Bei Mücken spielt oft der Körpergeruch des Menschen eine wichtige Rolle. Dabei gibt es einige Seifen und Duftstoffe auf die Mücken so gar nicht „fliegen“.
Einfach das Licht aus?Warum Mückenstiche so schwer abzuwehren sind
Man sitzt draußen gemeinsam in der milden Abendluft, und auf einmal kommen die Mücken. Für manche ist der Abend gelaufen, andere sind völlig ungestört. Was Wissenschaftler wissen, woran das liegen kann und wie man sich am besten vor den Plagegeistern schützt. Ein Überblick.
Für ein Experiment ließen US-Forscher vier Testpersonen ein Nylon-Tuch auf der Haut tragen, um ihren Körpergeruch auf die Textilie zu übertragen. Jeder Proband machte das fünfmal, wobei er sich in vier Fällen vorher mit jeweils einem bestimmten Seifenprodukt gewaschen hatte. Man erhielt also fünf (eine ungewaschene und vier mit Seife präparierte) Duftproben von jeder Testperson, die dann in einen Kasten mit Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) gelegt wurden. Es zeigte sich, dass die Insekten die Tücher der ungewaschenen Personen sehr unterschiedlich anflogen, in Abhängigkeit von deren individuellem Körpergeruch.
Auf Kokosnuss oder Mandeln fliegen Mücken nicht
Doch das änderte sich, wenn die Probanden sich eingeseift hatten. „Da konnte dann ein Individuum, das vorher noch attraktiv war, abstoßend für die Mücken werden“, erläutert Studienleiter Clément Vinauger. Und umgekehrt konnte jemand eine attraktive Landefläche werden, den die Insekten zuvor kaum angeflogen hatten.
Als anziehend empfanden die Mücken offenbar Seifen mit holzig-blumigen oder an Ananas oder Veilchen erinnernden Düften. Als unattraktiv hingegen, wenn das Produkt nach Kokosnuss oder Mandel roch. „Insgesamt ist es jedoch nicht eine einzelne chemische Komponente, sondern die spezifische Kombination der Seifendüfte mit dem individuellen Körpergeruch, die für die Mücken zählt“, betont Biochemiker Vinauger.
Dass Körpergerüche eine große Rolle beim Anflugverhalten von Mücken spielen, bestätigt auch Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald: „Doch was davon als attraktiv oder unattraktiv wahrgenommen wird, hängt auch von der jeweiligen Mückenart ab.“ Möglich also, dass die bei uns verbreiteten Mückenarten auf andere Düfte abfahren als die in der US-Studie untersuchte Gelbfiebermücke.
Riechen verbessert bei Mücken auch das Sehen
Wobei es zwischen den Arten schon große Überschneidungen gibt, welche Düfte sie an uns unattraktiv finden. „Wer sich mit einem herkömmlichen Mückenabwehrmittel einsprüht oder einreibt, dürfte in der Regel zumindest für einige Stunden gegen die meisten Mückenarten geschützt sein“, betont Kampen, der am FLI das Labor für medizinische Entomologie (Insektenforschung) leitet. Was artenübergreifend alle Mücken anzieht – und das sogar auf Distanzen von über 30 Metern – ist das vom Menschen ausgeatmete CO2. Wenn die Tiere erst einmal dessen Fährte aufgenommen haben, fliegen sie genau in die Richtung, wo die Konzentration des Gases immer höher wird.
Ein Forscherteam der University of Washington in Seattle konnte zudem nachweisen, dass dann auch ihr visuelles Hirnzentrum immer aktiver wird. Mit anderen Worten: Wenn die Mücke uns erst einmal gerochen hat, sieht sie uns auch immer besser. Kein Wunder, dass wir ihr praktisch nicht entrinnen können.
Nichtsdestoweniger fühlen sich Mücken nicht durch Licht angezogen. Wer also abends alle Lichtquellen ausschaltet, wird sich damit nicht vor Stichen schützen. Wobei das bei der Tigermücke auch aus anderen Gründen keine Relevanz hat. „Sie ist tagaktiv“, betont Kampen. „Das unterscheidet sie von dem Gros unserer einheimischen Mückenarten, die vor allem dämmerungs- und nachtaktiv sind.“
Ein Tagsüber-Stich kann also von der asiatischen Tigermücke Aedes albopictus stammen, die mittlerweile hierzulande eingewandert ist. Über deren aktuelle Verbreitung kann man sich im Mückenatlas informieren.
52 Arten in Deutschland
Dort kann man selbst auch eigene Mückenbeobachtungen melden, was Forschern wie Kampen viel helfen würde. Denn neben der Tigermücke gelten auch andere invasive Mückenarten als potenzielle Überträger von gefährlichen Erkrankungen wie Gelb- und Dengue-Fieber. „Es ist gut zu wissen, wo sie sich aufhalten“, so Kampen.
Mittlerweile leben 52 Mückenarten in Deutschland. Die häufigste ist die Gemeine Hausmücke, Culex pipiens. Als Krankheitsüberträger tritt sie eher selten in Erscheinung, aber ihre Stiche führen oft zu Hautreaktionen wie Jucken und Schwellungen. Als wirksame Erste-Hilfe-Maßnahme gilt neben der Kälte, etwa in Form von kühlenden Pads oder Gels, mittlerweile auch die gezielte Wärme von 50 Grad Celsius, weil sie die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen verhindert.
Und möglicherweise werden die Reaktionen ja auch, abhängig vom Immunsystem des jeweiligen Opfers, von Stich zu Stich immer geringer. „Ich kenne Kollegen, die so desensibilisiert sind, dass sie ihren Arm den Mücken als Futterquelle anbieten können, ohne dass es ihnen noch etwas ausmachen würde“, berichtet Kampen. Es gebe aber auch den umgekehrten Fall der Sensibilisierung, dass jemand nach wiederholten Stichen durch dieselbe Mückenart immer größere Schwellungen bekomme.