Alltagsgegenstände ohne Mindesthaltbarkeitsdatum: Wann müssen wir sie austauschen? Ein Professor der Reinigungstechnologie gibt Antworten.
Zahnbürste, Spülschwamm, HandtuchAb wann Haushaltsgegenstände unhygienisch werden – und wie man das erkennt
Lebensmittel haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Aber wann laufen eigentlich Zahnbürste, Handtuch oder Spülschwamm ab? Tobias Kimmel, Professor der Reinigungstechnologie, erklärt aus hygienischer Sicht, wann Alltagsgegenstände ausgetauscht gehören.
Hygiene bedeutet dabei nicht, dass etwas komplett sauber sein muss. Sondern, dass es möglichst frei von schädlichen Mikroorganismen ist, um Infektionen zu vermeiden. Diese geschehen zum Großteil über die Hände, aber auch Gegenstände wie Reinigungstücher spielen eine Rolle.
Allgemein lässt sich sagen: Auf feuchten Oberflächen mit Speise-, Haut- oder anderen Resten fühlen sich Mikroorganismen sehr wohl. Nimmt man ihnen diese Grundlage, werde ihnen „langweilig“, wie Kimmel sagt. Dann verhungern sie, statt sich zu vermehren. Wichtig ist auch die richtige Wäsche, bei diesen Gegenständen 60 Grad, sowie anschließend das gründliche Trocknen.
„Im professionellen Umfeld gibt es genaue Empfehlungen. Für große Küchen oder in Krankenhäusern zum Beispiel“, sagt Kimmel. Im Haushalt gibt es sie hingegen selten. „Dabei ist es grundsätzlich schon gut zu wissen, was kritisch und was unkritisch ist.“
Badezimmer
Bei Bade- und Handtüchern ist es wichtig, dass sie gut trocknen können. Auf Handtüchern, die lange feucht sind, vermehren sich Mikroorganismen gut. Das merke man laut Kimmel auch am Geruch. Spätestens dann sollte das Handtuch in die Wäsche.
Die Klobürste muss, wenn es nach Kimmel geht, gar nicht gewechselt werden. Da sie ohnehin nur in der Toilette unterwegs ist, sei es „egal, ob sie hundertprozentig sauber“ ist. Gründe für einen Austausch wären Geruch oder Ästhetik.
Bei Zahnbürsten sorgen eher mechanische als hygienische Gründe für einen Wechsel. Sind die Borsten so abgenutzt, dass die Zähne nicht mehr richtig sauber werden, gehört eine neue auf den Einkaufszettel. Hygienisch sieht Kimmel die Zahnbürste „gar nicht so kritisch“. Der Mund ist ohnehin voll mit Bakterien. Und zwischen dem Zähneputzen hat die Bürste genügend Zeit, gut zu trocknen.
Auch bei Haarbürste und Rasierklinge sprechen nur mechanische Gründe für einen Wechsel: Wenn die Bürste krumm oder die Klinge unscharf wird.
Kontaktlinsenbehälter sollte man laut Kimmel sauber halten, sichtbare Rückstände entfernen. Dann könnten sie auch einige Zeit lang benutzt werden. Es spreche aber nichts gegen einen regelmäßigen Wechsel der kleinen und nicht sehr teuren Döschen. Hersteller empfehlen in der Regel, den Behälter monatlich zu wechseln.
Der Duschvorhang braucht, ähnlich wie Handtücher, Zeit zum Trocknen. Denn irgendwann sei er voll mit Haut- und Shampoo-Resten, zusammen mit Feuchtigkeit ein idealer Nährboden für viele Mikroorganismen. Kann der Duschvorhang nicht richtig trocknen, ist es ratsam, ihn zu wechseln. Flecken hingegen – solange es sich nicht um Schimmel handelt – seien unkritisch, so Kimmel.
Viel Feuchtigkeit sammelt sich auch in Badematten. Dementsprechend ist es sinnvoll, sie regelmäßig zu waschen. „Das reicht“, so Kimmel, austauschen müsse man sie aus hygienischen Gründen nicht.
Küche
Spülschwamm und Spüllappen, Geschirrtuch sowie Schneidebrett: Hier ist der Austausch laut Kimmel am wichtigsten. Schwamm und Lappen sind in der Regel lange nass, neben Keimen sammeln sich hier oft auch Essensreste. Der Hygiene-Experte empfiehlt, sie immer vollständig trocknen zu lassen. Und einmal pro Woche zu waschen. Sind Lappen oder Schwamm mit rohem Fleisch in Berührung gekommen, dürfen sie auch eher in die Wäsche.
Das Geschirrtuch sollte man bei regelmäßiger Benutzung sogar täglich wechseln, rät Kimmel. Denn auf vermeintlich sauberen Oberflächen befänden sich noch immer Reste, die das Tuch aufnimmt. Dann ist es feucht und dreckig – ein guter Nährboden für Mikroorganismen.
Auch auf das Schneidebrett sollte man besonders achten. Ist es übersät von tiefen Rillen, ist es besser, ein neues anzuschaffen. Denn in den Rillen treffen sich winzige Speisereste mit Mikroorganismen. Dasselbe gilt für Küchenpinsel mit kleinen Zwischenräumen. Schneidebretter aus Plastik haben übrigens einen Vorteil gegenüber denen aus Holz: Sie dürfen in die Spülmaschine, bei den hohen Temperaturen werden einige Mikroorganismen abgetötet. Mit Holzbrettchen geht das nicht.
Töpfe und Pfannen werden bei ihrer Benutzung aufgrund der hohen Temperaturen automatisch desinfiziert. Aus hygienischer Sicht gibt es also keinen Grund, sie auszutauschen. Löst sich die Beschichtung, sollten sie jedoch entsorgt werden.
Mit der Zeit können sich Mikroplastik und Weichmacher von Plastik- und Tupperdosen lösen. Zudem kann die glatte Oberfläche mit der Zeit rau werden. Und dann dieselben Probleme verursachen wie das Schneidebrett: In kleinen Rillen sammeln sich Mikroorganismen. Nur dann, „wenn der Inhalt trocken bleibt, ist das egal“, so Kimmel.
Schlafzimmer
Auf Matratzen tummeln sich unzählige Mikroorganismen, auch Milben, weiß Kimmel. Nimmt das keine Überhand, sei das nicht besonders kritisch, da auf der Matratze noch ein Betttuch verwendet werde. Der Austausch der Matratze ist also eher eine ästhetische Frage – und manchmal eine der Rückenschmerzen.
Auch das Kopfkissen wird von einem Überzug geschützt. Hier kann es aber nicht schaden, das Kissen ein- bis zweimal im Jahr zu waschen. Gerade dann, wenn man im Schlaf stärker schwitzt.
Alles, was Matratze und Kopfkissen nicht abbekommen, landet im Bettbezug. Der gehört dementsprechend regelmäßig in die Wäsche. Das Bettzeug knapp alle zwei Wochen zu wechseln, hält Kimmel für einen guten Standard.
Der Partner oder die Partnerin schnarcht unaufhörlich? Dann greifen viele zu Ohrstöpseln. Die sammeln Ohrenschmalz, schön ist das nicht. Aber: Aus hygienischen Gründen würde Kimmel „nicht einfallen, warum man sie nicht nochmal verwenden sollte.“ Schließlich sind die Ohrstöpsel – eine saubere Lagerung vorausgesetzt – nur mit Organismen aus dem eigenen Körper verschmutzt. Und solange man nicht krank ist, sei der „Dreck“ des eigenen Körpers nicht schädlich, so Kimmel.
Wohnzimmer
Wer ein sauberes Wohnzimmer haben möchte, sollte nicht nur staubsaugen, sondern auch wischen. Nach dem Wischen gehört der Wischmopp in die Wäsche. Solange das passiert, spreche nichts dagegen, den Mopp wiederzuverwenden, so Kimmel. „Kritisch ist das Trocknen.“ Das muss gründlich sein, damit den Mikroorganismen die Grundlage entzogen wird.