Studie zeigt GefahrMit diesem Trick können Autofahrer Radfahrer schützen
Köln – Gut jeder zweite Unfall zwischen einem Radfahrer und einem Auto, der mit Parken im Zusammenhang stehe, hänge mit einer geöffneten Autotür zusammen, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Das zeigt eine Studie des Verbands, wie diese Zeitung berichtete.
Solche Unfälle könnten eigentlich durch einen Blick verhindert werden: Es ist ein kurzer Blick über die Schulter, nur wenige Sekunden – doch er kann Leben retten. Alle Autofahrer haben den Schulterblick in der Fahrschule gelernt und wissen, dass er beim Öffnen der Autotür Unfälle mit Radfahrern vermeiden kann.
Holländischer Griff als Trick für Autofahrer
Doch was in der Theorie simpel klingt, hat in der Praxis einen Haken – den Alltag. Autofahrer sind in Eile, vom Handy abgelenkt oder kramen noch in der Tasche, die auf dem Beifahrersitz liegt. Der Schulterblick wird vergessen. Abhilfe schaffen soll der sogenannte holländische Griff, ein simpler Trick, der Leben retten kann.
Und der ist ganz einfach: Wer auf der Fahrerseite sitzt, öffnet die Tür mit der rechten Hand und wer auf der Beifahrerseite aussteigen möchte, öffnet die Tür mit der linken Hand.
Beim Öffnen der Tür mit der weiter entfernten Hand, dreht sich der Oberkörper automatisch zur Seite. Durch diese Methode müssen Autofahrer nicht mehr an den Schulterblick denken, er stellt sich automatisch ein.
ADFC sieht darin eine gute Maßnahme
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) plädiert dafür, dass der holländische Griff auch an deutschen Fahrschulen gelehrt werden sollte. „Es ist eine gute Maßnahme, um Fahrschülern den Schulterblick beim Aussteigen anzutrainieren.“
Diese Schulung mache auf die „tödliche Gefahr aufmerksam, die von unachtsam geöffneten Autotüren für Radfahrer ausgeht.“
„Die Fahrschulen in Deutschland lehren seit Jahrzehnten, dass vor dem Öffnen der Türen auf den nachfolgenden Verkehr zu achten ist. Der holländische Griff ist eine gute Möglichkeit“, sagt Dieter Quentin, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.
Unfälle oft mit fatalen Folgen
Die Folgen eines sogenannten „Dooring“-Unfalls (Door ist englisch für Tür) sind für Radfahrer oft fatal, denn sie haben meist keine Chance, der offenen Autotür auszuweichen.
Während offiziell nur fünf Prozent aller Unfälle mit verletzten Fußgängern und Radfahrern im Zusammenhang mit parkenden Kraftfahrzeugen stehen, ist es jedoch nach der neuen, vertiefenden Studie der UDV mit 18 Prozent fast jeder Fünfte.
Bereits eine Studie der UDV aus dem Jahr 2017 konnte zeigen, dass jeder fünfte dieser Unfälle für die Radfahrer mit schweren Verletzungen endet.
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Nachdem in Berlin 2018 ein Radfahrer bei einem solchen Dooring-Unfall gestorben ist, hat die Senatsverwaltung der Hauptstadt für den holländischen Griff (engl. Dutch Reach) geworben.
Geschütze Radwege in Berlin
Doch auf der „Prioritätenliste für mehr Sicherheit im Radverkehr“ des ADFC stehe dieser Trick nicht ganz oben. „Radspuren, die ohne Pufferzone direkt an Parkstreifen entlang geführt sind, sind eine Riesengefahr für Radfahrende – und sollte es nicht mehr geben“, heißt es vom ADFC. Auch die Studie der UDV kommt zu dem Ergebnis, dass zu parkenden Fahrzeugen ein Sicherheitsstreifen von mindestens 0,75 Metern markiert werden müsste.
Eine mögliche Methode nach Sicht des ADFC seien auch „Protected Bikelanes“ (zu deutsch: geschütze Radfahrstreifen), wie sie in Berlin genutzt werden. Dabei werde der Radweg durch Barrieren von der Autospur getrennt.
Niederlande als Vorbild für Deutschland
Auch in den Niederlanden, wo der holländische Griff herkommt, kenne ihn nicht jeder, erklärt Martijn van Es, Sprecher vom Fietsersbond (Interessenvertretung der Radfahrer in den Niederlanden).
Er werde an rund 50 Prozent der Fahrschulen gelehrt. „Viel wichtiger ist, dass die meisten niederländischen Autofahrer gleichzeitig auch Radfahrer sind. Sie wissen wohin sie schauen müssen und wissen, wie Radfahrer denken.“
Radfreundliche Infrastruktur schützt Radfahrer am besten
Martijn van Es hat eine ähnliche Sicht wie der ADFC. Der holländische Griff sei nur eine Methode, um Radfahrer zu schützen. Viel wichtiger sei eine radfreundliche Infrastruktur. „Dooring-Unfälle seien nur ein Problem, wenn Autos und Radler sich die Straße teilen. Mit seperaten Radfahrstreifen und gut designten Parkplätzen gibt es kein Risiko“. meint der Experte aus den Niederlanden.