AboAbonnieren

Jens Wawrczeck schreibt über HitchcockSeine Stimme kennen Millionen Fans der „Drei ???“

Lesezeit 3 Minuten
Jens Wawrczeck alias Peter Shaw: Der „Drei ???“-Sprecher ist ein Experte für Alfred Hitchcock – und hat ein Buch über ihn geschrieben.

Jens Wawrczeck alias Peter Shaw: Der „Drei ???“-Sprecher ist ein Experte für Alfred Hitchcock – und hat ein Buch über ihn geschrieben.

In seinem Buch „How to Hitchcock“ verbindet Wawrczeck jetzt Essays zum Werk mit seiner eigenen Hitchcock-Geschichte.

Die Stimme von Jens Wawrczeck kennt jeder – zumindest jeder, der schon ein Hörspiel der „Drei ???“ gehört hat. Seit 44 Jahren spricht der 60-Jährige den zweiten Detektiv Peter Shaw; und in der Rolle ist Wawrczeck ein persönlicher Freund Alfred Hitchcocks. Der Regisseur steht den „Drei ???“ in den ersten Fällen als Auftraggeber zur Seite.

Auch in der Realität ist die Verbindung eng. Seit einigen Jahren liest Wawrczeck alle Bücher ein, die Hitchcock verfilmt hat. (18 Titel liegen schon vor, verfügbar auch bei Spotify.) In seinem Buch „How to Hitchcock“ verbindet Wawrczeck jetzt Essays zum Werk mit seiner eigenen Hitchcock-Geschichte. Warum gerade dieser Regisseur? Wawrczeck: „Bei Hitchcock ist das Thema Angst elementar. Weil ich ein sehr ängstlicher Mensch bin, spricht mich das an.“

Verehrt hat er „Hitch“ schon als Kind. „Vielleicht war ich immer ein bisschen anders als meine Schulkameraden“, sagt Wawrczeck. In der siebten Klasse hat er ein Referat über seinen Lieblingsfilm gehalten: „Marnie“ – der Thriller einer Kleptomanin, die den Freier ihrer Mutter getötet hat. Hätte da nicht der Schulpsychologe eingreifen müssen? „,Marnie‘ handelt auch von der Angst, dass einen die eigene Mutter nicht lieben könnte. Und die kennt wahrscheinlich jedes Kind“, sagt er. „Jetzt bin ich 60 und darf diese Filme auch offiziell mögen.“

Erste Hitchcock-Sammlung aus selbst gemachten Hörspielen

In Wawrczecks Kindheit gab es noch keine Videorekorder. Die erste Hitchcock-Sammlung des Hörspielsprechers bestand damals – aus selbst gemachten Hörspielen. Wenn im Fernsehen Hitchcock lief, hat er die Familie zur Ruhe verpflichtet und den Ton mitgeschnitten.

Kann das funktionieren? Wawrczecks Buch lobt doch gerade Hitchcocks visuelles Genie. „Doch, das funktioniert“, sagt er: „Als ich die Filme zum ersten Mal gesehen hatte, war der Eindruck so intensiv, dass ich sie in meiner Fantasie sehr genau nachbauen konnte.“

Vielleicht habe er die Filme damals sogar noch intensiver erlebt. Auch die mangelnde Verfügbarkeit hat dazu beigetragen. DVDs gab’s ja auch noch nicht. „Einen Hitchcock im Fernsehen zu sehen war ein Ereignis“, sagt Wawrczeck. „Wenn ich in der Programmzeitschrift einen Film entdeckte, war der Ausstrahlungstermin wie eine Verabredung.“ Noch heute nutzt er kein Streaming. Er geht ins Kino.

Als Filmliebhaber sammelt Wawrczeck auch Devotionalien: Doris Days Brosche und einen Kostümentwurf für Audrey Hepburn. Im Sammelgebiet Hitchcock besitzt er eine Vorstudie zum Gemälde aus „Vertigo“. Außerdem hat er vor Jahrzehnten für wenig Geld Originalplakate gekauft, die er heute auf mehrere Tausend Dollar schätzt. „Die Vögel“ ist dabei und auch „Marnie“.

Das sind die Klassiker, die Hitchcock mit seiner Entdeckung Tippi Hedren gedreht hat. Die schildert ihr Verhältnis zum Regisseur heute als #MeToo-Fall. Hat Wawrczecks Hitchcock-Bild einen Knacks bekommen? „Wahrscheinlich stimmt alles, was Tippi Hedren sagt“, sagt der und bedauert den „schwarzen Fleck“ in Hitchcocks Vita. „Ihre schmerzhafte Geschichte und ihre unglaubliche Leistung in ,Marnie‘“ – beides erkennt er jetzt auf der Leinwand: „Ich sehe einen Film, dessen Hauptdarstellerin sehr gelitten hat, aber ich sehe auch das Meisterwerk eines Ausnahmeregisseurs.“

Und was ist mit seinem ganz persönlichen Verhältnis zum legendären Filmemacher? Welche Erinnerungen hat er in seiner Rolle als „Drei ???“-Detektiv? „Leider waren wir immer im Dreierpack bei ihm“, bedauert Wawrczeck und sagt: „Ich hätte gerne mal allein mit Hitchcock gefachsimpelt, und sei es nur fiktiv als Peter Shaw.“

Jens Wawrczeck: „How to Hitchcock“. dtv, 256 Seiten, 13 Euro. Hörbuch bei audoba. Eine Kinotour verbindet Lesung und Filmvorführung. Termine im Netz unter www.jenswawrczeck.de