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Attentat auf TrumpIst der Wahlkampf in den USA außer Kontrolle?

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West Palm Beach: Ein Beamter der Palm Beach County Sheriffs steht vor dem Trump International Golf Club nach dem mutmaßlichen versuchten Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.

West Palm Beach: Ein Beamter der Palm Beach County Sheriffs steht vor dem Trump International Golf Club nach dem mutmaßlichen versuchten Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.

Wird sich der mutmaßlich zweite Attentatsversuch auf Trump auswirken? Ereignisse von starker Symbolkraft können dem Wahlkampf unerwartete Wendungen verleihen.

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen wurde Donald Trump zur Zielscheibe eines mutmaßlichen Mordversuchs. Das ist scharf zu verurteilen – keine Frage. Dass nun aber ausgerechnet Trumps einstiger Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris vorwirft, die Stimmung unverantwortlich angeheizt zu haben, entbehrt nicht der Scheinheiligkeit.

Wer hat denn seit Jahren das politische Klima in den USA mit Lügen, Verunglimpfungen, Hassreden und kalkulierter Gewaltkoketterie vergiftet wie kein US-Präsident vor ihm? Wer hat denn einen Mob angestachelt, das Kapitol zu stürmen? Wer hat erst jüngst im TV-Duell mit Harris davon geschwafelt, dass Demokraten die Ermordung Neugeborener erlauben wollten und Einwanderer Haustiere von US-Bürgern äßen? Und nun wundern sich Trump-Getreue, dass sich „labile“ Personen ermächtigt fühlen, Gewaltfantasien umzusetzen – ernsthaft jetzt?

Wenn Demokraten Trump als das bezeichnen, was er ist, ein autoritärer Politiker nämlich, der das demokratische System aushöhlt, hat er sich das allein selbst zuzuschreiben. Die Präsidentschaftswahl am 5. November ist alles andere als entschieden. Wird sich der mutmaßlich zweite Attentatsversuch auf Trump auswirken? Ereignisse von starker Symbolkraft können dem Wahlkampf unerwartete Wendungen verleihen. Und es wächst die Sorge, dass es nach einem Sieg von Harris zu Ausschreitungen kommen könnte. Die politische Kultur der USA bleibt auf dem Prüfstand. Der Geist, den Donald Trump rief, wird die USA nicht so bald wieder loslassen.