Unser Technikexperte berichtet von zehn Jahren Erfahrung mit einer Apple Watch am Handgelenk. Von unzähligen Funktionen bis zu roten Linien.
Der Privatcoach am HandgelenkZehn Jahre Apple Watch – Ein persönlicher Rückblick

Die Apple Watch hat unzählige Funktionen.
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Seit nunmehr zehn Jahren trage ich eine Apple Watch. Das kann man wohl mit Fug und Recht einen Langzeittest nennen. Ein kleiner Rückblick auf die Geschichte mag erklären, warum ich mit meiner Begeisterung für den vielseitigen Zeitmesser längst nicht alleine bin. Am 24. April 2015 kam die Apple Watch auf den Markt und machte den iMac- und iPhone-Konzern schlagartig zum weltweit größten Uhrenhersteller.
Jedes Jahr gibt es ein neues Modell, vollgepackt mit noch mehr Technik, noch mehr Funktionen. Die erste Apple Watch besaß noch keinen GPS-Empfänger, die Positionsdaten kamen vom iPhone. Mit diesem ist die Apple Watch bis heute direkt verzahnt, auch wenn sich die smarte Uhr bald selbstständig machte und ich das Telefon nun, etwa beim Joggen, auch mal zuhause lassen kann.
Von Schulterzucken und Naserümpfen zum etablierten Produkt
Die große Leistung aber war, dass Apple, ganz ähnlich wie zuvor beim iPhone, eine neue Produktkategorie etablierte, die zuvor meist Schulterzucken, oft aber auch Naserümpfen ausgelöst hat. Wer damals eine Smartwatch trug, wurde nicht selten kritisch beäugt. Heute ist die Apple Watch mit ihrem unverwechselbaren Design ein Symbol für Erfolg und einen aktiven Lebensstil. Aus einem Nischenprodukt für Technikverrückte ist ein Lifestyle-Accessoire für Millionen geworden.
Dabei konnten die Produktdesigner darauf bauen, dass sich Armbanduhren im Verlauf des 19. Jahrhunderts bereits gesellschaftlich durchgesetzt hatten. Die „Quantified-Self-Bewegung“, die sich der Vermessung des eigenen Lebens verschrieb, entwickelte sich, angetrieben durch diverse Smartphone-Apps, ab den 10er-Jahren. Doch erst die Apple Watch stellte ihr ein Messinstrument zur Verfügung, das man wortwörtlich auf Schritt und Tritt bei sich tragen konnte.
Vielfältige Funktionen, aber irgendwo beginnt die rote Linie
Alle Funktionen hat man mittels Touchscreen, der digitalen Krone und einer einzigen Seitentaste im Griff. Einfachheit ist Trumpf. Von Anfang an lag der Fokus auf Gesundheit und Fitness. Es gibt Sensoren zur Messung der Herzfrequenz, zum Erfassen von Lage und Beschleunigung, neuere Modelle erstellen EKGs und messen Körpertemperatur sowie die Blutsauerstoffsättigung. Ein eingebauter Mini-Motor ermöglicht haptische Rückmeldungen. Wer sich etwa vom Kartendienst Maps den Weg weisen lässt, wird durch unterschiedliche Vibrationsarten sanft darauf hingewiesen, wenn er abbiegen muss. Seit den Modellen der Series 8 besitzt die Apple Watch eine Unfallerkennung und kann notfalls Rettungskräfte rufen.
Nun hat jeder seine individuelle rote Linie, bei mir ist sie beim Schlaf erreicht. Nachts möchte ich allenfalls noch Traumlandschaften vermessen. In Fleisch und Blut übergegangen sind mir dagegen die Aktivitätsringe. Da ich bei der Arbeit meist am Schreibtisch sitze, motiviert mich die Apple Watch, von Zeit zu Zeit aufzustehen und mich zu bewegen. Über die App des Fitness-Dienstes Strava bleibe ich mit anderen Nutzern in Kontakt. So manchen Sonntagmorgen besiege ich den inneren Schweinehund vor allem, weil ich bei diesen nicht als Schlaffi dastehen will. Oft vergleichen meine Frau und ich unsere am Tag gesammelten Bewegungswerte und geben damit an, wenn wir den anderen abgehängt haben. Nur zum Spaß, versteht sich.
Apple-Watch ist beim Thema Sicherheit konsequent
Unbehagen bereitet Kritikern die Menge an Daten, die der Hightech-Zeitmesser erhebt. Hier bietet die Apple Watch den Vorteil, dass sie eng in das Apple-Ökosystem integriert ist. Gesundheits- und Fitnessdaten in der Health App werden auf dem iPhone verschlüsselt, sofern es per Code, Touch ID oder Face ID gesperrt ist. Alle mit iCloud synchronisierten Gesundheitsdaten werden bereits während der Übertragung verschlüsselt. Hat man die aktuelle Version von watchOS und iOS mit der standardmäßigen Zwei-Faktor-Authentifizierung sowie einem Passcode geschützt, werden alle Informationen so gespeichert, dass selbst Apple sie nicht lesen kann.
Dritthersteller-Apps, die Tracking über andere Apps und Websites hinweg durchführen möchten, müssen vorher die Zustimmung des Nutzers einholen. In den Einstellungen kann man detailliert kontrollieren, welche Daten mit welchen Apps geteilt werden. Die Apple Watch selbst wird beim Entfernen vom Handgelenk automatisch gesperrt. Ja, all das können sicher auch andere. Aber Apple ist beim Thema Sicherheit besonders konsequent.
Verändert hat sich mein Alltag auch durch die Möglichkeit, nicht nur aktuelle Nachrichten und Wettermeldungen, sondern auch Benachrichtigungen über Anrufe, E-Mails oder WhatsApp-Messages direkt am Handgelenk zu empfangen. Damit lassen sich wichtige Informationen schneller von unwichtigen trennen, ohne dass ich dazu das Telefon aus der Tasche nehmen muss. Das entlastet mich persönlich eher vom modernen, bei mir berufsbedingten Zwang der permanenten Erreichbarkeit, als dass es mich belastet. Man muss eben nur, siehe oben, für sich selbst individuelle Phasen definieren, in denen nicht nur das Handy, sondern auch die smarte Uhr in der Schublade bleibt.