Der Sohn des künftigen US-Präsidenten stattet Grönland einen Besuch ab. Kopenhagen ist beunruhigt. Auch auf Kanada scheint Donald Trump ein Auge geworfen haben. Den Briten reicht das breitbeinige Auftreten der neuen US-Administration schon jetzt.
GeopolitikDonald Trumps begehrliche Blicke auf Grönland und Kanada
Mit dem geräumigen Privatflugzeug seines Vaters, immerhin eine Boeing 757, landete Donald Trump junior am Dienstagmittag samt seiner Entourage auf dem verschneiten Flughafen von Nuuk, der Hauptstadt Grönlands. Dänische Medien spekulierten, dass er „das große Scheckheft“ seines Vaters mit an Bord hatte. Denn Donald Trump, der designierte Präsident der Vereinigten Staaten, will die größte Insel der Welt von Dänemark kaufen, dies machte er schon mehrfach unverhohlen klar. Dennoch sagte Trump junior dem grönländischen Rundfunk KNR, er habe nicht vor, während seines Besuches einheimische Politiker zu treffen. „Wir sind nur als Touristen hier.“
Grönland und seine Bewohner „profitieren enorm, wenn sie ein Teil unserer Nation werden“, hatte allerdings Vater Trump erst Anfang dieser Woche in seinem eigenen Social-Media-Netzwerk Truth Social gepostet. „Wir werden Grönland vor einer sehr bösartigen Außenwelt schützen und in Ehren halten.“ In Anlehnung an seinen Slogan „Make America Great Again“ forderte Trump: „Make Greenland great again“. Als wäre das nicht genug, präsentierte der künftige Präsident auch ein Video mit einem namentlich nicht genannten Grönländer, welcher ihn angeblich aufforderte, die Insel zu kaufen und so von der „Kolonisierung Dänemarks“ zu befreien.
In Kopenhagen scheint man nun doch langsam verunsichert zu sein. Während die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen den Kauf-Vorschlag Trumps während seiner ersten Amtszeit im Jahr 2019 als „absurde Idee“ abtat, agiert die weiterhin amtierende Sozialdemokratin nun vorsichtiger. „Es ist wichtig, dass die Zukunft Grönlands etwas ist, das von den Grönländern bestimmt werde und von niemandem anderem“, betonte sie am Dienstag gegenüber dem Sender TV2.
Ein Zeichen dafür, wie ernst Nuuk und Kopenhagen die Ambitionen des Amerikaners nehmen, ist auch die spontan angesetzte Reise des grönländischen Regierungschef Mute Egede am Dienstag nach Dänemark. Die Begehrlichkeiten des angehenden Präsidenten sind offensichtlich: Durch das tauende Eis der über zwei Millionen Quadratkilometer großen Insel werden nach und nach viele wertvolle Bodenschätze erreichbar, darunter auch sogenannte seltene Erden – Rohstoffe, die für moderne Technologien notwendig sind. Zudem rüsten China und Russland massiv in der Arktisregion auf, sodass eine Kontrolle Grönlands für Trump auch aus geopolitischen Gründen notwendig erscheint.
„Wir stehen nicht zum Verkauf und werden auch nie zum Verkauf stehen“
Das Territorium sei nicht zu verkaufen, bekräftigte Frederiksen dagegen am Dienstag bei TV2 erneut. Gleichzeitig hob die Kopenhagener Regierungschefin aber auch die wichtige Partnerschaft mit den USA hervor. Die Vereinigten Staaten seien Dänemarks „engste Verbündete“.
Egede, der Chef der Regionalregierung in Nuuk, hatte Trumps Ansinnen schon im Dezember eine deutliche Abfuhr erteilt. „Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf und werden auch nie zum Verkauf stehen. Wir dürfen unseren langen Freiheitskampf nicht verlieren“, betonte er. Gleichzeitig kündigte der Politiker, der traditionell im Kapuzenpulli auftritt, in der Neujahrsansprache an, dass „wichtige Schritte in Richtung eines unabhängigen Landes unternommen“ würden.
Das Verhältnis der Grönländer zu Dänemark ist durchaus angespannt. So verklagten erst im vergangenen Jahr 143 Frauen den dänischen Staat, da ihnen als Mädchen in den Sechziger- und Siebzigerjahren von dänischen Ärzten die Spirale zwangsweise eingesetzt worden war, um das Bevölkerungswachstum zu drosseln. Egede bezichtigt Dänemark deswegen mittlerweile sogar des „Völkermords“.
Auch das Interesse der Amerikaner an Grönland hat eine lange Vorgeschichte. Bereits US-Präsident Harry S. Truman machte 1946 einen Anlauf, das arktische Eiland zu erstehen. Grönlands strategisch wichtige Lage war auch das Motiv für die USA, Druck auf Dänemark auszuüben, 1949 der Nato beizutreten. Der US-Militärflughafen, der daraufhin im Norden der Insel gegründet wurde, wird derzeit ausgebaut.
Genauso bauen die USA auch die Beziehungen zu Grönland aus – Trump junior weihte mit dem blauen Privatjet „Trump Air One“ praktisch den neuen Flughafen von Nuuk ein, der seit Kurzem mit Direktflügen von New York angesteuert werden kann. Seit 2020 haben die USA ein Konsulat auf der Insel, und amerikanische Interessenvertreter seien bereits seit Jahren in Grönland unterwegs, wie der dänische Abgeordnete Karsten Hönge, Mitglied des zuständigen Ausschusses im Parlament, bemängelte. Amerikas Interessen in Sachen Grönland wird bald Ken Howery als Botschafter in Kopenhagen vertreten. Der milliardenschwere Mitgründer des Internetbezahlsystems Paypal gilt als Trump-loyal und wirkte bereits als Botschafter in Stockholm.
So viel kostet Grönland Dänemark jährlich
Umgerechnet mehr als 500 Millionen Euro überweist die dänische Regierung derzeit jährlich an die selbstverwaltete Insel, damit jene unter der Krone bleibt. Eine Summe, welche für die USA finanziell kein Hindernis darstellen würde. Für das sonst durchgehend amerikafreundliche Dänemark wäre der Verlust von Grönland aber auch ein Bedeutungsverlust auf dem internationalen Parkett. Die arktische Insel ist bislang der Garant gewesen, von den Großen der Weltpoliltik gehört zu werden.
Doch die geopolitischen Ansprüche des baldigen US-Präsidenten richten sich nicht nur auf Grönland. Nach der Rücktrittsankündigung des kanadischen Premiers Justin Trudeau hat Trump auch seinen Vorschlag wiederholt, das nördliche Nachbarland solle mit den USA zu einem nordamerikanischen Riesenstaat zusammengehen. „Wenn Kanada mit den USA fusionieren würde, gäbe es keine Zölle, die Steuern würden deutlich sinken und sie wären vollständig sicher vor der Bedrohung durch russische und chinesische Schiffe, die sie ständig umgeben“, schrieb Trump am Montag bei Truth Social. „Zusammen – was wäre das für eine großartige Nation“, fügte er hinzu.
Trumps Sticheleien fallen in eine politisch unsichere Zeit für Kanada. Die Führung des Landes wird sich in den kommenden Monaten neu sortieren müssen. Der 53-jährige Trudeau hatte zuvor seinen Rücktritt angekündigt. Nach rund einem Jahrzehnt im Amt waren die Beliebtheitswerte des einstigen Hoffnungsträgers in den vergangenen Monaten rapide abgesackt. Er wurde nicht nur für die hohe Inflation im Land verantwortlich gemacht, sondern auch für eine Krise am Wohnungsmarkt und bei den öffentlichen Dienstleistungen.
Trump hatte Trudeau immer wieder spöttisch als „Gouverneur“ bezeichnet und das Nachbarland als möglichen „51. Bundesstaat“ der USA beschrieben. Kanada ist das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde, hat rund 40 Millionen Einwohner und ist Mitglied der Nato und der G7. (mit afp/dpa)