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Internationale StudieSo schädlich sind schon zwei Joints für Jugendliche

Lesezeit 3 Minuten
Jemand raucht einen Joint

Der Konsum von Cannabis und die Auswirkungen auf jugendliche Konsumenten wurde untersucht.  

Köln – Schon das Ausprobieren von Haschisch oder Marihuana könnte Auswirkungen auf das Gehirn von Teenagern haben. Das berichtet ein internationales Forscherteam mit deutscher Beteiligung. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die im Fachmagazin „Journal of Neuroscience“.

„Schon ein oder zwei Joints scheinen in den jungen Heranwachsenden das Volumen der grauen Substanz zu ändern“, fasst Studienleiter Hugh Garavan von der US-amerikanischen Universität Vermont die Ergebnisse zusammen. Das könne auch Auswirkungen auf ihr Verhalten haben, stellen die Forscher in der Studie fest.

Schon nach zwei Joints nahm die graue Substanz zu

Untersucht wurden 46 Jugendliche im Alter von 14 Jahren, wie die australische Universität Swinburne in Melbourne in einer Mitteilung erklärt. Gemäß ihren eigenen Angaben hatten sie nur ein oder zweimal Cannabis konsumiert. In einer Kontrollgruppe waren gleichaltrige Jugendliche mit einem ähnlichen sozioökonomischen Status, die zwar schon ersten Kontakt mit Tabak - etwa Nikotin– hatten, aber noch nie gekifft hatten.

Alle Studienteilnehmer sollten umfassende Fragen beantworten, Auskünfte über ihre Lebensgewohnheiten geben, kognitive und psychologische Test machen. Zudem wurden Kernspinaufnahmen ihres Gehirns angefertigt.

Das Gehirn wird in der Pubertät umstrukturiert

Das fanden die Forscher heraus: Bei denen, die Cannabis geraucht hatten, nahm in mehreren Gehirnregionen wie dem Hippocampus, der Amygdala oder den Parietallappen des Cortex, die graue Substanz, also die Menge an Nervenzellkörpern, zu. Im Schnitt nahm die graue Substanz um 6 Prozent zu. Die betroffenen Hornregionen sind unter anderem für das Gedächtnis, die Verarbeitung der Gefühle sowie die motorische Koordination zuständig.

Catherine Orr von der Universität Swinburne war an der Studie beteiligt. Sie erklärt: „Normalerweise nimmt das Volumen der grauen Masse mit dem Heranwachsen ab. Während der jugendlichen Entwicklung reift auch das Gehirn, das heißt, dass die graue Substanz abnimmt und die weiße Substanz zunimmt.“

Jemand dreht einen Joint

Ein internationales Forscherteam beschäftigte sich mit den Auswirkungen von Cannabis-Konsum auf Jugendliche. 

Cannabis-Probanden entwickelten eher Symptome von Angststörungen

Das Problem: In der Pubertät werden die betroffenen Teile des Gehirns umfangreich umstrukturiert. Eine Verzögerung oder gar Unterbrechung dieses natürlichen Ablaufs bringen die Forscher mit ADHS-Symptomen und verminderter Selbstregulierung in Verbindung. Das heißt, dass diese Menschen ihre Aufmerksamkeit, Emotionen, Impulse und Handlungen nur schlecht steuern können. All diese Dinge seien im Vergleich zu den Nicht-Konsumenten deutlich schlechter gewesen.

Was den Forscher auch auffiel: Selbst Jugendliche mit geringem Cannabiskonsum hatten das stärkere Bedürfnis, Abenteuer und starke Gefühle zu erleben. Außerdem hätten die Cannabis-Konsumenten innerhalb des zweijährigen Beobachtungszeitraums eher Symptome von Angststörungen entwickelt. Einen direkten Zusammenhang konnten die Forscher jedoch nicht belegen.

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Kritiker bemängeln Selbstangaben und fehlende Laboruntersuchungen

Klar wird jedoch: Bereits geringe Mengen Cannabis können eine starke Auswirkung auf das jugendliche Gehirn haben. So zogen die Forscher zwei Jahre nach der ersten Befragung erneut einen Vergleich. Interessant dabei: 69 Probanden, die mit 14 Jahren noch kein Cannabis geraucht hatten, es aber in den folgenden zwei Jahren ausprobierten, zeigen keine vergleichbaren Veränderungen des Gehirns.

Kritik erntete die Studie, weil sie auf Selbstangaben der Teenager beruhe und es keine verlässlichen Abgaben zur jeweils konsumierten Dosis, etwa des Cannabis-Hauptwirkstoffes Tetrahydrocannabinol (THC) gebe. So fehle es an der „laborchemischen Überprüfung oder Quantifizierung von Cannabis im Urin oder Blut“, kritisiert Prof. Ursula Havemann-Reinecke, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Göttingen in der „Hamburger Morgenpost“. (sar)