Eigentlich sind Füchse eher nachts aktiv, momentan sind sie aber den ganzen Tag unterwegs, um den Nachwuchs zu versorgen. Das verunsichert die Anwohner.
Wie man sich richtig verhältFüchse durchstöbern Städte auf Nahrungssuche für ihren Nachwuchs
Als Sylvana Leeser vor ein paar Tagen aus dem Fenster schaute, dachte sie zuerst, ein Reh wolle etwas Heu aus der Box für ihre Hasen abzweigen. Dann stellte sie fest, dass es kein Reh war und dass das Tier wohl eher an den Hasen in der Box interessiert war. Es handelte sich nämlich nicht um ein Reh, sondern um einen Fuchs – und zwar ein ziemlich großes Exemplar.
Leeser wohnt mit ihrer Familie am Rande des Kottenforstes. Sie hält nicht nur Hasen, sondern auch Meerschweinchen und Hühner, außerdem ist sie Hundebesitzerin. „Das war ein ordentliches Kerlchen“, sagt Leeser über die Größe des Fuchses, den sie an diesem Tag noch ein zweites Mal sah.
Als sie später in den Wald ging, um Heu für ihre Tiere zu holen, stand sie dem Fuchs plötzlich gegenüber. Ungefähr 20 Meter war er entfernt. „Wir haben uns beide angeschaut und uns langsam rückwärts bewegt“, sagt sie. Dass die Tiere zu dieser Jahreszeit unterwegs sind, kennt sie schon. Sie trifft dann entsprechende Vorkehrungen, lässt etwa die Hühner nur aus dem Stall, wenn sie in der Nähe ist. Auch an der Box für die Hasen war der Fuchs nicht erfolgreich, weil sie gut verschlossen war.
Füchse bekommen ihren Nachwuchs im März
„Es war ein wunderschönes Tier“, sagt Leeser. „Ein tolles Erlebnis. So was passiert nicht alle Tage.“ Weil das Tier so groß war und so nah an ihr Haus kam, verständigte Leeser später Lutz Schorn. Der ist Vorsitzender der Bonner Jägerschaft und Jagdberater der Stadt. Derzeit bekomme er aus der gesamten Stadt drei, bis vier solcher Anrufe am Tag, berichtet Schorn. Nicht immer geht es um Füchse, sondern auch um vermeintlich hilflose Vögel. Die Füchse bekommen ihren Nachwuchs im März oder April. Dann werden sie rund einen Monat von der Mutter gesäugt. Erst danach gibt es für sie feste Nahrung, die von den erwachsenen Tieren in den Bau gebracht wird.
„Sie schleppt alles an, was die hungrigen Mäuler verwerten können“, sagt Schorn. Besonders wählerisch sind sie dabei nicht. Es könne schon mal sein, dass die Füchse eine Mülltonne ausräumen. Der Hühner- oder Kaninchenstall ist für sie ein willkommenes Büffet, im Gegensatz zur Jagd: Bei der müssen sich die Füchse deutlich mehr anstrengen, um ihre Beute zu fangen. Und ob sie überhaupt erfolgreich sind, ist dabei immer unklar.
Tiere auf keinen Fall füttern
Eigentlich sind Füchse laut Schorn eher nachts aktiv, momentan sind sie aber den ganzen Tag unterwegs, um den Nachwuchs zu versorgen. Das verunsichere die Leute. Es sei aber ein Problem, das sich in ein paar Wochen von selbst erledige, wenn der Nachwuchs älter ist und selbst auf Nahrungssuche geht. Schorn rät, die Tiere auf keinen Fall zu füttern, wenn sie im Garten auftauchen. Sonst kommen sie immer wieder. Es sei außerdem wichtig, den Füchsen nicht zu nahe zu kommen. „Es sind Wildtiere, die sich wehren, wenn sie bedrängt werden“, sagt Schorn. Aber das sei die Ausnahme.
In der Regel würden sie ohnehin schnell flüchten, wenn Menschen in der Nähe sind. Viel anderes lasse sich gegen die Füchse derzeit nicht unternehmen, da sie Schonzeit haben. Da kämen nicht mal Lebendfallen infrage.
Und dann hat Schorn noch einen weiteren Rat, wenn es Besuch von Füchsen im Garten gibt: „Nicht in Panik verfallen. Und sich einfach über das Naturschauspiel freuen.“
Tiere nicht einfach anfassen
Derzeit erreichen Lutz Schorn, Vorsitzender der Bonner Jägerschaft, auch immer wieder Anrufe zu vermeintlich hilflosen Vögeln. Hier ist zwischen Ästlingen und Nestlingen zu unterscheiden. Die Ästlinge haben bereits ein Gefieder, sind noch nicht voll flugfähig, halten sich aber schon außerhalb des Nestes auf. Es gilt: Auf keinen Fall anfassen, weil sie sonst nicht von ihren Eltern erkannt werden.
Wer sie unbedingt vor der Katze des Nachbarn schützen will, sollte sich Handschuhe anziehen, bevor man sie auf eine erhöhte Position setzt, rät Schörn. Die Nestlinge haben noch kein Gefieder, diese können ins Nest zurückgesetzt werden – dazu auch unbedingt Handschuhe anziehen. (sdn)