Social FreezingWie das Einfrieren von Eizellen funktioniert
Für viele Frauen ist es heute immer noch schwer, Karriere und Familienplanung unter einen Hut zu bekommen. Durch die Geburt eines Kindes scheidet die Frau einige Zeit aus ihrem Job aus, was häufig ihre Aufstiegschancen zerstört.
Haben sie einen sicheren im Job, befinden sich viele bereits in einem höheren Alter, die Fruchtbarkeit hat nachgelassen und der Kinderwunsch bleibt unerfüllt. Mit dem Einfrieren ihrer Eizellen versuchen nun immer mehr Frauen, ihre biologische Uhr auszutricksen.
Warum friert man Eizellen ein?
Das Einfrieren von Eizellen wird in der Medizin Kryokonservierung genannt. Früher wurde es vor allem bei Krebspatientinnen eingesetzt, deren Fruchtbarkeit durch eine Chemo- oder Strahlentherapie gefährdet war, und die sich trotzdem die Möglichkeit einer Schwangerschaft nach der Behandlung sichern wollten.
Doch mittlerweile lassen sich laut Deutscher Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) immer mehr Frauen aus sozialen Gründen die Eizellen entnehmen und einfrieren. Ist die Ursache für den Eingriff nicht medizinischer Natur, spricht man dabei von „Social Freezing“. Wie das Kinderwunschzentrum an der Oper in München mittteilt, sei die Nachfrage, ausgehend von den USA, in den vergangenen Jahren auch in Deutschland stark gewachsen.
Warum machen Frauen das freiwillig?
Ab einem Alter von 35 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit bei Frauen rapide ab. Doch sei dies nach Angaben des Kinderwunschzentrums mittlerweile das Alter, in dem heute die meisten Frauen bereit sind, eine eigene Familie zu gründen. Deswegen hören viele Frauen zwischen 30 und 35 Jahren auch ihre biologische Uhr immer mehr ticken.
Gründe nicht schon in einer früheren Lebensphase ein Kind zu bekommen, können unter anderem der Karriereplan, ein fehlender Partner oder die aktuelle wirtschaftliche Situation sein. Um auch noch die Option auf ein spätes Mutterglück zu haben, lassen manchen Frauen ihre fruchtbaren Eizellen in jungen Jahren einfrieren. Durch das Konservieren soll die Wunschschwangerschaft auf einen spa?teren Lebensabschnitt verschoben werden.
Wie Social Freezing genau funktioniert, erfahren Sie auf der nächsten Seite.
Wie funktioniert Social Freezing?
Vor der Entnahme der Eizellen müssen Frauen mit sogenannten Stimulationsspritzen ihre Eierstöcke anregen. Damit soll die Eizellreifung gefördert werden, damit nicht wie normalerweise nur eine Eizelle pro Zyklus entsteht. Wie viele Eizellen schließlich heranreifen, ist jedoch von Frau zu Frau verschieden und unter anderem auch vom Alter abhängig.
Nach Auslösen eines Eisprungs durch eine Spritze werden die unbefruchteten Zellen vaginal bei einem kurzen Eingriff entnommen. Anschließend werden sie in flüssigem Stickstoff tiefgekühlt und aufbewahrt, bis die Frau bereit für eine Mutterschaft ist. Die Eizellen können auch nach Jahren oder sogar Jahrzehnten wider aufgetaut, befruchtet und in die Gebärmutter eingesetzt werden. Nach Angaben des Münchener Kinderwunschzentrums seien die gefrosteten Zellen beliebig lange haltbar.
Wie viele Eizellen müssen entnommen werden?
Statistisch gesehen müssen nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zehn bis 15 Eizellen aus dem Eierstock entnommen, gefroren, aufgetaut, befruchtet und in die Gebärmutter eingepflanzt werden, damit es am Ende zur Geburt eines Kindes kommt. Im Kinderwunschzentrum in München hält man die Entnahme von 20 Eizellen für ideal, rät den Frauen aber wenn möglich bis zu 40 zu konservieren, um auf Nummer sicher zu gehen.
Wann ist ein gutes Alter für die Entnahme der Eizellen und was kostet die Methode? Die Antworten lesen Sie auf der nächsten Seite.
Wann ist der beste Zeitpunkt zur Entnahme?
Der Erfolg der Methode hängt laut DGGG im Wesentlichen vom Alter der Frau bei der Entnahme ab. Eizellen, die von einer 25-Jährigen entnommen werden, seien nach dem Auftauen fast zu 100 Prozent intakt. Bei einer 38-jährigen verkraftet nur noch jede dritte Eizelle den Kälteprozess.
Zudem nimmt die Fruchtbarkeit einer Frau bereits mit Ende zwanzig ab. Je später die Entnahme, desto geringer ist die Chance, mit den konservierten Zellen tatsächlich schwanger zu werden. Bei einer 30-jährigen Frau ist nur noch jede Zweite oder Dritte Eizelle befruchtungsfähig. Bei einer 40-Jährigen nur noch halb so viele.
Je jünger also eine Frau bei der Entnahme ist, desto größer die Chance, nach dem Einpflanzen tatsächlich schwanger zu werden. Bei älteren Frauen müssen viel mehr Eizellen entnommen werden, damit die Chance auf eine Schwangerschaft realistisch bleibt.
Wie teuer ist die Methode?
Die Kosten für das Social Freezing werden nicht von den Krankenkassen übernommen und müssen von Frauen selbst getragen werden. Abhängig von Anbieter und Anzahl der notwendigen Behandlungszyklen, um die gewünschte Menge an Eizellen zu bekommen, sind die Kosten für die Methode sehr unterschiedlich.
Laut proFERTILITÄT, einer Internetseite, die über Eizellkonservierung aufklärt, liegen die Kosten für Stimulation, Entnahme der Eizellen und Konservierung für das erste Jahr bei etwa 2600 bis 3000 Euro. Für die notwendigen Medikamente sollte man zusätzlich mit mindestens 800 Euro rechnen. Die Behandlungskosten können jedoch abweichen, je nachdem, wie viele Zyklen nötig sind, um die gewünschte Menge an Eizellen einzufrieren und je nach Dosierung der Medikamente.
Für die Lagerung der Zellen sind laut proFERTILITÄT mit jährlich etwa 200 Euro zu rechnen.
Für das eigentliche Ziel des Ganzen, dem späteren Auftauen, Befruchten und Einpflanzen in die Gebärmutter, müssen Frauen noch einmal etwa 2000 Euro einkalkulieren.