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Studien liefern ErklärungsansätzeWarum werde ich von Mücken zerstochen, aber nicht mein Bettnachbar?

Lesezeit 3 Minuten
Eine Mücke sitzt auf dem Arm einer Person. (Symbolbild)

Aktuelle Forschung liefert Hinweise darauf, warum manche Menschen zum „Mücken-Magnet“ werden.

Schwangerschaft, Schweiß, Körperduft, Genetik: Verschiedene Studien versuchen zu erklären, warum manche Menschen zum „Mücken-Magnet“ werden.

Manche Menschen werden tatsächlich öfter von Mücken gestochen, als andere. Blutgruppe, Blutzuckerlevel („süßes Blut“), Bananen oder Knoblauch essen, ein Kind oder eine Frau sein: All dies sind in der Allgemeinheit beliebte Theorien, die erklären sollen, welche Menschen zum „Mücken-Magnet“ werden.

Doch für die meisten dieser Theorien gibt es wenig glaubhafte Forschung. Was ist denn dann tatsächlich verantwortlich dafür, dass ich gestochen werde, und nicht mein Zeltnachbar?

Nicht alle Menschen werden gleich oft von Mücken gestochen

Stechmücken orten Menschen über eine Kombination von chemischen Signalen, darunter Kohlendioxid, Milchsäure und andere flüchtige organische Verbindungen. Aber nicht alle Menschen werden in derselben Häufigkeit von Mücken gestochen. Welche Faktoren genau dazu führen, dass bestimmte Menschen bevorzugt werden, ist in der Wissenschaft bisher umstritten.

In der Forschung gibt es diesbezüglich verschiedene Theorien. Ein Forschungsteam der brasilianischen Bundesuniversität von Rio Grande do Sul hat herausgefunden, dass Schwangerschaft und Malariainfektionen, die Zusammensetzung der Hautflora sowie genetische Faktoren die Freisetzung von Moskito-Lockstoffen beeinflussen können.

Die Relevanz dieser Faktoren kann je nach Umgebung und Mückenart jedoch variieren, so die Ergebnisse der 2021 erschienenen Studie. Kairomone – Botenstoffe, die zur Informationsübertragung dienen – die vom Menschen ausgesendet werden, können durch die Ernährungsform, die Hautflora sowie durch Genetik beeinflusst werden. Diese Botenstoffe wiederum sind für die Mücke je nachdem mehr oder weniger attraktiv, so die Forscher.

Mückenstiche: Diese Rolle spielen Schweiß und Körpergeruch

Eine 2023 in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlichte Studie unter der Mitwirkung von 15 Forscherinnen und Forschern hat untersucht, welche Duftstoffe für die afrikanische Stechmücke Anopheles gambiae, die Malaria verbreitet, am attraktivsten sind. Dabei fand das Forschungsteam heraus, dass Menschen, die über ihre Talgdrüsen Carbonsäuren wie Buttersäuren oder Isovaleriansäure ausdünsten, attraktiver für Mücken sind.

Duftstoffe aus dem Schweiß können also anziehend auf Mücken wirken. Auch Acetoin, ein Zwischenprodukt beim Stoffwechsel verschiedener Bakterien, das wahrscheinlich durch Bakterien auf der Haut entsteht, kann eine Lockwirkung auf Mücken haben, so die Studie. Im Umkehrschluss stellen die Forscher deshalb die These auf, dass Duschen kurzzeitig vor Mückenstichen schützen kann.

Sind manche Menschen genetisch prädestiniert, von Mücken gestochen zu werden?

Die genetische Komponente von Mückenstiche hat ein Forschungsteam der London School of Hygiene & Tropical Medicine untersucht. Dabei wurden eineiige und zweieiige Zwillinge verglichen: eineiige Zwillinge wurden gleich häufig von Mücken gestochen, während zweieiige Zwillinge unterschiedlich attraktiv für Mücken waren. Die 2015 erschienene Studie könnte laut den Forschenden eine Basis sein, aufgrund derer zukünftige Forschung die genetische Komponente von Mückenpräferenz erforscht werden kann.

Warum stechen Mücken Menschen?

Nur weibliche Mücken stechen: CO₂-Ausatmung, Körperwärme und Körpergeruch sind für die Stechmücke Faktoren, auf deren Grundlage Menschen geortet werden können, die gestochen werden. Die Weibchen stechen und saugen Blut, da sie eine proteinhaltige Ernährung brauchen, um Eier reifen lassen zu können. Aus bis zu 70 Metern Entfernung können Stechmücken-Weibchen einen Menschen erkennen.

In Deutschland sind 50 verschiedene Arten von Mücken heimisch. Hauptsächlich treten sie in der Nähe von stehenden Gewässern und Feuchtgebieten auf – aber auch Pfützen oder kleinere Wasserbehältnisse wie bspw. Regentonnen stellen bereits geeignete Brutstätten für verschiedene Mückenarten dar.

Wie kann man Mückenstiche verhindern?

Da Mücken bevorzugt in der Nähe von Wasser leben, sollte man die Ansammlung von Wasser in Gießkannen oder Behältnissen in Gärten und auf Balkonen verhindern. Regentonnen sollten laut den Hinweisen des Bundesministeriums für Umwelt (BMU) abgedeckt werden.

Für die Mückenabwehr sollten Fenster im Haus vor allem abends und nachts geschlossen werden oder mit Insektennetzen versehen werden. Im Freien schützt helle, nicht eng anliegende Kleidung vor Stichen. Auch Insektenschutzmittel können draußen vor Mücken abschrecken, werden aber für die Anwendung im Haus vom BMU nicht uneingeschränkt empfohlen, da die Wirkstoffe in die Atemluft gelangen können.