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StilkolumneTrinkgeld ist ein echtes Extra, das den Arbeitgeber nichts angeht

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Wer mit Karte zahlt, sollte das Trinkgeld am besten in bar dazu geben. 

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. In dieser Folge erklärt Restaurant-Chef Vincent Moissonnier, wie man richtig Trinkgeld gibt.

Köln – Manchmal kommt es mir so vor, als gehörte ein Krisenlautsprecher zur Grundausstattung jedes Restaurants. Ob es um Personalmangel geht, um Strom- oder Gaspreise – in der Gastronomie klingt alles immer superdramatisch. Klar hat unsere Branche große Schwierigkeiten. Aber da geht es uns nicht anders als allen anderen – und vor allem nicht anders als unseren Gästen.

Thema Trinkgeld wird gerade hochgejazzt

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Vincent Moissonnier 

Ich komme darauf wegen des Themas Trinkgeld. Auch das wird zurzeit ziemlich hochgejazzt: Überall klagten die Service-Kräfte über Einbußen. In der Sterne-Gastronomie ist das nach meinem Eindruck noch nicht angekommen. Aber wir bilden auch nur ein winziges Segment im Gesamtangebot. Generell glaube ich schon, dass die Gäste schärfer kalkulieren und das Geld zusammenhalten. Das ist auch verständlich. Alle müssen rechnen. Daraus kann man niemandem einen Vorwurf machen.

Trinkgeld ist ein echtes Extra

Als erstes muss man den Ball zurückspielen an Kneipiers, Wirtinnen und Restaurantbetreiber. Trinkgeld sollte niemals ein – heimlich eingerechneter – Bestandteil des Gehalts sein, so nach dem Motto: „Du kriegst so und so viel Euro die Stunde, aber da kommt ja noch das Trinkgeld drauf.“Das Trinkgeld ist ein echtes Extra. Den Arbeitgeber geht das gar nichts an.

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In Frankreich, Italien oder überhaupt in Südeuropa ist das anders. Da steht auf der Speisekarte „die Preise verstehen sich zuzüglich x Prozent Bewirtungsgeld“. Dieser Anteil wird automatisch auf den Rechnungsbetrag draufgeschlagen. Das ist der Grund, warum zum Beispiel Franzosen so gut wie gar kein Trinkgeld geben. Wenn ein französischer Gast auf eine Rechnung von – sagen wir – 130 Euro noch zwei Euro drauflegt, kann sich der Service schon glücklich schätzen.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

In Deutschland dagegen ist das Trinkgeld ein Stück Beziehung zwischen Gast und Service. Ich finde das auch richtig so. Wer sich im Restaurant wohlgefühlt hat, wer aufmerksam und freundlich bedient wurde, revanchiert sich dafür mit einem Trinkgeld. Fürs Personal ist das wie der Blumenstrauß im Wohnzimmer. Er verschönert das Ambiente. Aber das Geld für die Miete und die Heizung des Wohnzimmers, das muss übers Gehalt reinkommen.

Fünf bis zehn Prozent Trinkgeld fürs Personal einplanen

Wer es von seinem Budget her kann, sollte für den Besuch im Restaurant auch in schwierigeren Zeiten fünf bis zehn Prozent Trinkgeld einplanen. Die finale Entscheidung über die Höhe ist Bauchgefühl oder Herzenssache. Kein Trinkgeld ist ein klarer, unmissverständlicher Ausdruck des Missfallens. Das geht in Ordnung, wenn der Gast sich geärgert hat, weil er schlecht behandelt wurde. Eine Servicekraft, die kein Trinkgeld bekommt, tut gut daran, sich selbstkritisch zu fragen, was denn wohl schiefgelaufen sein könnte.

Es kommt vor, dass Gäste Trinkgeld als Provokation verstehen. Cent-Münzen auf dem Tablett mit der Rechnung, am besten noch begleitet von einem frechen Spruch wie „Geben Sie aber nicht gleich alles auf einmal aus!“ – bei so was dürfen die Bedienungen bei mir im Restaurant freundlich Contra geben: „Behalten Sie Ihr Geld sehr gern, bei uns ist der Service inklusive!“

Wie gibt man Trinkgeld bei Kartenzahlung?

Manche Gäste sind unsicher, ob sie das Trinkgeld bei Kartenzahlung auf den Gesamtbetrag aufschlagen oder es lieber in bar geben sollen. Besser ist Letzteres. Bei jeder Kartenzahlung kassiert das Kreditkartenunternehmen mit. Die Wirte, die ich kenne, drücken ein Auge zu und tragen den Gebührenanteil vom Trinkgeld selbst. Andere scheuen den bürokratischen Aufwand. Sie tun also allen Beteiligten einen Gefallen, wenn Sie Rechnung und Trinkgeld auseinanderhalten.