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UrlaubsparadiesBalis Traumstrände werden unter Müllhaufen begraben

Lesezeit 4 Minuten
Müllberge am Strand von Kuta.

Müllberge am Strand von Kuta.

Reise-Experten warnen vor einem Besuch der beliebten Insel. Jetzt kämpft das Urlaubsparadies in Indonesien um seinen Ruf.

Bali gilt als Tropenparadies, das einen zudem bezahlbaren Traumurlaub verspricht. Bisher zumindest. Laut des Rankings eines US-amerikanischen Herausgebers von Reiseführern ist die indonesische Urlaubsinsel jedoch das Ziel, von dem Reisende im kommenden Jahr Abstand halten sollten.

Bali führt Fodor‘s sogenannte „No List“ für 2025 an. Vorgeworfen wird der Insel übermäßiger Tourismus, der zu einer Vielzahl von Problemen führe – allen voran mit Plastikmüll übersäte Strände. Tatsächlich boomt Bali seit Ende der Pandemie wieder. Laut des Statistikamts der Provinz Bali begrüßte die Insel im vergangenen Jahr bereits schon wieder 5,3 Millionen internationale Besucher, ein enormer Anstieg nach den kargen Jahren der Pandemie, auch wenn die 6,3 Millionen Besucher aus dem Jahr 2019 noch nicht wieder erreicht sind.

Problem mit dem Entsorgen von Abfall

Trotzdem hat der plötzliche Anstieg an Reisenden die Insel unter Druck gebracht, wie es vonseiten Fodors heißt. „Einst unberührte Strände wie Kuta und Seminyak sind heute unter Müllhaufen begraben, und die lokalen Abfallentsorgungssysteme haben Mühe, Schritt zu halten.“

Die „Bali Partnership“, eine Koalition aus Akademikern und gemeinnützigen Organisationen, die sich mit der Erforschung und Lösung von Problemen im Abfallmanagement befasst, schätzt, dass die Insel jährlich 1,6 Millionen Tonnen Abfall erzeugt, wobei Plastikmüll fast 303.000 Tonnen ausmacht. Trotz dieser beträchtlichen Mengen würden nur 48 Prozent aller Abfälle verantwortungsvoll entsorgt und lediglich sieben Prozent des Plastikmülls recycelt. Dieser Mangel führe dazu, dass jedes Jahr 33.000 Tonnen Plastik in die Flüsse, Strände und ins Meer rund um Bali gelangten und eine ernsthafte Bedrohung für die Ökosysteme der Insel darstellten, wie es auf der Webseite der Organisation heißt.

Experten sehen langfristige Nachteile für Bali

Experten mahnen immer wieder an, dass Bali kurzfristige wirtschaftliche Gewinne vor langfristige Nachhaltigkeit stelle. Aus ähnlichen Gründen landete die Urlaubsinsel 2020 schon einmal auf der „No List“ der Reiseexperten, die in diesem Jahr neben Bali auch Abenteuerreisen zum Mount Everest, den thailändischen Urlaubsort Koh Samui oder europäische Reiseziele wie Barcelona, Venedig, Lissabon, Mallorca und die Kanarischen Inseln umfasst. Fodors veröffentlicht seine „No List“ von Reisezielen jährlich, und wählt dabei Orte aus, die unter der Last des Tourismus leiden. Die Reiseexperten betonen dabei, dass diese Hotspots nicht boykottiert werden dürfen, da diese Art von Aktion „der lokalen Wirtschaft schadet und keine sinnvollen Veränderungen herbeiführt“. „Aber wir glauben, dass der erste Schritt zur Linderung eines Problems darin besteht, zu erkennen, dass es eines gibt“, schrieben die Experten. Die No-Liste diene dazu, Reiseziele herauszustellen, bei denen der Tourismus unhaltbare Belastungen für das Land und die lokalen Gemeinschaften darstelle. „Und diese Belastungen müssen angegangen werden.“

„Einst unberührte Strände wie Kuta und Seminyak sind heute unter Müllhaufen begraben.“
Fodor’s, Hersteller von Reiseführern

Den Journalisten der lokalen Zeitung „Bali Sun“ stießen die Einschätzungen der Reiseexperten trotzdem sauer auf. Sie schrieben in einer „Antwort“ auf das Ranking, dass die Krise der Abfallwirtschaft auf Bali zwar „kein Scherz“ sei, Balis Strände aber „nicht 365 Tage im Jahr unter Fluten von Plastikmüll begraben“ seien.

Obwohl ein großer Teil des zentralen Südens der Insel, wo sich die meisten Resorts befinden, mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen habe, darunter Verkehrsstaus, eine zu schnelle Entwicklung des Tourismus und Probleme mit der Abfallwirtschaft, gebe es auf Bali auch viele Regionen mit authentischen Reiseerlebnissen, die nur darauf warten würden, erkundet zu werden.

Spitzenreiter auf der „No List“ 2025

Die Zeitung zitierte dabei auch den Vorsitzenden des Bali Tourism Board, Ida Bagus Agung Partha Adnyana, der gegenüber Reportern sagte, dass das Problem nicht die Zahl der Touristen insgesamt sei, sondern die Konzentration des Tourismus in bestimmten Gebieten, insbesondere im Süden Balis. „Dies führt dazu, dass andere Gebiete auf Bali, die eigentlich reich an Kultur und natürlicher Schönheit sind, nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhalten, weder von Touristen noch von Tourismusmanagern.“

Wie viel Gewicht die Ratschläge der Experten bei den Entscheidungen der Reisenden im neuen Jahr haben werden, bleibt abzuwarten. Einige erste Urlauber haben aber bereits reagiert. So verwies eine Internetnutzerin in einem Post auf sozialen Medien auf die „No List“ und kommentierte, dass Bali inzwischen „Massentourismus“ sei. „Es war eines meiner Lieblingsziele, aber ich werde nicht mehr zurückkommen.“