Ein US-Institut warnt vor weiteren Fortschritten im Schatten des Gaza-Krieges – der Iran dementiert indessen seine Absichten für Nuklearwaffen.
Ex-Atomchef„Teheran hat alle Teile für eine Bombe zusammen“
Der Iran treibt sein Atomprogramm ohne wirksame internationale Kontrollen voran. Rafael Grossi, der Leiter der Atomenergiebehörde IAEA, wirft den iranischen Behörden einen Mangel an Transparenz vor. Ein ehemaliger Chef des iranischen Atomprogramms schreckte Grossi und andere Fachleute mit der Bemerkung auf, das Regime in Teheran habe alle Teile für eine Atombombe beisammen und müsse sie nur noch zusammenbauen.
Der Westen und die arabischen Staaten wollen den Bau einer iranischen Atombombe verhindern, weil sie befürchten, dass die Islamische Republik die Waffe einsetzen könnte, um Israel anzugreifen oder Nachbarstaaten mit der Androhung eines Atomschlags zu erpressen. Israel und die USA wollen eine iranische Bombe notfalls mit Angriffen auf iranische Atomanlagen verhindern. US-Geheimdiensten zufolge gibt es keine Hinweise auf ein Bombenbau-Programm im Iran. Sichere Aussagen über den Stand der iranischen Atomforschung sind aber schwierig. Weil die USA aus dem Atomabkommen von 2015 ausgestiegen waren und neue Sanktionen gegen die Islamische Republik verhängt hatten, hält sich Teheran nicht mehr an die Beschränkungen des Vertrags.
Der Gaza-Krieg sei eine Gelegenheit für den Iran, ungestört an Atombomben zu bauen, erklärte das US-Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit (Iwis).
Die IAEA meldete im Dezember, dass der Iran die Uran-Anreicherung nach einer Pause wieder intensiviert habe. Inzwischen könnten iranische Atomeinrichtungen laut Iwis innerhalb einer Woche genug Uran für einen Atomsprengkopf auf das waffenfähige Niveau von mehr als 90 Prozent anreichern. Der Iran sagt, sein Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken. Nuklearwaffen hätten keinen Platz in der iranischen Verteidigungsstrategie, sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Das heißt nicht, dass die Islamische Republik auf das Drohpotenzial des Atomprogramms verzichten will. Mit neuen Verhandlungen über die Atomfrage könnte der Iran den Westen dazu bringen, die internationalen Sanktionen abzubauen.