In Sachen LiebeMeine Frau trifft sich alle paar Wochen mit ihrem „besten Freund“
- Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer neuen Kolumne „In Sachen Liebe“.
- Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psycholgen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und alles, was Paaren begegnet.
Meine Frau und ich sind seit acht Jahren verheiratet. Seit langem trifft sie sich alle paar Wochen abends mit ihrem „besten Freund“, um über alles zu reden. Darf mich das stören?
Die sogenannte „beste Freundin“ Ihrer Frau ist ihr „bester Freund“. Vermutlich haben Sie es in der Vergangenheit genau so gesehen, und es hat Sie offenbar nicht gestört. Sie haben die Beziehung sicherlich als platonisch eingestuft.
Doch plötzlich regt sich ein ungutes Gefühl in Ihnen. Sie entwickeln Vorbehalte, vielleicht sogar ein wenig Eifersucht und fühlen sich weniger entspannt mit diesen Treffen als bisher. Gleichzeitig fragen Sie sich, ob das sein darf. Die Betonung liegt auf dem Dürfen, nicht auf der Frage, ob die regelmäßigen Treffen Ihrer Frau mit einem anderen Mann Sie stören sollten oder müssten. Demnach gibt es einen Teil in Ihnen, der die Angemessenheit Ihres Gefühls bezweifelt. Bisher haben diese Treffen Ihnen ja nichts ausgemacht. Das ist nun anders, und lässt sich offenbar nicht ausblenden.
Gut so! Irgendeine schleichende Veränderung werden Sie – mehr oder weniger bewusst – wahrgenommen haben. Nun klopft sie als Störung bei Ihnen an und will registriert werden. Sie signalisiert Ihnen: „Schau da mal hin!“ Und damit meine ich nicht nur die Beziehung Ihrer Frau zu ihrem besten Freund, sondern vor allem Ihre Beziehung zu Ihrer Frau.Möglicherweise will Ihnen dieses ja doch eher kleine Störungssignal sagen: „Pass auf deine Ehe auf!“ Vielleicht fehlt da etwas. Vielleicht ist sie langweiliger geworden, weniger lebendig als früher. Vielleicht haben sich zu viele Routinen eingestellt, und Sie bemühen sich weniger umeinander als zu Beginn Ihrer Beziehung.
Leseraufruf
Jede Woche beantwortet einer aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt; Wo Sie sich einen guten Rat wünschen!
Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben.
Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de
Natürlich verändert sich die Liebe innerhalb von acht Jahren, und Routinen schaffen mit der Zeit angenehme Gewohnheiten und eine Vertrautheit miteinander. Allerdings kann zu viel davon Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit bewirken.
Vielleicht haben Sie Kinder, und Sie haben während der ersten intensiven und durchaus beanspruchenden Elternphase, die oft noch mit einer beruflichen Aufbau- und Karrierephase verknüpft ist, die Partnerschaft vernachlässigt. Das ist übrigens häufig der Fall. Und plötzlich stellen Sie fest, dass ein Partnerschafts-Vakuum entstanden ist; dass Gemeinsamkeiten fehlen; dass Sie schon lange nichts mehr zu zweit unternommen und genossen haben.
Das könnte Sie auch interessieren:
An genau dieser Stelle könnte Ihnen aufgefallen sein, dass Ihre Frau sich für den Abend mit ihrem Freund ein schönes Kleid angezogen hat; dass sie sich auf ihn freut; dass sie gerne mit ihm in einem netten Lokal Essen geht, um mit ihm über alles zu reden. Dann registrieren Sie vielleicht, wie selten Sie etwas zusammen unternehmen, und reagieren missgünstig und eifersüchtig. Eventuell befürchten Sie, dieser Freund könnte nun doch mehr werden als nur ein „bester Freund“. Es könnte Ihnen gerade so erscheinen, als ginge sie zu einem Date. Und das möchten Sie nicht tolerieren.
In dieser Hinsicht sollten Sie das klitzekleine Störungssignal als Aufforderung für einen Beziehungs-Frischekick begrüßen, den Sie etwa so vorbereiten könnten: Sprechen Sie mit Ihrer Frau! Erzählen Sie ihr von jenem Signal. Tauschen Sie sich über Ihre Beziehung aus. Darüber, womit Sie zufrieden und womit Sie unzufrieden sind, was Sie sich wünschen, womit Sie einander erfreuen können.
Denn eines ist klar: Eine Beziehung ist ein zartes Pflänzchen, das gepflegt, gegossen und gedüngt werden will. Damit es gedeihen, sich entfalten, groß und stark und widerstandsfähig werden kann.
Der Psychologe Peter Wehr, geboren 1958, arbeitet seit mehr als 25 Jahren unter anderem als Paartherapeut, Coach und Supervisor in eigener Praxis in Köln.