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Tod von AngehörigenWas tun, wenn die Trauer nicht vorübergeht

Lesezeit 3 Minuten
Trauer_Symbol

Die Trauer um einen nahen Angehörigen kann bis zu zwei Jahre dauern. Ein solch existenzieller Verlust kann körperliche und psychische Folgen haben. 

Wenn ein naher Angehöriger stirbt, ist das ein Schlag. Ein existenzieller Verlust, der psychische und körperliche Folgen haben kann. „Die Trauerphase kann ein bis zwei Jahre dauern“, sagt Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

Wenn man in der Trauer steckenbleibt

Es kann aber auch sein, dass Betroffene in der Trauer steckenbleiben und sich die Symptome sogar verschlimmern, erklärt Hauth. Experten sprechen dann von pathologischer Trauer, die auch zu einer Depression oder in eine Sucht führen kann. In der Regel beeinträchtigt pathologische Trauer auch den Alltag und die Fähigkeit, sich neu zu binden.

In Arbeit stürzen oder Rituale nicht aufgeben sind Symptome

Die Anzeichen frühzeitig zu erkennen, ist nicht so leicht. „Wer die Bedeutung des Angehörigen verleugnet, sollte das als Warnsignal nehmen“, sagt Hauth. Auch wenn man sich etwa nach der Beerdigung in die Arbeit stürzt und etwa alle Formalitäten erledigt, kann das ein Zeichen sein.

Trauer_Dr. Iris Hauth

Iris Hauth ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

Gleiches gilt, wenn man Rituale – wie etwa den Frühstückstisch für den Verstorbenen mit eindecken – partout nicht aufgibt oder man gar nicht zur Ruhe kommen und über das Geschehene nachdenken mag. Ein weiteres Warnsignal ist, den Verlust und den Umgang damit kleinzureden und zu bagatellisieren.

Diese Gefühle durchleben Angehörige häufig

Typische Trauerphasen

Trauer empfindet jeder Mensch sehr individuell. Nichtsdestotrotz gibt es vier typische Phasen, die im Prinzip jeder innerhalb der ein bis zwei Jahre dauernden Trauer durchlebt, erläutert Prof. Peter Falkai von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

Phase 1 – Schock

Der Betroffene verleugnet den Verlust, meint, dass ihm so etwas nicht passieren kann und geht davon aus, dass solche Erlebnisse andere, aber nicht ihn selbst treffen können.

Phase 2 – depressiver Einbruch

Man grübelt, ist sehr schlechter Stimmung, hat wenig Antrieb und möchte am liebsten im Bett bleiben und in Ruhe gelassen werden.

Phase 3 – Auseinandersetzung

Eine turbulente Phase, in der es dem Betroffenen mal besser und mal schlechter geht: Mal schmerzt der Verlust, aber man akzeptiert ihn, mal ist man verzweifelt und wütend.

Phase 4 – Ausgleich

In dieser Phase nimmt man das Geschehene an, akzeptiert es und kommt langsam zurück zur Normalität.

Wie Sie helfen können

Die Grenzen zwischen den Phasen sind fließend, wie Falkai betont. Enge Freunde oder Verwandte können seiner Ansicht nach am besten helfen, wenn sie dem Trauernden zwar zur Verfügung stehen, sich aber nicht aufdrängen. „Im Idealfall sollte man ein klares Angebot machen, aber auch Ablehnung ermöglichen.“

Experte: „Trauerarbeit ist Arbeit für die Psyche“

Bemerkt man solche Verhaltensweisen, sollte man innehalten, über das Geschehen nachdenken und am besten mit einem guten Freund oder nahen Angehörigen darüber sprechen, rät Hauth. Im Zweifel holt man sich professionelle Hilfe beim ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten. „Trauerarbeit ist Arbeit für die Psyche.“

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Grundsätzlich kann Trauer kognitive Störungen wie Konzentrationsprobleme mit sich bringen. Sehnsucht, Einsamkeit, gefühlte Sinnlosigkeit, vielleicht auch Schuldgefühle machen Trauernden emotionale Probleme, ergänzt Hauth. Außerdem kann Trauer zu körperlichen Beschwerden wie Kreislaufproblemen führen. Nicht zuletzt neigen Trauernde dazu, sich abzukapseln. All das ist - in einem gewissen Rahmen - eine normale Reaktion. (dpa/tmn)