SamenleiterventilSpermien auf Knopfdruck – Tischler erfindet Verhütungsmethode
Nachdem Clemens Bimek einen Ratgeber-Beitrag zum Thema Vasektomie sah – von der er zuvor noch nichts gehört hatte – stellte er sich spontan die Frage: „Warum baut man da nicht einfach ein Ventil ein?“ Diese Idee ließ ihn nicht wieder los, und er begann Fachliteratur zu wälzen.
Seine Erfindung: Ein Ventil in der Größe eines Gummibärchens, das als Zwischenstück in beide Samenleiter implantiert wird und den Zufluss der Spermien reguliert. Durch einen Schalter im Hodensack, der selbst ertastet werden kann, wird das Ventil gesteuert.
Das geschlossene Ventil lässt keine Spermien durch
Ist der Schalter des Ventil geschlossen, sollen beim Samenerguss nur Flüssigkeit und keine Spermien ausgeschieden werden. Stattdessen werden sie seitlich abgeleitet und dort als Fremdkörper erkannt und abgebaut. Die Konsequenz: Der Mann ist steril, kann aber gleichzeitig beim Sex mit einer Frau ejakulieren. Ist ein Kinderwunsch da, legt er den Schalter im Hodensack um und ist sofort zeugungsfähig.
Will er aber von „zeugungsfähig“ auf „zeugungsunfähig“ schalten, dauert es länger: Rund 30 Samenergüsse beziehungsweise drei bis sechs Monate nach dem Verschluss des Schalters könne man erst von einer vollständigen Sterilität ausgehen, so Dirk Baranek, Pressesprecher von Clemens Bimek. Es sei außerdem empfehlenswert, beim Urologen ein Spermiogramm erstellen zu lassen. Das werde auch bei einer Vasektomie standardmäßig durchgeführt.
Erfinder testet im Selbstversuch
Seit 1998 arbeitet er an seiner Erfindung, der er sich komplett verschrieben hat. 1999 meldete er sein erstes Patent an, das er ein Jahr später in den Händen hielt. Seit 2009 testet Tischler Clemens Bimek sein Samenleiterventil im Selbstversuch, bereits in der dritten Version. Alle Vorgänger hat er ebenfalls selbst getestet.
Doch die Suche nach einem Arzt, der ihm das Ventil einsetzte, gestaltete sich schwierig. Entweder lehnen Ärzte den Eingriff direkt ab oder waren zwar bereit, scheiterten aber an den Ethikkommissionen der jeweiligen Kliniken.
Vor sieben Jahren war es soweit: In vier Operationen setzten ihm Ärzte das Ventil ein. Die dritte Version soll aber auch die letzte sein. „Es besteht kein Optimierungsbedarf mehr“, erklärt Baranek. So habe man einen Sicherungsstift eingebaut, der vor dem Umlegen des Schalter betätigt werden müsse und die Ventilgrößen angepasst. „Ventile gibt es von den Größen S bis XL, denn auch Samenleiter sind unterschiedlich dick“, erklärt der Pressesprecher.
Klinische Studie startet noch 2016
Auf seiner Homepage können sich Probanden melden, die die Erfindung testen möchten. Mehr als 200 Männer haben sich bereits für die klinische Studie, die noch in diesem Jahr starten soll, gemeldet. „Der Eingriff erfolgt bei einem ausgewiesenen Urologen und dauert weniger als 30 Minuten“, berichtet Bimek. Dirk Baranek schätzt, dass das Produkt bis 2019 auf den Markt kommt. Die Kosten für den Eingriff beziffert er auf rund 5000 Euro.