Diagnose KrebsWelche Schritte für Angehörige und Betroffene jetzt wichtig sind
- In unserer Serie „Gesund durchs Jahr” widmen wir uns in jedem Monat einem anderen Themenbereich.
- Im Monat August geht es um allles, was zur Diagnose Krebs gehört.
- In dieser Folge verrät Expertin Beate Gimpel, was nach der Diagnose zu tun ist und wo Betroffene Hilfe finden.
Köln – Krebs. Die Diagnose erschüttert alle: Betroffene, Angehörige, Freunde, Bekannte. Mehr als eine halbe Million Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs, Männer meistens an Prostatakrebs, Frauen an Brustkrebs. Ebenfalls häufig sind Krebserkrankungen der Lunge oder des Darms. Aber Krebs bedeutet je nach Art nicht automatisch den baldigen Tod: Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto größer ist die Aussicht auf Heilung.
Doch egal in welchem Stadium Krebs entdeckt wird, die Diagnose ist ein Einschnitt in das Leben der Betroffenen. „Danach treten erst einmal viele Fragen auf“, weiß Beate Gimbel vom Infonetz Krebs, das zur Deutschen Krebshilfe gehört. Sie berät Betroffene und Angehörige, weist Wege durch die Therapie und zeigt, wie es weitergehen kann. Wo werde ich optimal behandelt? Wie bin ich sozialrechtlich abgesichert? Wo erhalte ich psychologische Unterstützung?
Ich habe Krebs – und jetzt?
Auf Krebspatienten prasseln im ersten Moment viele existenzielle Überlegungen ein. Deshalb sei eine gute fachärztliche Betreuung, möglichst in zertifizierten Krebszentren, wichtig. „Dort können alle Fäden zusammenlaufen“, sagt Beate Gimbel. Solche Zentren, die es für die meisten Krebsarten wie Brust-, Darm-, Prostata- oder Lungenkrebs gibt, werden von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. „Dort gibt es eine qualifizierte Behandlung nach den aktuell geltenden Leitlinien“, fasst Gimbel zusammen.
Das Besondere: Dort wird interdisziplinär gearbeitet. Das heißt, Onkologen beraten sich mit weiteren Experten wie Radiologen, Gynäkologen, Pathologen und Psychoonkologen in sogenannten Tumorkonferenzen, um die für den Patienten optimale Behandlung zu besprechen. Patienten können zudem davon ausgehen, dass in solchen Krebszentren oft geforscht wird, zum Beispiel zu neuen Behandlungsmethoden. Das bedeutet nicht, dass es in jedem Fall nötig ist, Krebs im Rahmen einer Studie zu behandeln. „Man sollte je nach Behandlungssituation vielleicht offen sein für eine Studienteilnahme“, sagt Gimbel. Zwingend nötig sei eine Teilnahme aber nicht, um die beste Behandlung zu bekommen.
Ich habe Fragen zum Thema Krebs – Wer hilft?
Treten Fragen auf, ist der erste Ansprechpartner der behandelnde Arzt. Ansonsten können sich Betroffene und Angehörige am besten an die Informations- und Beratungsdienste für Krebs oder das Infonetz Krebs der Deutschen Krebshilfe wenden. Im Internet gibt es viele Foren oder Internetseiten, die mit Horrorgeschichten rund um das Thema Krebs aufwarten – viele Betroffene verunsichert das zusätzlich. Deshalb am besten immer auf den Seiten der großen Informationsstellen informieren:
www.krebshilfe.dewww.krebsinformationsdienst.dewww.krebsgesellschaft.de
Ich bin unsicher, ob die vorgeschlagene Behandlung die richtige ist
Für manche Betroffene kann es sich lohnen, eine zweite Meinung von einem anderen Arzt oder einer anderen Ärztin einzuholen. Generell können ärztliche Zweitmeinungen Unsicherheiten verringern, aber es können sich auch neue Fragen auftun. Sie bieten aber die Möglichkeit, sich umfangreich zu informieren, um wichtige Entscheidungen für die Therapie zu treffen. Generell sollten sich Patienten immer ihre Befunde aushändigen lassen. So können sie sich flexibel auch während der Behandlung eine andere Meinung einholen. „Im Vorfeld sollte aber bei der Krankenkasse die Genehmigung für eine Zweitmeinung eingeholt werden“, rät Gimbel.
Was muss ich bei der Krankenkasse einreichen?
Während einer langen Therapie, der sich Patienten häufig unterziehen müssen, ist eine enge und gute Zusammenarbeit mit der Krankenkasse wichtig. Die Bürokratie kann aber oft überwältigend sein. „Wichtig für den Bezug des Krankengelds ist vor allem, dass man eine lückenlose Krankmeldung vorweisen kann“, sagt Beate Gimbel. Nur so sei die finanzielle Absicherung gewährleistet, wenn man nicht weiter arbeiten kann. Um sich von den Zuzahlungen zur gesetzlichen Krankenversicherung befreien zu lassen, ist es zudem wichtig, die Belege zu sammeln.
Beate Gimbel verrät darüber hinaus noch ein paar Tipps, von denen nicht alle wissen: „Fahrtkosten zur ambulanten Behandlung wie einer Chemo- oder Strahlentherapie können von der Krankenkasse nach Antragsstellung und Bewilligung erstattet werden. Außerdem ist es bei einer schweren Erkrankung unter bestimmten Voraussetzungen möglich, die Kosten für eine Haushaltshilfe erstattet zu bekommen – auch wenn keine Kinder im Haushalt leben.“ Bis zu vier Wochen kann sie zu Hause unterstützen. All diese Dinge müssen aber von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet werden. Manches lässt sich aber auch schon während eines Klinikaufenthalts klären: Bescheinigungen über die Arbeitsunfähigkeit oder für Medikamente können auch im Rahmen des Entlassmanagements für einen bestimmten Zeitraum von der Klinik verordnet werden.
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Ist Krebs eine Schwerbehinderung?
Wer an Krebs erkrankt ist, kann einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Dadurch ergeben sich manche Vergünstigungen, wie zum Beispiel bei der Steuer. Außerdem steht einem Arbeitnehmer mehr Urlaub zu und der Kündigungsschutz ist ausgeweitet. Wer sich während des Klinikaufenthalts informieren will, kann sich an den dortigen Sozialdienst wenden. Psychosoziale Krebsberatungsstellen bieten während einer ambulanten Versorgung Betroffenen und Angehörigen kostenlose Unterstützung bei sozialrechtlichen Fragen und psychoonkologische Begleitung.
Die Angehörigen leiden mit. Welche Angebote gibt es für sie?
Eltern, Ehepartner, Kinder: Sie alle stehen häufig ähnlich unter Schock wie die Betroffenen selbst, stellen ihre Ängste oftmals aber in den Hintergrund. Doch auch sie sollten lernen, mit der Diagnose umzugehen und mit ihr zu leben. Das kann über eine psychoonkologische Beratung geschehen oder über Selbsthilfegruppen – auch noch im Anschluss an Behandlungen. Das gilt natürlich auch für Betroffene: Auch wenn Jahre später der Bedarf entsteht, die Krebsbehandlung oder die -diagnose zu besprechen, können psychosoziale Angebote genutzt werden.
Warum ist der Austausch mit anderen Betroffenen gut?
Einige dieser Angebote für Betroffene haben sogar eine spezifische Zielgruppe, wie zum Beispiel für junge Erwachsene. „Der Austausch unter Betroffenen kann wichtig sein“, weiß Beate Gimbel. „Zum einen, um Informationen auszutauschen, aber auch, um Perspektiven zu sehen, wie andere mit der Diagnose umgehen oder wie sie ihren Weg weitergegangen sind.“
Globuli oder Vitamine: Was bringen alternative und komplementäre Methoden?
Manche Betroffene haben das Bedürfnis, selbst aktiv zu werden, um zu lernen, mit der Erkrankung umzugehen. Einige interessieren sich dann auch für sogenannte alternative oder komplementäre Methoden. Doch ob die Zufuhr von Selen oder Algen sich tatsächlich positiv auf die Krebsbekämpfung auswirkt, ist umstritten. „Es fehlt der wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweis“, warnt Beate Gimbel.
Deshalb sei es wichtig, vor der Einnahme von zusätzlichen Spurenelementen oder Vitaminen mit dem behandelnden Arzt darüber zu sprechen, ob überhaupt ein Mangel vorliegt. Dann könne so etwas sinnvoll sein. Ansonsten gelte: gesund und ausgewogen ernähren, sofern es die Therapie zulässt, und sich ausreichend bewegen. „Aber: Es gibt keine Krebsdiät, mit der sich eine Krebserkrankung gezielt heilen lässt“, betont Beate Gimbel.