Arbeitsminister Heil will entsprechende Schritte zur Aufnahme in die Berufskrankheiten-Verordnung einleiten.
Einsatz von PestizidenWird Parkinson bald als Berufskrankheit bei Bauern anerkannt?
Parkinson, ausgelöst durch den intensiven Einsatz von Pestiziden, dürfte wohl bald als anerkannte Berufskrankheit unter deutschen Landwirten gelten. Das SPD-geführte Bundesarbeitsministerium will die notwendigen Schritte dazu einleiten, um die Erkrankung in die Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen.
Zuvor hatte ein Experten-Gremium nach mehrjährigen Beratungen die entsprechende Aufnahme in den Katalog empfohlen. Eine Sprecherin von Arbeitsminister Hubertus Heil teilte unserer Redaktion mit, das Ministerium werde nach der Empfehlung der Fachleute „auch bei dieser Erkrankung das Verfahren zur Aufnahme in die Berufskrankheiten-Verordnung betreiben“.
Betroffene mit Ansprüchen auf Leistungen
Die Anerkennung bedeutet, dass Betroffene Anspruch auf Leistungen ihrer gesetzlichen Unfallversicherungsträger haben. Bislang hatten Landwirte oder Gärtner, die ihre Parkinson-Erkrankung auf beruflichen Pestizid-Einsatz zurückführten, dagegen kaum Chancen auf Anerkennung.
Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) teilte unserer Redaktion mit, in den vergangenen Jahren seien 60 entsprechende Verdachtsanzeigen eingegangen. „Wegen der seinerzeit fehlenden Rechtsgrundlage waren diese Fälle negativ zu bescheiden.“
Nach Angaben eines Sprechers der Versicherung würden derzeit alle potenziell betroffenen Versicherten angeschrieben. Bis zur förmlichen Aufnahme in den Berufskrankheiten-Katalog sei eine Anerkennung als sogenannte „Wie-Berufskrankheit“ möglich. Die Leistungen für die Betroffenen seien dabei bereits identisch.
Im Nachbarland Frankreich ist Parkinson bereits seit 2012 entsprechend anerkannt. Bislang gibt es in Deutschland laut Bundesarbeitsministerium 82 anerkennungsfähige Berufskrankheiten, Parkinson wäre die Nummer 83.
Die Parkinson-Krankheit ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland sind mindestens 200000 Menschen betroffen, mit deutlich wachsender Tendenz. Typisch für Morbus Parkinson sind Bewegungsstörungen wie Zittern, verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und Störungen des Gleichgewichts.