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Verbesserung der ZusammenarbeitNeuer Veranstalter für Rhein in Flammen in Bonn

Lesezeit 4 Minuten
Bunt beleuchtete Boote und Schiffe sowie ein Feuerwerk sind in Bonn beim Fest „Rhein in Flammen“ zu sehen.

Für Veranstaltungen wie den Schiffskonvoi bei Rhein in Flammen sollen die Bonner Touristiker von der T&C künftig nicht mehr zuständig sein.

Gesellschafter der Tourismus und Congress GmbH, allen voran der Rhein-Sieg-Kreis, hatten kritisiert, dass es Doppelstrukturen beim touristischen Angebot gab und der Fokus der Neuausrichtung zu sehr auf Bonn lag.

Das Landprogramm für Rhein in Flammen hat 2024 einen neuen Veranstalter. Die regionale Tourismus und Congress GmbH (T&C) hingegen soll bei Veranstaltungen künftig ganz raus sein, ebenso wie bei privaten Hotelbuchungen. Das geht aus einer nicht-öffentlichen Vorlage für den Wirtschaftsausschuss am 30. Januar hervor.

Gesellschafter der T&C, allen voran der Rhein-Sieg-Kreis, hatten kritisiert, dass es Doppelstrukturen beim touristischen Angebot gab und der Fokus der Neuausrichtung zu sehr auf Bonn lag. „In den Gesprächen zur T&C stehen stets die Anforderungen der Bundes- und Kongressstadt Bonn im Mittelpunkt. Wir kommen mit unseren Angeboten leider zu wenig vor“, sagte Landrat Sebastian Schuster im vergangenen Jahr in einem Interview. Seit dem vergangenen Jahr gibt es außerdem ein neues Touristisches Leitbild für Bonn, das mit Leben gefüllt werden soll.

Zusammenarbeit und Strukturen verbessern

Ein wichtiges Ziel des Leitbilds: Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen, inklusive „Klärung der Rolle der T&C, mit dem Ziel der Verbesserung der Wirksamkeit des nationalen und internationalen Tourismusmarketings und des Tourismusmanagements“, so der Bericht der Agenur dwif.

Die T&C-Gesellschafter beauftragten im vergangenen Oktober dann eine weitere Agentur, die in der Region bereits bekannt ist. Jan Kobernuß von der Kölner „ift – Freizeit und Tourismusberatung GmbH“ hat bereits das Tourismuskonzept für Stadt Blankenberg in Hennef erstellt und begleitet federführend den touristischen Wiederaufbau im Ahrtal nach der Flut.

Das abschließende Gutachten von Kobernuß zur Zukunft der T&C liegt der Bonner Politik noch nicht vor, es werde nachgereicht, kündigt die Stadt in ihrer Vorlage an. Die Verwaltung fasst für die anstehenden Ausschussitzungen die Empfehlungen der Agentur zusammen, wonach „die T&C weiterhin wichtige Aufgaben insbesondere in der Destinationsvermarktung wahrnehmen soll“, also bei der Vermarktung der touristischen Region. Weitere Stichworte sind „fokussierte Aufgabenerledigung“ und „Konzentration auf Kernaufgaben“. Die Ergebnisse seien im Dezember im Aufsichtsrat der T&C vorgestellt worden, so die Stadt Bonn. Schwerpunkte sollen die Entwicklung und Vermarktung touristischer Produkte und das Congressbüro sein, außerdem regionale Tourismusnetzwerke, Vertretung der Region auf Landesebene und Marktbeobachtung.

Rhein in Flammen wird neu aufgestellt

Was wegfallen soll, ist die Beratung einzelner Betriebe, das eigene Hotel-Buchungsportal und die Eventorganisation, wozu auch die Organisation des Schiffkonvois bei Rhein in Flammen zählte. Der war ursprünglich das Herzstück von Rhein in Flammen, doch mit den Jahren gewann das extern organisierte Landprogramm immer mehr an Bedeutung.

Die Zeiten, in denen die Touristiker Themenschiffe mit Kabarett und Musikprogramm vermarkteten, sind schon länger vorbei. Nach der Corona-Pandemie wurde der offizielle Schiffkonvoi zwischen Bonn und Linz sogar zweimal abgesagt, auch wegen eines Streits mit den Kommunen über die Finanzierung von bengalischen Lichtern und Sicherheitsdienst am Ufer. In diesem Jahr wird Rhein in Flammen jedoch neu aufgestellt, der neue Veranstalter „RiF Bonn GmbH“ nimmt zurzeit Bewerbungen für Standplätze entgegen.

Teurer soll die neu aufgestellte T&C offenbar nicht werden. Durch die wegfallenden Aufgaben entstehen „voraussichtlich keine zusätzlichen finanziellen oder personellen Aufwendungen in den Kommunen“, heißt es. Offenbar empfiehlt der Gutachter aber, künftig nicht nur bei den Kosten genauer hinzuschauen: „Zur Steuerung der Arbeit der T&C wird zukünftig die Erstellung einer detaillierten Kostenstellenrechnung sowie eine entsprechende Leistungserfassung empfohlen. Es sollte darüber hinaus ein Beirat aus Mitgliedern der Gesellschafter eingesetzt werden, der die T&C künftig fachlich-strategisch begleitet.“

Doppelstrukturen gibt es in Bonn, weil das Thema Tourismus nicht nur bei der T&C, sondern auch in der Bonn-Information und innerhalb der Stadtverwaltung bearbeitet wird. Hier vertröstet die Vorlage zunächst, was den Auftrag der Politik angeht, die verwaltungsinternen Strukturen zu überprüfen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen: „Auch hierzu trifft das Gutachten Empfehlungen, die noch verwaltungsintern zu bewerten und abzustimmen sind. Hierzu wird die Verwaltung eine gesonderte Vorlage vorlegen.“

Untergrenze bereits erreicht

Als sichere finanzielle Basis empfiehlt der Gutachter, dass die Region Bonn/Rhein-Sieg 1,5 Millionen Euro pro Jahr in das gemeinsame Destinationsmarketing investieren sollte. Hier sei die Untergrenze bereits erreicht. Der Kostendeckungsgrad der T&C sei im Vergleich zu anderen Städten allerdings „gleich beziehungsweise eher gering, der Anteil öffentlicher Zuschüsse eher hoch“, heißt es in der Vorlage.

Einsparpotenzial durch die Fokussierung der Aufgaben gebe es bei der T&C nicht, „weil Aufgaben beispielsweise im Datenmanagement und Digitalmarketing sowie im Bereich Congressbüro Bonn/Rhein-Sieg umfassender ausfallen werden als bisher.“ Im Ergebnis geht die Verwaltung davon aus, „dass der bestehende Zuschuss in gleicher Höhe beibehalten werden sollte“.


Ausgleichsmaßnahme für Bonn-Berlin-Umzug

Die Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (T&C) wurde 1996 als Ausgleichsmaßnahme für den Bonn-Berlin-Umzug gegründet. Ziel war die Stärkung der Tourismusregion und eine umfassende Tourismus- und Eventwerbung. Erster Geschäftsführer war Hans-Helmut Schild, 2001 folgte Tilmann Flaig, der zehn Jahre später von Udo Schäfer abgelöst wurde. Gesellschafter sind die Stadt Bonn (38,5 Prozent), der Tourismus Förderverein Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (30 Prozent), der Rhein-Sieg-Kreis (19,5 Prozent), die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg und die Hotel- und Gaststätteninnung Bonn/Rhein-Sieg-Kreis (jeweils mit 6 Prozent). Die T&C hat nach eigenen Angaben „rund 17 Planstellen“. (koe)