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Hohe SuchtgefahrDroge Crystal macht sofort abhängig

Lesezeit 2 Minuten

Ein Fund der Droge Crystal beim Zoll. Die aufputschende Droge wirkt auf den Körper zerstörerisch.

Schon der einmalige Konsum synthetischer Drogen wie Crystal macht süchtig. „Crystal ist offenbar in der Lage, sehr schnell in die Hirnchemie einzugreifen“, erläuterte Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP) in Krefeld. „Wir halten sie eigentlich für die gefährlichste Droge, die im Moment auf dem Markt ist.“

Bei Menschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben zu Drogen greifen, reichten schon „geringste Mengen“ von einem Zehntel Gramm, um abhängig zu sein. Wer schon eine Drogenkarriere hinter sich hat, also „heavy user“ ist, brauche vermutlich etwas mehr, sei aber genauso gefährdet. Die Effekte des Konsums beschreibt die Psychiaterin so: „Man fühlt sich sehr gut, hat keine Schmerzen, fühlt sich geliebt, ist euphorisch.“ Alle menschlichen Grundängste seien wie weggeblasen, der Betroffene verspüre weder Hunger noch Müdigkeit und sei voller Selbstvertrauen. „Das passiert auch Leuten, die sonst von der Persönlichkeit her ganz anders sind“, erklärt Roth-Sackenheim.

Wirkung der Suchtsubstanzen unklar

Bei Crystal und Co. bestehe ähnlich wie bei Cannabis die Gefahr, dass Geisteskrankheiten wie Psychosen hervorgerufen werden. „Eine angeborene Neigung zum Beispiel zu Wahnvorstellungen kann dazu führen, dass sie zutage treten.“ „Wir sehen bei den synthetischen Drogen wie Crystal sehr häufig einen Persönlichkeitszerfall.“ Bei Kokain oder Heroin bleibt die Persönlichkeit laut Roth-Sackenheim dagegen einigermaßen erhalten. Abhängige könnten noch ihrem Job nachgehen.

Als körperliche Folge nehmen Crystal-Süchtige der Expertin zufolge oft ab, sind infektanfälliger oder verwahrlosen. Insgesamt sei die billig herzustellende Droge lebensgefährlich. Die Therapie ist schwierig. „Wenn wir Glück haben und die Leute sind am Anfang ihrer Suchtkarriere, kann man sie in Einzelfällen ambulant behandeln.“

In den meisten Fällen sei aber eine intensive Behandlung in einer Klinik nötig. „Es ist eine medizinische Herausforderung, die Leute davon wieder wegzubringen“, sagt Roth-Sackenheim. Denn die Wirkung der Suchtsubstanzen auf das Gehirn sei oft unklar. Daher wisse die Medizin kaum, wie am besten gegenzusteuern ist. (dpa)