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Eckart von Hirschhausen für Fake-Werbung missbrauchtWie Prominente und Verbraucherzentren gegen erlogene Werbung im Netz vorgehen

Lesezeit 5 Minuten
Eckart von Hirschhausen sitzt im Grünen.

Moderator, Wissenschaftsjournalist und Mediziner Eckart von Hirschhausen ist von einem Betrug betroffen, bei dem dubiose Anbieter mit seinem Gesicht für Blutdruckmittel werben.

In den sozialen Medien taucht immer wieder Fake-Werbung mit dem bekannten Arzt Eckart von Hirschhausen auf.

Der bekannte Arzt, Wissenschaftsjournalist und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen, der sein Büro in Bonn hat, ist seit Monaten Opfer von Werbebetrügern, die sein Gesicht und seine Popularität nutzen, um in den sozialen Medien für dubiose Blutdruckmittel zu werben. Bei der Verbraucherzentrale NRW melden sich seit Monaten fast täglich Menschen, die die Fake-Werbung bemerkt haben oder bereits auf sie hereingefallen sind.

Knapp 700 Beschwerden habe es laut Gesa Schölgens, der Leiterin des Projekts Faktencheck Gesundheitswerbung, bisher gegeben. Gut die Hälfte sei auf den Schwindel hereingefallen, der in den sozialen Medien in Form von bebilderten Werbeanzeigen daherkomme. In den Anzeigen zu sehen ist meist eine Kombination aus einem Lebensmittel, einem eingefügten Bild Hirschhausens sowie einer Grafik, die im Zusammenhang mit dem Thema Bluthochdruck stehen soll, etwa ein Herz, ein Blutdruckmessgerät oder eine Pulslinie. Versprochen wird den Usern ein wirksames Mittel zur Stabilisation von Bluthochdruck, ein „organischer Pflanzenkomplex“ oder gar ein „revolutionärer Komplex zur Unterstützung kardiovaskulärer Gesundheit“.

Wer auf die Anzeige klickt, landet auf einer Webseite, die dem Auftritt bekannter Medienmarken aus Deutschland nachempfunden ist und auf der ein Bericht zu einem angeblichen Interview mit Hirschhausen zu lesen ist. „Die nachgebauten Seiten täuschen optisch vor, zur ARD, dem ZDF oder zu Bild zu gehören“, berichtet Schölgens. Auch hier gehe es darum, sich das Vertrauen der Kunden durch die bekannte Optik der Marken zu erschleichen. „Inhaltlich ist das letztlich aber alles Humbug. Solche Wundermittel, wie sie dort angepriesen werden, gibt es nicht. Das ist ein Geschäft mit der Angst und der Hoffnung der Menschen“, ärgert sich Schölgens.

Die Zielgruppe des Produkts ist dabei enorm groß. Gut 20 bis 30 Millionen Deutsche sollen nach Angaben der Techniker Krankenkasse Bluthochdruck haben. Vor allem an sie richtet sich das gefälschte Interview, das auch versucht, mit gefälschten Zitaten Hirschhausens zum Kauf zu verleiten. „Kümmern Sie sich dringend um die Reinigung Ihrer Blutgefäße, bevor Ihr Herz platzt“, wird den Nutzern etwa direkt in einer fett und rot geschriebenen Überschrift Angst gemacht. „Zum Glück gibt es einen Weg zur Rettung, und ich empfehle dringend, ihn zu nutzen“, wird Hirschhausen darunter die potenzielle Lösung des Problems in den Mund gelegt.

Die im Laufe des Textes beworbenen Produkte mit Namen wie CardioBalance, CardioOne, Cardiotensive oder Cardiotonus können nach Angaben der Verbraucherzentrale die Versprechen nicht einhalten und seien unzulässig. Wer Verdacht schöpft und die Internetseite verlassen möchte, wird abermals abgefangen. „Achtung“, wird der Nutzer gewarnt. „57 Prozent der Menschen mit Bluthochdruck sterben an einem Herzinfarkt.“

Dem Treiben rechtlich einen Riegel vorzuschieben, stellt sich als schwierig heraus. Vor allem deshalb, weil immer wieder neue Webseiten mit angeblichen Heilsmitteln entstehen. „Löscht man eine Seite, ploppt einfach eine neue auf“, beklagt Verbraucherschützerin Schölgens. Betroffenen Prominenten wie Hirschhausen rät sie dazu, entsprechende Betrugsfälle öffentlich zu machen und mit der eigenen Reichweite Verbraucher vor einem möglichen Fehlgriff zu bewahren. Hirschhausen kommt dem in Form eines großen roten Stickers auf seiner eigenen Homepage nach. „Achtung: Werbung mit meinem Namen!“ steht dort geschrieben. Auf der dahinterliegenden Informationsseite warnt Hirschhausen, dessen Stiftung „Humor hilft heilen“ ihren Sitz in Bonn hat, vor den Produkten.

Eckart von Hirschhausen distanziert sich von den Werbebetrügern

„Ich stehe weder in Bezug zu diesem Produkt, noch mache ich Werbung für andere Produkte“, heißt es dort. Auch die Fotos und Zitate werden als Fälschungen ausgewiesen. User, die auf die Werbung aufmerksam werden, bittet Hirschhausen eine E-Mail an zu senden, um den Betrügern und ihren Webseiten nachzugehen. Auch auf Instagram hatte sich der prominente Arzt von den Werbebetrügen distanziert – bereits im Juni vergangenen Jahres. In seinem Post gibt Hirschhausen an, auch juristisch gegen die Fake-Werbung vorzugehen.

„Die juristische Auseinandersetzung ist ungemein frustrierend, weil das Internet so viele rechtsfreie Räume ermöglicht“, sagt Hirschhausen auf Anfrage der Redaktion. Den Fernsehpromi ärgert es ungemein, dass andere mit seinem Namen Geld erschwindeln – und damit durchkommen. Die Täter würden einfach die Server wechseln, um ihr Bezugsquelle zu verschleiern, erklärt er. „Das Geld der Gutgläubigen ist dann futsch.“

Gegen Persönlichkeitsrecht verstoßen

Ganz schlecht stehen die Aussichten auf eine erfolgreiche Löschung solcher Webseiten tatsächlich nicht, sagt Florian Wagenknecht. Der Fachanwalt für Urheber- & Medienrecht der Bonner Kanzlei TWW Law kennt vergleichbare Fälle, in denen ebenfalls gegen das allgemeine Persönlichkeitsrecht verstoßen und Werbung mit der Popularität von Prominenten gemacht wird. „Etwa drei Viertel der Seiten bekommen wir gelöscht“, gibt Wagenknecht an. Das Aufspüren der Seitenbetreiber sei dagegen nur in etwa einem Drittel der Fälle erfolgreich. Von ihnen können Prominente wie auch Normalos im Fall eines entsprechenden Rechtsverstoßes Lizenzgebühren einklagen. In bekannten Fällen von Stefan Raab oder Günther Jauch seien aufgrund des zu ersetzenden Werbewertes so bereits Gebühren in Höhe von bis zu 20.000 Euro erstritten worden.

„Rechtlich kann man sich also in jedem Fall wehren. Praktisch stehen die Chancen deutlich schlechter, da sich die Spuren zum Anbieter oft verlieren“, fasst der Anwalt zusammen. Und selbst im Erfolgsfall – sich dagegen wehren, dass alsbald eine ähnliche Seite von anderen Betreibern mit neuerlichem Betrugsversuch auftauche, könne man letztlich nicht.