„Ich hasse den Jungen im Spiegel“Seltene Krankheit – Mann sieht aus wie Zwölfjähriger
Oleśnica – Träfe man Tomasz Nadolski morgens auf der Straße in seiner Heimatstadt Oleśnica in Polen, ginge man davon aus, er sei auf dem Weg in die Schule. Dabei hat er die Schule schon längst beendet. Tomasz Nadolski leidet unter einer seltenen genetischen Erkrankung namens Morbus Fabry.
Eines der Symptome ist, dass der 25-Jährige äußerlich eher einem 12 Jahre alten Jungen ähnelt, als einem jungen Mann. Die erblich bedingte Stoffwechselkrankheit beeinträchtigt aber vor allem die Organsysteme des Körpers.
Was ist Morbus Fabry?
Betroffenen fehlt ein Enzym, das im Körper für die Aufspaltung von bestimmten Fettsubstanzen zuständig ist. Das hat zur Folge, dass diese Substanzen vom Körper nicht verarbeitet, sprich, nicht abgebaut werden können. Stattdessen lagern sie sich in Blutgefäßen und Geweben des gesamten Körpers ab und können so zu Fehlfunktionen führen, zum Beispiel von Herz, Nieren oder Gehirn.
Die ersten, meist im jungen Alter auftretenden, Symptome werden oft fehlinterpretiert. So war es auch bei Tomasz Nadolski. Mit sieben Jahren begann er sich nach jeder Mahlzeit zu übergeben. Zusätzlich klagte er über Schmerzen in Bauch, Händen und Füßen. Damals gingen die Ärzte davon aus, seine Beschwerden seien eher psychischen Ursprungs und rieten ihm lediglich dazu mehr zu essen, berichtet Metro.
Ständige Schmerzen machen ein normales Leben unmöglich
Seitdem leidet Nadolski unter ständigen Schmerzen, die es ihm nicht erlauben ein normales Leben zu führen. Seine Füße sind verformt, weshalb er spezielle Schuhe braucht und das Gehen ihm schwerfällt. Wegen seiner schweren Magenprobleme kann er nicht essen und muss deshalb für 20 Stunden jeden Tag über eine Infusion ernährt werden.
Trotz starker Schmerzmittel erzählt Tomasz Nadolski in einer polnischen Dokumentation über ihn: „Ich spüre den Schmerz in meinen Gelenken, Knochen, Muskeln. Jeder Zentimeter meines Körpers tut mir weh. Ich kann nicht schlafen und kein normales Leben führen.“ Er lebt deshalb von Sozialleistungen in Höhe von umgerechnet knapp 180 Euro im Monat.
Mitmenschen akzeptieren sein wahres Alter nicht
Neben seinen körperlichen Beeinträchtigungen ist sein Aussehen eine besonders starke Belastung für ihn. In der Dokumentation sagt Nadolski: „Ich bin 25 Jahre alt und möchte wie ein Mann in meinem Alter aussehen. Ich hasse diesen Jungen, den ich jeden Tag im Spiegel sehe, weil das nicht ich bin“.
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Immer wieder gerät er in, wie er selbst sagt, „traurige“ Situationen, in denen Menschen, denen er in seinem alltäglichen Leben begegnet, sein Alter anzweifeln. Wenn er seinen Ausweis zeigen muss, werde er regelmäßig beschuldigt ihn gefälscht zu haben.
Noch mehr leidet Nadolski jedoch darunter, dass auch seine Familie ihn wie einen kleinen Jungen behandelt. Er verbringe seine meiste Zeit alleine, weil die Menschen in seinem Leben sein Alter nicht akzeptierten. Die Krankheit habe die Beziehung zu seiner Familie zerstört.