Wer viel sitzt und nicht genügend Ausgleich schafft, bekommt Probleme mit dem Rücken. Das war schon bei den alten Ägyptern so.
„Sitzen ist das neue Rauchen“Schon die alten Ägypter hatten Probleme mit dem Rücken – was hilft
„Sitzen ist das neue Rauchen“ ist so ein Satz: nicht falsch, aber überaus dramatisch. Wir sitzen einen großen Teil des Lebens – in der Schule, im Büro, im Auto und eben auch in der Praxis. Und wir sitzen lange – auf Stühlen, meist an Schreibtischen. Und genau das ist ungesund: Rückenschmerzen sind eine der häufigsten Beschwerden in der Allgemeinarztpraxis. Der allgemeine Bewegungsmangel ist eine der Ursachen. Aber es heißt auch, früher sei alles besser gewesen! War es wirklich?
Jetzt verblüfft eine Studie tschechischer Forscherinnen und Forscher. Die haben 69 altägyptische Skelette untersucht – zwischen 4200 und 4700 Jahre alt. 30 von ihnen hatten den Beruf des Schreibers, 39 von ihnen nicht. Das leiten die Forscher von der Art der Gräber ab, von Grabbeigaben und Inschriften. Schreiber waren angesehene Personen, die sich teure Gräber leisten konnten, durchschnittliche Ägypter wurden eher bescheiden beerdigt, fast verscharrt. Der Beruf des Schreibers wurde in unzähligen altägyptischen Darstellungen verewigt: Meist sitzen sie in der Hocke auf dem Boden, ein Bein aufgestellt, das Papyrus in der einen, den Schreibgriffel in der anderen Hand: eine überaus unbequeme Position für eine stundenlange Arbeit.
Und das blieb offenbar nicht ohne Folgen: Die Skelette der Schreiber (Frauen gab es in dem Beruf wenige, wahrscheinlich keine) weisen deutliche knöcherne Veränderungen auf: Arthrose. Und zwar genau in den Bereichen, in denen man es erwarten würde. In der rechten Schulter, dem Schlüsselbein, der oberen Wirbelsäule, dem rechten Knie – und dem rechten Daumen! Also genau dort, wo Gelenke durch das Schreiben, vor allem aber auch das Sitzen beansprucht werden. Nicht alle Schreiber hatten in allen Gelenken Arthrose, im Daumen etwa waren nur acht der Schreiber betroffen. Unter den 39 Nicht-Schreibern aber keiner. Der Zusammenhang ist offensichtlich.
Viel Bewegung, Sitzposition ändern, Sport treiben
Gelenkbeschwerden durch zu wenig Bewegung ist offensichtlich keine Erfindung der Neuzeit. Arthrose ist ein für das Alter zu starker Verschleiß des Knorpels der Gelenke. Durch Überlastung und Fehlstellungen oder auch durch vorhergehende Verletzungen. Überlastung kann ein überhöhtes Körpergewicht sein, aber eben auch immer wiederkehrende Fehlbelastungen wie stundenlanges Hocken mit Papyrus und Stift. Oder auf einem Stuhl in gebeugter Körperhaltung.
Zur Unterscheidung: Arthrose ist keine Arthritis – die entsteht durch eine Entzündung in den Gelenken. Die Behandlung der oft sehr schmerzhaften Arthrose ist zunächst sehr konsequent symptomatisch: von wirksamen Schmerzmitteln über Bewegungstherapien und Training zur Stabilisierung der Gelenke. Nur in seltenen Fällen eine Operation.
Für die alten Ägypter kein Trost. Sie dürften trotz erheblicher Schmerzen weiterhin in der Hocke sitzend geschrieben haben (von einer krankheitsbedingten Berentung ist mir zumindest nichts bekannt). Für uns eine Warnung: viel Bewegung und häufiger Wechsel der Stellung plus Sport und Muskelaufbau kann vorbeugen.