Abgeschlagenheit, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen: Steigen die Temperaturen, sinkt bei vielen Menschen in Deutschland das Wohlbefinden.
WetterHitze macht jedem Vierten zu schaffen – Köln als einzige Stadt der Region mit Plan
Rund jede und jeder Vierte in Deutschland hat in diesem Jahr bereits Gesundheitsprobleme durch extreme Hitze gehabt. Dazu können laut der Krankenkasse DAK-Gesundheit, die eine entsprechende Forsa-Studie in Auftrag gegeben hat, Abgeschlagenheit, Kreislaufprobleme und Schlafstörungen zählen. In der Altersgruppe über 60 Jahren war sogar rund jede und jeder Dritte betroffen. Hier gab es im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen, insgesamt einen leichten Anstieg, wie der Hitzereport der Krankenkasse zeigt.
Hitzewelle: Viele verzichten auf Arzt – und bereuen es
Laut der Umfrage des Instituts Forsa bereiten Hitzewellen und Extremwetter knapp zwei Drittel der Menschen große Sorgen. Von Ängsten sind vor allem junge Menschen betroffen.
Die von Gesundheitsproblemen betroffenen Befragten wurden vor allem durch Erschöpfung (76 Prozent), Kreislaufprobleme (66 Prozent) und Schlafstörungen (59 Prozent) belastet. Von denjenigen mit Hitzebeschwerden mussten 5 Prozent eine Arztpraxis aufsuchen. Weitere 16 Prozent gaben an, sie hätten auf einen Praxisbesuch verzichtet, wären aber besser zum Arzt oder zur Ärztin gegangen.
Viele sorgen sich vor heißer Zukunft
Angesichts der von der Wissenschaft vorausgesagten Zunahme von Hitzewellen und Extremwetter machen sich 61 Prozent große oder sogar sehr große Sorgen. Besonders jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren bereiten die Entwicklungen Ängste – 23 Prozent haben sehr große Sorgen. Im Vergleich die Altersgruppe über 60: 12 Prozent.
DAK-Vorstandschef Andreas Storm spricht sich für einen weiteren Ausbau der Hitzeprävention in Deutschland aus. „Es ist alarmierend, wie viele Menschen schon in den ersten Hitze-Wochen Gesundheitsprobleme hatten“, sagte Storm. Bund, Ländern und Kommunen hätten einiges gemacht, doch müssten Schutzpläne weiter ausgebaut werden. „Vor allem Kinder, Kranke und ältere Menschen müssen besser vor Hitze geschützt werden.“
Köln und Bergisch Gladbach haben Karten für kühle Orte
Tatsächlich haben bisher nur zwei NRW-Kommunen einen sogenannten Hitzeaktionsplan um: der Kreis Kleve und die Stadt Köln. In 13 weiteren Kreisen uns kreisfreien Städten seien entsprechende Pläne in Arbeit, so das Gesundheitsministerium. Köln, das seinen Plan 2022 veröffentlichte, konzentrierte sich besonders darauf, Maßnahmen für Menschen über 65 zu erarbeiten. Im Katalog werden neben Analysen auch konkrete Pläne wie die Kühlung öffentlicher Plätze mit Wasser sowie telefonische Beratungsstellen gefordert. Mehr Informationen dazu stellt die Stadt online zur Verfügung.
Das Fehlen von Hitzeaktionsplänen heißt aber nicht, dass die Kommunen keine Maßnahmen wegen der hohen Temperaturen ergreifen, betont auch das Ministerium. In vielen Städten gibt es ohnehin freie Springwasserbrunnen (Kritik an der Anzahl gibt es allerdings im Falle von Köln durchaus) oder online Karten der kühlen Orte – wie beispielsweise für Bergisch Gladbach.
Pflege besonders betroffen
Der Krankenkassen-Chef sprach sich auch für mehr Hitzeschutz am Arbeitsplatz aus. Für Angehörige bestimmter Berufsgruppen und Bereiche muss rasch etwas getan werden - so meinen viele. So sind 89 Prozent der Ansicht, dass Handwerk, Bau und andere Bereiche mit schwerer körperlicher Arbeit stark von Hitzewellen betroffen sind. Mehr Menschen als im Vorjahr halten darüber hinaus den Pflegebereich in Alten- und Pflegeeinrichtungen für anfällig (80 Prozent) und mehr als die Hälfte (58 Prozent) die medizinische Versorgung in Krankenhäusern.
Die Forscher befragten auch Pflegekräfte - unter ihnen ist der Anteil der stark Belasteten bei Hitze mit 49 Prozent tatsächlich mehr als doppelt so hoch wie beim Durchschnitt aller Erwerbstätigen. (dpa mit pic)