Die Gesellschaft für Ernährung rät zu weniger tierischen Produkten – das schmeckt nun längst nicht jedem.
Ernährungsregeln der DGEGeflügelwirtschaft empört über Aufruf zum Ei-Verzicht
Weniger Fleisch auf dem Teller und nur noch ein Ei pro Woche – das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) den Verbrauchern. Denen, die mit Geflügelzucht ihr Geld verdienen, schmeckt das gerade vor den Osterfeiertagen gar nicht. „Was da empfohlen wird, geht völlig an der Lebensrealität der Menschen vorbei“, sagt etwa Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft.
Die DGE hatte Anfang März ihre aktualisierten Empfehlungen vorgestellt. Dabei hatte das Fachgremium dieses Mal explizit auch den Faktor Umwelt mit berücksichtigt. Ergebnis: Eine gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Ernährung besteht demnach zu mehr als drei Vierteln aus pflanzlichen Lebensmitteln und nur zu knapp ei-nem Viertel aus tierischen Lebensmitteln. Deren Anteil fällt damit geringer aus als bisher.
Nur zwei Portionen Milch
Die überarbeiteten Richtlinien berücksichtigen beispielsweise täglich nur noch zwei Portionen Milch und Milchprodukte, das ist eine Portion weniger als bei den vorherigen Empfehlungen. Zudem ist es laut DGE ausreichend, wöchentlich maximal 300 Gramm Fleisch und Wurst sowie lediglich ein Ei, etwa zum Frühstück, zu essen. Beim Fisch bleibt es bei ein bis zwei Portionen wöchentlich.
„Tatsächlich ist der Pro-Kopf-Konsum von Eiern in Deutschland zuletzt von 230 auf 236 gestiegen“, sagte Verbandschef Ripke. Auch der Verzehr von Geflügelfleisch habe zugenommen. „Wir werden noch einmal mit der DGE reden, wie sie zu solchen Empfehlungen kommt“, kündigte der Interessenvertreter an und schob hinterher: „Eier liefern unseren Verbrauchern preiswerte, ernährungsphysiologisch wertvolle essenzielle Aminosäuren, und wer ein Omelett zubereitet, benötigt dafür schon zwei bis vier Eier. Soll man darauf jetzt etwa verzichten?“
Die aktualisierten Richtlinien basieren laut DGE auf einem neu entwickelten mathematischen Optimierungsmodell, das die Gesellschaft mit Unterstützung von Experten unterschiedlicher Fachrichtungen entwickelt hat. Sie gelten für gesunde Erwachsene in Deutschland im Alter von 18 bis 65 Jahren, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel essen. Die Empfehlungen richten sich laut DGE immer an die gesunde Allgemeinbevölkerung, also Personen ohne besondere Bedürfnisse oder Ansprüche an die Ernährung.
Die Empfehlungen haben zwar erst einmal keine unmittelbaren Auswirkungen. Sie könnten aber speziell beeinflussen, was in Zukunft etwa in Kantinen auf den Teller kommt. Denn die Ernährungsstrategie der Bundesregierung will die Richtlinien bis zum Jahr 2030 in der öffentlichen Verpflegung verbindlich etablieren.
Die Grünen-Fachpolitikerin Renate Künast begrüßte die Empfehlungen der DGE, in denen der Verzehr überwiegend pflanzlicher Lebensmittel besonders hervorgehoben werde. „Wir alle können durch unsere Essgewohnheiten mit einfachen Mitteln dazu beitragen, dass wir unsere Gesundheit und gleichzeitig die Umwelt schonen“, erklärte die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin.
Gerade der letztgenannte Punkt sorgt allerdings für Kritik seitens der Geflügelwirtschaft. Präsident Ripke sagte: „Meines Erachtens lässt sich die DGE aktuell zu sehr von klimapolitischen Gesichtspunkten leiten und vernachlässigt damit ihren Kernauftrag.“