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Rundschau-Debatte des TagesLohnt sich die Solaranlage auf dem Balkon?

Lesezeit 4 Minuten
Ein Balkonkraftwerk hängt an einem Balkon.

Ein Balkonkraftwerk hängt an einem Balkon.

Selbst Strom erzeugen – mit Mini-Sonnenkraftwerken geht das inzwischen auch ohne eigenes Dach. Spätestens seit Aldi, Lidl und Co. in das Geschäft eingestiegen sind, steht NRW vor einem Rekordjahr.

Strom wird immer teurer: Darum installieren jetzt viele Haushalte Mini-Solaranlagen auf Balkonen oder an Fassaden, um Strom für den Hausgebrauch zu produzieren. Discounter bieten Komplettsets schon für unter 400 Euro an. Wer sollte da zuschlagen – und wer vielleicht besser nicht?

Die Energiewende kommt in kleinen Schritten – aber die werden immer mehr: In den ersten vier Monaten seien in NRW allein 14.600 neue Stecker-Solargeräte der Bundesnetzagentur gemeldet worden, teilt der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) mit. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin geht davon aus, dass in Deutschland inzwischen über 400.000 Balkonkraftwerke Strom erzeugen. Offiziell sind über 180.000 Anlagen bei der Bundesnetzagentur oder den Netzbetreibern registriert. Fachleute aber gehen aber von einer hohen Dunkelziffer aus: Nicht alle Besitzer melden die Stecker-Solargeräte wie vorgeschrieben an.

Der Boom dürfte weitergehen, denn die Bundesregierung will bürokratische Hürden abbauen. So sollen es Mieter und Wohnungseigentümer künftig leichter haben, Mini-Solaranlagen zu installieren. Und in NRW zahlen einige wenige Kommunen Zuschüsse.

Was die Regierung plant

Mit Stecker-Solaranlagen können Verbraucher Solarstrom für den Eigenbedarf im Haushalt produzieren, so die jährliche Stromrechnung reduzieren und klimaschädliches CO2 einsparen. Schon seit Jahresanfang gelten für die Mini-Anlagen steuerliche Erleichterungen, beim Kauf entfällt die Mehrwertsteuer von 19 Prozent. „Die hohe Zahl von Balkonsolaranlagen zeigt, dass die Energiewende auch in den Städten ankommt, wo es viele Mietwohnungen gibt“, schreibt der Landesverband Erneuerbare Energien NRW.

Eben dort, wo Mieter und Eigentümer wenig Platz für eine große Solaranlage haben, will die Bundesregierung den Anschluss der Mini-Versionen vereinfachen. So sollen etwa die Besitzer von Wohnungen sowie Mieter künftig einen gesetzlichen Anspruch auf das Anbringen der Geräte erhalten. Das sieht ein Referentenentwurf des Bundesjustizministeriums vor. Die Notwendigkeit, eine Installation beim Vermieter oder der Eigentümerversammlung zu begründen, würde damit entfallen.

„Die Zeitersparnis wird im Fall von Wohnungseigentum typischerweise größer sein als bei Mietwohnungen, denn in Wohnungseigentümerversammlungen lösen Verlangen nach der Installation von Steckersolargeräten derzeit in der Regel erheblichen Erörterungsbedarf aus“, heißt es in dem Entwurf. Anders gesagt: Die nervigen Debatten, bis auch der letzte Eigentümer zugestimmt hat, könnten möglicherweise abgekürzt werden. Wann über das Gesetz im Kabinett beraten wird, ist noch offen.

Was zum Paket gehört

Stecker-Solaranlagen sind kleine Photovoltaikanlagen, die in Deutschland mit einer Leistung von bis zu 600 Watt Strom einspeisen dürfen. Der Elektrotechnik-Verband VDE schlägt jedoch vor, die im übrigen Europa geltende Bagatellgrenze von 800 Watt zu übernehmen. Nach Ansicht von Experten soll das noch in diesem Jahr erfolgen. Die deutschen Netzbetreiber bestehen jedoch darauf, dass alle Erzeugungsanlagen bei ihnen gemeldet werden – unabhängig von ihrer Leistung. Von einer Genehmigung sei der Betrieb aber nicht abhängig, erklärt die Verbraucherzentrale.

Die Preise für die Mini-Anlagen inklusive Wechselrichter und Montageset beginnen in der Regel bei 500 bis 600 Euro. Discounter bieten auch günstigere Anlagen mit geringerer Leistung an. Zum Gerät gehört immer ein Wechselrichter, der den aus Sonnenlicht erzeugten Strom (Gleichstrom) in Haushaltsstrom (Wechselstrom) umwandelt. Manche Wechselrichter haben einen Anschluss für ein zweites Solarmodul. Wichtig dabei ist, dass zwar der Wechselrichter eine Leistung von maximal 600 Watt haben darf. Die Leistung der Module kann hingegen höher sein.

Was die Anlagen können

Der Unterschied zur Photovoltaikanlage auf dem Dach: Die Stecker-Solargeräte erzeugen Strom für den Eigenbedarf. Die Energie fließt nicht ins Netz, sondern wird sofort verbraucht. Der Strom fließt über den Wechselrichter und die Steckdose der Anlage in den Stromkreis der Wohnung. Sind dort Verbraucher wie etwa Waschmaschine oder Fernseher in Betrieb, wird der Solarstrom verbraucht. Die entsprechende Menge muss nicht aus dem öffentlichen Netz bezogen werden, der Stromzähler zählt nun langsamer. Wird mehr Strom benötigt, fließt er aus dem Netz hinzu.

Was man sparen kann

Die Königsfrage aber ist: Lohnt sich das Sonnenkraftwerk auf dem Balkon? Die Verbraucherzentrale NRW hat beispielhaft ausgerechnet, wie viel Geld Verbraucher sparen können. Das Ergebnis ist abhängig von der Leistung der Anlage sowie vom Standort. „Ein Balkon, der möglichst nach Süden, südöstlich oder südwestlich ausgerichtet ist, bringt natürlich eine höhere Sonneneinstrahlung als ein Nordbalkon“, sagt VDE-Experte Alexander Nollau.

Demnach kann ein Standard-Solarmodul mit 380 Watt Leistung auf einem idealen Südbalkon 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Das entspreche dem jährlichen Verbrauch eines Kühlschranks und einer Waschmaschine in einem Zwei-Personen-Haushalt. Bei einem Strompreis von 33 Cent pro Kilowattstunde könnten so jährlich 66 Euro eingespart werden. Und in 20 Jahren wären es laut Verbraucherzentrale 2,5 Tonnen CO2, die nicht ausgestoßen würden. Eine Energiewende der kleinen Schritte.