Allmählich steigen die Zinsen wieder, wenn auch nur langsam. Wir haben einmal zusammengefasst, was Anleger nun wissen sollten.
Ratgeber FinanzenSo profitiert man wieder von Zinsen beim Fest- und Tagesgeld
Es hat lange gedauert, doch seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Sommer anfing, die Leitzinsen zu erhöhen, steigen nun endlich auch wieder die Zinsen für Tages- und Festgeld. Wenn auch nur langsam, wie eine aktuelle Auswertung des Finanzvergleichsportals Verivox zeigt.
Von 644 ausgewerteten Banken bieten demnach 353 nach wie vor keine Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto. „Noch immer zahlen vor allem viele örtliche Sparkassen und Genossenschaftsbanken keine Zinsen“, kommentiert Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier das Ergebnis.
Lukrative Aktionen für Neukunden
Doch es gibt sie, die Institute, die etwa beim Tagesgeld mit neuen Zins-Angeboten locken. Wie eine aktuelle Verivox-Auswertung für unsere Redaktion zeigt, kommt das derzeit beste Angebot unter den deutschen Banken (Stand 17. Februar) von der Akbank mit Sitz in Eschborn. Dort erhalten Sparer neuerdings 1,60 Prozent Tagesgeldzinsen. Die Konditionen gelten sowohl für Neu- als auch Bestandskunden bis zu einer Gesamtanlage von 1 Million Euro pro Kunde, inklusive aller Festgeldanlagen bei der Bank.
Die Ford Bank aus Köln zahlt ihren Bestands- wie Neukunden immerhin 1,25 Prozent aufs Tagesgeld. Und 1,24 Prozent Tagesgeldzinsen gibt es bei der Deutschen Skatbank. Zum Vergleich: Noch Anfang November zahlten deutsche Top-Banken nicht mehr als 0,75 Prozent.
Banken im EU-Ausland werben zum Teil mit noch höheren Tagesgeldzinsen. Die schwedische TF Bank beispielsweise lockt mit einem Tagesgeldzinssatz von 2,4 Prozent. Diese Sonderkondition erhalten Neukunden, die ein Tagesgeldkonto bei der Bank eröffnen, vier Monate lang. Danach wird das Geld zu den regulären Bestandskundenkonditionen weiter verzinst (aktuell: 1,01 Prozent).
Da Rating-Agenturen Schweden eine Top-Bonität bescheinigen, genießen Sparer auch hier höchsten Schutzstandard. Heißt: Einlagen von bis zu 1,05 Millionen Schwedische Kronen (umgerechnet derzeit etwa 94 000 Euro) sind im Fall einer Insolvenz abgesichert.
Deutsche Banken locken mit Aktionszins
Unter den deutschen Geldhäusern bietet die Bank11 derzeit den höchsten Aktionszins. Sie zahlt Neukunden 2,3 Prozent aufs Tagesgeld. Der Zinssatz wird für sechs Monate garantiert. Heißt: Wer 10 000 Euro Tagesgeld zu diesem Zinssatz anlegt, darf sich nach 6 Monaten über 115 Euro Zinseinnahmen freuen. Ihren Bestandskunden zahlt die Bank aktuell hingegen 0,5 Prozent Tagesgeldzinsen.
„Solche Aktionsangebote lohnen sich besonders für Anleger, die bereit sind, ihr Geld gelegentlich umzuschichten“, sagt Verivox-Geschäftsführer Maier. „Wenn der Zinsaufschlag nach einigen Monaten wegfällt, wechseln sie einfach zur nächsten Bank mit einem Aktionszins für Neukunden.“
Andere Banken mit Sitz im EU-Ausland zahlen in der Spitze sogar 2,31 Prozent aufs Tagesgeld, etwa die FCM Bank aus Malta – und das sowohl für Neu- als auch Bestandskunden. Hier gilt allerdings nicht die deutsche, sondern die maltesische Einlagensicherung, bei der ebenfalls Sparguthaben bis zu einer Summe von 100 000 Euro gesetzlich abgesichert sind.
Mehr Zinsen aufs Festgeld
Im Vergleich zum jederzeit verfügbaren Tagesgeld zahlen Banken üblicherweise etwas mehr Zinsen für länger angelegtes Festgeld. Und tatsächlich: Zweijähriges Festgeld bringt bei deutschen Banken wie der Aareal Bank, der akf Bank und der PEAC Bank aktuell 3,20 Prozent Zinsen. Das ist mehr als doppelt so viel, wie hiesige Geldhäuser noch vor einem halben Jahr maximal zu bieten hatten.„Wer 10 000 Euro zu diesem Zinssatz anlegt, kann sich über die gesamte Laufzeit über Zinseinnahmen von 650 Euro Zinsen freuen“, sagt Verivox-Geschäftsführer Maier.
Einige Banken mit Sitz im EU-Ausland zahlen mit bis zu 3,40 Prozent sogar noch etwas höhere Zinsen. Dazu zählen etwa die italienische Banca Progetto oder die PayRay Bank in Litauen.
Doch selbst wenn sich Sparer die aktuell besten Zinsen sichern, bleibt doch ein Problem bestehen: die Inflation. Diese lag 2022 im Jahresdurchschnitt in Deutschland bei 7,9 Prozent und damit deutlich über den aktuell besten Tages- und Festgeldzinsen. Zwar sorgen die nun langsam steigenden Sparzinsen dafür, dass das Vermögen weniger schnell von der Inflation aufgefressen wird. Insgesamt aber sind die Realzinsen – also die Angebotszinsen minus die Inflationsrate – noch immer deutlich negativ.
Für kurzfristigere Anliegen geeignet
Das bedeutet nicht, dass Tages- und Festgeld sinnlos sind. So eignet sich ein Tagesgeldkonto beispielsweise gut, um dort eine Geldreserve in Form von zwei bis drei Netto-Gehältern zu parken, an die man kurzfristig schnell herankommt. Verbraucherschützer empfehlen dies, um bei unvorhergesehenen Ausgaben nicht in den Dispokredit des Girokontos zu rutschen.
Und auch Festgeld kann sich lohnen. Wer beispielsweise heute schon weiß, dass er in zwei Jahren etwa für einen Immobilienkauf einen bestimmten Geldbetrag benötigt, kann das Geld bis dahin auf dem Festgeldkonto liegen lassen.
Nur wer wirklich Vermögen aufbauen will, der sollte sich besser nach alternativen Geldanlagen umschauen.