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Alleine am StrandDas ist das wohl einsamste Schaf Englands

Lesezeit 3 Minuten
Wollig und einsam: Schaf Fiona lebte drei Jahre lang allein in einem unzugänglichen Gebiet.

Wollig und einsam: Schaf Fiona lebte drei Jahre lang allein in einem unzugänglichen Gebiet.

Fiona hatte sich vor rund drei Jahren auf einen unzugänglichen Kiesstrand verirrt und fand dann von dort keinen Weg zurück. Ihr Schicksal bewegt viele.

Menschenleere, karge Landschaften von melancholischer Schönheit: Die schottischen Highlands sind bekannt für ihre beeindruckende Natur – und für ihre Einsamkeit. Tatsächlich leben in dem Landesteil sogar mehr Schafe als Menschen. Im Jahr 2021 wurde die Zahl der wolligen Tiere auf über sechs Millionen geschätzt, während die Bevölkerung nur rund 5,5 Millionen Menschen ausmacht. Ein Tier stand wegen seines Schicksals in den vergangenen Tagen und Wochen besonders im Mittelpunkt: Fiona.

Fiona, von britischen Medien als „einsamstes Schaf Großbritanniens“ bezeichnet, hatte sich vor rund drei Jahren auf einen kleinen Kiesstrand eines schwer zugänglichen Küstenabschnitts entlang des Meeresarms Cromarty Firth verirrt und fand dann von dort keinen Weg zurück. Ein Schicksal, das immer mehr Insulaner bewegte. Kürzlich wurde sogar eine Petition zur Rettung des Tieres gestartet, die mehr als 55000 Menschen unterschrieben. Organisationen sprachen sich für die Bergung des Schafes aus. Nun wurde das zähe Tier von einer Gruppe von Bauern in einer halsbrecherischen Aktion befreit.

Dicker Mantel aus Wolle

Farmer schleppten und zogen Fiona am vergangenen Wochenende den steilen Hügel am Cromarty Firth hinauf. In einen Futtersack aus Segeltuch gehüllt, manövrierten sie das Tier um „Felsen, Büsche und Bäume“ herum, berichtete Schafscherer Cammy Wilson, der die Aktion leitete. Ihr langer Fellmantel habe bei der durchaus gefährlichen Rettung geholfen. „Sie trug die Wolle von drei Jahren, sodass sie wie auf Wolken schwebte, fast so, als wäre sie in eine Matratze eingewickelt gewesen“, sagte der Schotte.

Dieser dicke Pelz wurde für das Schaf in seiner Einsiedelei nach und nach zur Bedrohung, erklärte der Experte. Fiona habe das Gras an dem einsamen Küstenabschnitt für sich allein gehabt und sei deshalb wohlgenährt gewesen. Durch das zusätzliche Gewicht des Fells drohte sie umzufallen. Auf dem Rücken liegend, wäre das Tier möglicherweise nicht mehr in der Lage gewesen aufzustehen und hätte dann zu ersticken gedroht.

Ein Ausrutscher ist der einzige Unterschied zwischen Heldentum und Idiotentum.
Cammy Wilson, schottischer Schafscherer, zu Fionas schwieriger Rettung

Nach Kommentaren in den sozialen Medien hätten sich die Bauern zu der Rettungsaktion entschlossen. Dort wurde ihnen vorgeworfen, sie würden „das Schaf vernachlässigen und sterben lassen“. Dies sei jedoch überhaupt nicht der Fall gewesen, so Wilson. Im Gegenteil: Sie hätten sich sehr um das Tier gesorgt. Der Besitzer habe versucht, es zu bergen, musste aber feststellen, dass dies nicht möglich war, ohne sich und seine Mitarbeiter in Gefahr zu bringen. „Es war einfach eine sehr brenzlige Situation.“

Nach der Rettungsaktion wurde Fiona zunächst durch eine Schur von ihrem dicken Fell befreit. Fotos vom Wochenende zeigen das Schaf umgeben von einem dichten Teppich aus gelblich goldener Wolle. Wilson berichtete überdies, dass das Tier zukünftig in dem Streichelzoo „Dalscone Farm“ in Dumfries im Süden Schottlands leben und dort langsam wieder an andere Tiere gewöhnt werden solle.

Tierschützer gegen Streichelzoo

Ob es dazu kommt, ist nun jedoch fraglich. Denn am Wochenende brach ein Streit über Fionas Zukunft aus. Eine Gruppe von Tierschützern kritisierte die Pläne, das Mutterschaf in einem Streichelzoo unterzubringen, weil es auf diese Weise „ausgebeutet“ und zu einem „Spektakel“ werden würde. Die Aktivisten organisierten eine Demonstration vor der „Dalscone Farm“. Ein Sprecher sagte: „Wir wollen, dass Fiona an einen friedlichen Ort kommt und nicht in einen Streichelzoo.“

Ben Best, Manager der Tierfarm, betonte daraufhin in einem Video, dass das Schaf nun vorerst an einem geheimen Ort untergebracht werde, bis sich die Debatte beruhigt habe. „Das ist eine Schande“, sagte er, weil er dem Tier auf seiner Farm über die Wintermonate eine sichere und ruhige Umgebung bieten wollte. „Die Leute, die behaupten, in seinem besten Interesse zu handeln, tun das nicht.“ Trotz ihres einsamen Lebens in den letzten Jahren soll Fiona jedoch in guter Verfassung sein.