„Mangelhaft“ und „ungenügend“So schlecht schneidet vegane Wurst bei Ökotest ab
Frankfurt/Köln – Wurst aus Pflanzen hat inzwischen einen festen Platz in jedem Supermarkt, nicht nur Veganer greifen häufiger auf die Lebensmittel ohne tierische Produkte zurück. Das Verbrauchermagazin Ökotest hat vegane Aufschnitte jetzt unter die Lupe genommen und urteilt harsch: „Das geht besser“. Der Grund: Viele Produkte enthalten Mineralölbestandteile, umstrittene Zusatzstoffe und zu viel Salz.
Am Ende schafft es nur ein Produkt, das Gesamturteil „gut“ zu erreichen: der „vegane Aufschnitt nach Schinkenwurst-Art“ von Lidl. Ausgerechnet der wird aktuell vom Hersteller überarbeitet. Immerhin beim Test auf Inhaltsstoffe erhält der „Vegane Tofu Aufschnitt Kräuter“ von Alnatura ebenfalls ein „gut“. In der Gesamtbewertung ist er „befriedigend“. Das erreichen auch die übrigen 17 Produkte, die unter anderem Salami, Lyoner, Schinkenwurst oder Mortadella nachahmen, maximal. 13 sind gar „mangelhaft“ oder ungenügend.
Geschmack und Geruch sind durchgehend „sehr gut“
Neben den sensorischen Aspekten wie Optik, Geruch und Geschmack prüfte Ökotest die Produkte auf den Salzgehalt sowie Mineralölbestandteile, Pestizide und Krankheitserreger. Auch den Eiweißgehalt und umstrittene Zutaten wie Aromen und Verdickungsmittel schaute sich das Verbrauchermagazin an. Bei sojahaltigen Aufschnitt suchte ein Labor zudem nach gentechnisch veränderten Organismen.
Immerhin bestehen alle Produkte die Sensorikprüfung mit „sehr gut“ tadellos. Bei Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl können die veganen Produkte also überzeugen. Bei der Überprüfung der Inhaltsstoffe sieht das ganz anders aus. „Die meisten Aufschnitte sind mehr oder weniger mit Mineralölbestandteilen verunreinigt. Sie enthalten relativ viele und teils umstrittene Zusatzstoffe, und der Salzgehalt ist aus unserer Sicht oft übertrieben hoch“, schreibt Ökotest. Beim Beitrag zu einer gesunden Ernährung hätten die veganen Aufschnitte „noch deutlich Luft nach oben.“
Zu viel Salz, dafür wenig gesättigte Fette
Auffällig findet Ökotest den hohen Salzgehalt in einigen Produkten. Das sei nicht nur völlig unnötig, da auch die weniger salzhaltigen Produkte geschmacklich überzeugen konnten – sondern auch ungesund. Denn zu viel Salz erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Folgeerkrankungen. Aufgenommen wird es zum Großteil nicht über den Salzstreuer, sondern versteckt in Brot, Wurstwaren, Käse oder Fertigprodukten. In Finnland müssten einige der getesteten veganen Produkte aufgrund ihres Salzgehalts einen Warnhinweis tragen, wenn sie eine Wurst wären, so Ökotest.
Trotz der miserablen Ergebnisse konnte Ökotest aber auch positive Seiten entdecken. So enthielten die veganen Produkte nämlich, anders als die tierischen Originale, kaum die eher ungesunden gesättigten Fette. Und auch beim Eiweißanteil können sich die meisten der veganen Produkte sehen lassen. Elf von ihnen weisen mehr als 20 Prozent auf, so, wie es auch bei tierischer Salami oder Mortadella der Fall ist. Vor allem die Bio-Produkte liefern ordentlich pflanzliches Eiweiß.
Fleisch deutlich billiger als sein Ersatz
In einem unterscheiden sich die veganen Produkte aber weiterhin von den tierischen Originalen: im Preis. Für vegane Ersatzprodukte muss oft mehr bezahlt werden. Obwohl die Produktion ohne Aufzucht und Schlachtung von Tieren doch deutlich günstiger sein sollte. Laut einer Analyse der Umweltschutzorganisation WWF aus dem vergangenen Sommer sind reduzierte vegane Produkte mehr als doppelt so teuer wie Fleischprodukte im Angebot. Im Schnitt waren 85 Prozent des rabattierten Grillfleisches billiger als pflanzliche Alternativen.
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Antje Risius forscht an der Universität Göttingen zu nachhaltigen Ernährungsstilen. Sie war nicht an der Studie beteiligt, erklärt sich deren Ergebnisse mit dem Wettbewerbsvorteil von Fleisch als etabliertes Produkt. So seien die Ersatzprodukte noch „Newcomer“. „Der Fleischmarkt hat einen unglaublichen Wettbewerbsvorteil, weil da die Strukturen schon etabliert sind. Da kann auf ganz anderem Niveau produziert werden, effizient und strukturell zu sehr günstigen Preisen.“
Vegane Ersatzprodukte hingegen steckten oft noch in der Entwicklungsphase, die relativ hohe Investitionskosten fordert. Die werden dann an der Supermarktkasse an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. Zudem seien die Ersatzprodukte häufig sehr stark verarbeitet – und die vielen Verarbeitungsschritte würden den Preis veganer Ersatzprodukte oft noch nach oben treiben, erklärt Risius. (mit dpa)