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Einfach und effektivDrei Methoden, um FFP2-Masken länger zu verwenden

Lesezeit 6 Minuten
FFP2-Maske wiederverwenden

Damit man eine FFP2-Maske wiederverwenden kann, muss man sie aufbereiten. Für eine Methode benötigt man einen Gefrierbeutel.

Köln/Münster/Berlin – FFP2-Masken sind ein Schlüssel im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Folgerichtig sind sie oder andere medizinische Masken an vielen Orten Pflicht, ob in Bus, Bahn oder im Geschäft. Eine Maske hält dabei nicht ewig, konzipiert ist sie als Einmalprodukt. Ist eine Maske beispielsweise feucht geworden, sollte sie durch eine neue ersetzt werden. Viele Menschen nutzen ihre FFP2-Masken allerdings auch über längere Zeiträume. Das ist an sich kein Problem – wenn man sie entsprechend wieder aufbereitet. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Variante sei aber besonders gut, sagt Chemiker Prof. Martin Kreyenschmidt von der Fachhochschule (FH) Münster.

In einem interdisziplinären Team untersucht er an der FH Münster, inwiefern sich Masken aufbereiten und ein zweites, drittes oder viertes Mal verwenden lassen. Die Ergebnisse veröffentlichen sie in einer Broschüre, die gratis online verfügbar ist und laufend aktualisiert wird. Demnach ist eine Aufbereitung von FFP2-Masken durchaus möglich. Es sei denn, die Maske ist defekt, die tragende Person wurde direkt angehustet oder hatte Kontakt zu einer oder einem Infizierten.

Nach 75 Minuten eine Pause machen

Schon vor der Pandemie dienten FFP2-Masken dem Schutz von Arbeitnehmern, beispielsweise im Handwerk. Darum richtet sich die empfohlene Tragedauer nach den Vorgaben des Arbeitsschutzes. Maximal 75 Minuten sollten FFP2-Masken durchgehend getragen werden, gefolgt von einer 30-minütigen Pause. Die Schutzwirkung der Maske hält mindestens acht Stunden an. Wird die Maske feucht, muss sie sofort gewechselt und im Anschluss entsorgt oder aufbereitet werden. (eku)

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, steht der Aufbereitung von Masken hingegen eher kritisch gegenüber, wie er Anfang des Jahres gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger sagte: „In den Apotheken raten wir von jeglichen Maßnahmen ab, die Masken länger als 8 bis 10 Stunden zu nutzen.“ Dass die Forschenden aus Münster die Verfahren für den privaten Bereich empfehlen, aber nicht für die professionelle Anwendung, beispielsweise im Gesundheitswesen, hält er für widersprüchlich. Dort wolle man „zu Recht nur einwandfreie und sichere Produkte einsetzen“. Den Bürgerinnen und Bürgern solle dasselbe zugestanden werden.

Sollte eine Maske dennoch ein zweites Mal benutzt werden (müssen), ist es natürlich besser, diese zuvor sorgfältig aufzubereiten. Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen bleiben Erreger, die die Trägerin oder der Träger ausgeatmet haben, an der Innenseite der Maske. Setzt man die Maske erneut auf, atmet man sie erneut ein. Außerdem können an der Außenseite der Maske haftende Viren über die Hände verschmiert werden, nachdem man die Maske zurechtgerückt oder vom Gesicht genommen hat. Über die Hände gelangen sie womöglich in Augen oder Nase und damit in den Körper.

Kochen im Gefrierbeutel

Die beste Variante sei in diesem Fall das Abkochen im Topf, findet Martin Krevenschmidt. Die Maske kommt dazu in einem fest verschlossenen Koch- oder Gefrierbeutel für zehn Minuten in kochendes Wasser. „Das ist eine sehr einfache Methode, wo man wenig falsch machen kann“, sagt Kreyenschmidt. „Dabei werden nicht nur sicher Coronaviren abgetötet, sondern auch eine Vielzahl anderer Bakterien. Das haben wir breit mikrobiologisch untersucht.“ Nach dem Kochen sollte die Maske sofort aus dem Beutel entfernt und zum Durchlüften aufgehangen werden. Maximal drei Mal lässt sich eine Maske so auskochen. Bevor man damit loslegt, sollte man sich die Beschreibung der Forscherinnen und Forscher aber genau durchlesen.

Trocknen bei Raumluft

Beim Lufttrocknen soll die FFP2-Maske sieben Tage lang an einem trockenen Platz aufgehängt werden. Sie Maske sollte frei hängen, idealerweise im Sonnenlicht. Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass sich in dieser Zeit noch Viren und Erreger auf der Maske befinden können, durch die man sich infizieren kann. Darum sollte die FFP2-Maske auch nicht mit anderen Gegenständen in Berührung kommen, denn durch den Kontakt könnten sie kontaminiert werden.

Erst am achten Tag hätten sich die Viren so weit minimiert, dass die FFP2-Maske wieder getragen werden könne. Dieser „Trocknungszyklus“ kann pro Maske fünf Mal wiederholt werden, dann muss die Maske entsorgt werden. Wichtig ist dabei, dass die Maske wirklich frei hängt, und sich nicht in Jacken- oder Hosentaschen befindet. „Dann entwickeln sich Bakterienkulturen ganz vorzüglich“, sagt Arbeitsschutzexperte Peter Paszkiewicz, der die Aufbereitung von masken kritisch sieht und am ehesten noch zur Trocknung an der frischen Luft rät.

Aufbereitung im Backofen

Die Desinfizierung im Backofen eignet sich nach Angabe der Wissenschaftler nur für formbare Masken. Nachdem die Maske mindestens einen Tag an der Luft getrocknet ist, soll sie mit einem Backofenthermometer auf einen sauberen Rost mit Backpapier gelegt werden. Der Backofen muss dann auf 80 Grad Ober- und Unterhitze eingestellt werden, wobei zu beachten ist, dass Öfen sehr unterschiedlich heizen. Die Maske bleibt dann 60 Minuten im Ofen, der während der gesamten Zeit geschlossen bleiben muss. Masken können mit diesem Verfahren fünf Mal wieder aufbereitet werden und müssen dann im Hausmüll entsorgt werden.

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Allerdings kann bei dieser Methode die Temperatur zum Problem werden. So hätten Probemessungen ergeben, dass die Temperatur verschiedener Backöfen trotz des Einstellens von 80 Grad zwischen 65 und 135 Grad gelegen habe, schreiben die Forschenden aus Münster. Die genaue Temperatur von 80 Grad solle man deshalb auch nochmal auf andere Weise überprüfen. Über 100 Grad heiß darf es auch kurzfristig nicht werden. Warum die Temperaturschwankungen zum Problem werden können, erklärt Thomas Preis. „Einerseits werden bei niedrigeren Temperaturen die SARS-VoV2-Viren nicht ausreichend inaktiviert. Andererseits wird bei darüber liegenden Temperaturen die Filterleistung der Masken stark herabgesetzt, so dass sie nicht mehr der notwendigen Norm entsprechen.“ Das ist eigentlich auch das Geheimnis aller Aufbereitungsmethoden von Masken. Bakterien und Viren sollen vor einer erneuten Nutzung abgetötet werden, ohne dabei den Filterschutz der Maske zu beeinträchtigen. Das passiert beim Lufttrocknen und Auskochen nicht – sofern man sich an die Anleitung der Forscher hält.

Kochendes Wasser, Wasch- und Spülmaschine, Desinfektionsmittel und Mikrowelle sind tabu

Die Forschenden aus Münster empfehlen nicht nur Aufbereitungsvarianten, sie raten auch von einigen ab. So sollten Masken nicht ohne Beutel in kochendem Wasser oder Wasserdampf gereinigt werden, da das Material hierbei häufig beschädigt wird. Die Mikrowelle kann nicht nur ebenfalls Schäden an der Maske anrichten, sie sorgt auch für unterschiedlich hohe Temperaturen an verschiedenen Stellen. Eine gleichmäßige Desinfektion sei so nicht gewährleistet.

Nicht auf der Heizung trocknen

Vom Trocknen der Maske auf der Heizung raten die Forschenden ausdrücklich ab. Temperaturen von 30 bis 40 Grad sind ein idealer Nährboden für Bakterien und Pilze in der feuchten Maske. (eku)

Einen negativen Einfluss auf die Wirksamkeit der Masken haben auch Spül- und Waschmittel. Deshalb sollten Masken nicht in Spül- oder Waschmaschinen, wo sie zudem mechanisch hohen Belastungen standhalten müssten. Auch von der Reinigung mit Desinfektionsmittel raten die Forschenden aus Münster ab. Zum einen könne der enthaltene Alkohol die Filtrationsleistung beeinträchtigen, zum anderen kann er sich unangenehm auf die Schleimhäute der Augen und die oberen Atemwege auswirken, sobald die Maske wieder vor dem Gesicht sitzt. (mit dpa)