Flüge werden länger. Medizinisch ist das riskant, wie Dr. Magnus Heier weiß. Er verrät, was Passagiere vor und während des Flugs tun können.
So kann man sich vorbereitenWelche medizinischen Risiken beim Flug in den Urlaub lauern
A321 XLR heißt der neue Airbus, die Buchstaben stehen für eXtra Long Range, also eine besonders große Reichweite. Dank zusätzlicher Tanks kann der Flieger bis zu 8700 Kilometer weit fliegen, etwa elf Stunden. Nonstop. Gut, der Superairbus A380, der mit den zwei Etagen, fliegt noch länger. Aber mit dem reichweitenstarken mittelgroßen Airbus wird die Zahl der langen Flüge ohne Zwischenlandung weiter zunehmen – weil man nun auch immer mehr kleinere Ziele, die sich für die großen Flieger nicht lohnen, nonstop anfliegen kann. Ohne Zwischenlandung. Ohne sich die Beine zu vertreten.
Medizinisch riskant. Flüge sind sowieso schon problematisch: Weil in der Kabine ein niedriger Luftdruck herrscht, etwa wie auf 2500 Metern Höhe, mit niedrigem Sauerstoffdruck in der Luft – was den Blutsauerstoff reduzieren kann. Zweitens ist die Kabinenluft trocken – was zu gereizten Schleimhäuten führt und zu Austrocknung, weil viel Flüssigkeit abgeatmet wird. Und im ausgetrockneten Körper wirkt Alkohol sehr viel stärker. Den man an Bord schon aus Langeweile trinkt. Besser ist es, viel Wasser zu trinken.
Langes Sitzen im Flugzeug ist gefährlich
Drittens ist das lange Sitzen brandgefährlich. Vor allem bei enger Bestuhlung sind die Beine meist eng angewinkelt. Der venöse Blutfluss in den Beinen ist reduziert, Ödeme können die Folge sein oder auch Thrombosen, wenn das Blut in der Vene verklumpt. Wer sowieso schon gefährdet ist (hohes Alter, Raucher), kann sich durch Kompressionsstrümpfe oder eine „blutverdünnende Spritze“ schützen.
Aber das lange Sitzen ist auch für alle anderen Menschen nicht ohne Risiko. Das Minimum sollte sein, während eines Fluges häufiger aufzustehen und herumzulaufen. Das bringt die sogenannte Muskelpumpe wieder zum Laufen: Sich bewegende Beinmuskeln drücken das Blut in den Venen zurück Richtung Herz.
Die Risiken sind natürlich von der Länge des Fluges abhängig. Fünf Stunden sind weit weniger belastend als elf – oder noch mehr. Längst geht das Gefühl für medizinische Risiken beim Fliegen verloren. Früher musste man immerhin noch über eine Treppe in die Maschine steigen. Heute sind die meisten Flugzeuge über eine ebenerdige Gangway zu erreichen. Fliegen ist Alltag. Unabhängig vom eigenen Gesundheitszustand. Es ist für das Kabinenpersonal fast unmöglich, Passagiere zurückzuweisen, auch wenn sie krank aussehen.
Haben wir einen Arzt an Bord?
Im Notfall sei in zwei Drittel aller Fälle ein Arzt an Bord, schätzt ein Lehrbuch. Das klingt beruhigend. Ist es aber nicht. Denn erstens ist das nicht zwangsläufig ein kompetenter Notarzt: Ein Hautarzt oder Neurologe etwa (wie der Autor) ist nicht unbedingt ein Spezialist etwa für Herz-Kreislauf-Notfälle.
Und zweitens kennt ein zufällig anwesender Arzt den Patienten naturgemäß überhaupt nicht. Hat er oder sie diese Ohnmachten öfter? Ist der Blutzucker öfter so hoch? In vielen Fällen können noch nicht einmal die Angehörigen zuverlässig Auskunft geben. Und dann wird auch eine kompetente Behandlung zum Glücksspiel.
Lange Flüge sind für alte Menschen und vor allem für Kranke ein mögliches Risiko. Dem kann man teilweise vorbeugen. Im Zweifel ist ein offenes Gespräch mit dem Hausarzt sinnvoll. Er oder sie kennt die Patienten. Und kann grünes Licht geben. Oder rotes.