss. Der Transport für Kälber unter fünf Wochen soll verboten werden. Außerdem will die Kommission den Mindestraum festlegen, der jedem Tier je nach Gewicht und Art zur Verfügung stehen muss.

Vorgaben für Fahrten bei Hitze und Kälte werden schärfer

Strengere Regeln schlägt die Kommission darüber hinaus für Fahrten vor, wenn es besonders heiß oder kalt ist. Liegen die Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad, dürfen die Transporte nicht länger als neun Stunden dauern. Bei mehr als 30 Grad sind sie nur nachts erlaubt. Werden sogar dann mehr als 30 Grad erwartet, müssen die Tiere mehr Platz erhalten. Deutet die Wettervorhersage auf Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, sollen Fahrzeuge abgedeckt und die Tiere vor Wind geschützt werden. Falls das Thermometer auf unter minus fünf Grad fällt, muss die Zeit für den Transport zusätzlich auf maximal neun Stunden begrenzt sein.