Die insolvente Handelskette wird wohl zum März 2024 abgewickelt – der Filialverkauf stockt indessen.
Insolvente HandelsketteReal soll bald vom Markt verschwinden
Die 5000 Beschäftigten der insolventen SB-Warenhauskette Real gehen mit großen Sorgen ins Weihnachtsgeschäft. Der Verkaufsprozess für die bundesweit 62 Filialen kommt nicht so recht voran. Bis Ende Dezember hat die Geschäftsführung um Bojan Luncer nur noch Zeit, einen Insolvenzplan aufzustellen. Bis dahin übernimmt die Agentur für Arbeit die Gehälter der Beschäftigten.
Ende September hatte Luncer angekündigt, so viele Märkte wie möglich zu verkaufen, um Arbeitsplätze zu retten. Doch bislang hat nur Rewe Interesse an 15 Standorten geäußert und dafür auch schon die kartellrechtliche Freigabe erhalten. Ob der Kölner Handelsriese auch wirklich alle 15 Filialen, darunter den Flagshipstore in Hagen, übernimmt, hängt freilich von den Verhandlungen mit den Vermietern ab.
Derweil zeichnet sich ab, dass das Real-Management den Geschäftsbetrieb nur bis zum 31. März 2024 fortführen will. Dann soll die traditionsreiche Marke endgültig vom Markt verschwinden. Das meldet die „Lebensmittelzeitung“. Eine Bestätigung dafür gibt es von Real auf Anfrage nicht.
In Kreisen der Gewerkschaft Verdi geht die Sorge um, dass für 20 bis 30 Real-Standorte keine Käufer gefunden werden und ihnen die Schließung drohe. Verdi nennt es einen „Skandal“, dass die betroffenen Mitarbeitenden dann nur Anspruch auf maximal zweieinhalb Monatsgehälter Abfindung hätten.
Die Beschäftigten haben einen langen Leidensweg hinter sich. In einem zähen Prozess, der fast zwei Jahre dauerte, hatte die damalige Eigentümerin Metro einen Übernehmer für die seinerzeit über 270 SB-Warenhäuser gesucht. 2020 sprang der britische Finanzinvestor SCP als Käufer ein. Er verkaufte 160 Märkte an Wettbewerber wie Kaufland, Globus, Edeka und Rewe und schloss etliche Standorte. Am Ende blieben 62 Filialen übrig, die im Juni 2022 die Unternehmerfamilie Tischendorf übernahm und weiterführte. Das Engagement hielt aber nur wenige Monate. Im Mai 2023 kaufte SCP die angeschlagene Kette zurück.
Aus dem Real-Geschäftsbericht für die Jahre 2020 und 2021, der vor einigen Tagen im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde, geht hervor, dass das Management vor dem Verkauf an Tischendorf Bedenken geäußert hatte. Von einem „bestandsgefährdenden Risiko“ sei dabei die Rede gewesen. Im Juni 2022 hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte allerdings „einen Bericht zur Fortbestehensprognose der Geschäftsführung mit positiver Beurteilung vorgelegt“.