Paar-ProblemeDarf ich meinen Freunden sagen, dass mich ihre On/Off-Beziehung nervt?
- Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
- Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
- In dieser Folge stellt sich Damaris Sander der Frage: Wie geht man mit komplizierten Beziehungen im Freundeskreis richtig um?
Köln – In meinem Bekanntenkreis ist ein Paar, das ständig On/Off ist: zusammen, getrennt, wieder zusammen... Ich kriege dauernd die Hochs und Tiefs mit, soll mitleiden und mich mitfreuen. Als Freundin möchte ich ja für die beiden da sein, aber ich merke, dass es mich auch nervt. Haben Sie einen Tipp für mich?
„Gute Freunde sagen einem auch, wenn man sich auf dem Holzweg befindet"
Dass Sie genervt sind, ist nachvollziehbar. Ihr freundschaftliches Mitfühlen wird auf eine harte Probe gestellt. „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, scheint die Devise Ihrer Freunde zu sein. Ihr offenes Ohr ist willkommen, aber unbequeme Wahrheiten sollen Sie nicht aussprechen. Sie bekommen eine Rolle in einem Spiel zugewiesen, dessen Regeln Sie nicht mitbestimmen, und das belastet allmählich Ihre Freundschaft.
Sie spüren vermutlich außerdem, dass Ihr Mitfühlen Sie zwar Kraft kostet, aber dem Paar letztlich nicht hilft. Von daher ist es richtig, wenn Sie Ihrem Impuls folgen, dass es so nicht weitergehen sollte. Das fühlt sich für Sie vielleicht nicht freundschaftlich an, aber gute Freunde sagen einem auch, wenn man sich auf einem Holzweg befindet oder sich im Kreis dreht.
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Wie Sie weiter vorgehen wollen, hängt davon ab, wie nahe Sie den beiden stehen, wie sehr Sie sich in deren Probleme „reinhängen“ wollen und ob Sie damit rechnen, dass sie offen sind für eine Kritik.
Gespräch suchen, sich selbst zurücknehmen
Sie können das Gespräch suchen. Warten Sie dafür am besten eine Phase ab, in der das Paar zusammen ist – bei einer harmonischen Ausgangslage ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Ihre Freunde sich mit kritischen Worten auseinandersetzen. Beschreiben Sie, wie Sie das Verhalten des Paares und Ihre eigene Rolle erleben, und machen Sie deutlich, dass Sie das so nicht mehr möchten. Sie können anbieten, dass Sie zur Verfügung stehen, wenn Ihre Freunde wirklich etwas verändern möchten. Wenn Sie eine Theorie haben, woran es bei Ihren Freunden hapert – von außen sieht man ja in der Regel klarer, als wenn man selber betroffen ist –, dann können Sie auch fragen, ob sie das hören möchten. Achten Sie aber darauf, sich nicht zu sehr zu involvieren. Nehmen Sie eigene Störgefühle ernst. Es geht ja darum, dass Sie Freiraum gewinnen, und gerade, wenn Ihnen jeder beiden gleichermaßen am Herzen liegt, kann es belastend sein, in deren Probleme hineingezogen zu werden.
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Wenn Ihre Freunde für so ein Gespräch nicht offen sind, können Sie einen anderen Weg einschlagen, nämlich den, sich emotional von dem Geschehen zu distanzieren. Damit werden Sie von einer Mitspielerin zu einer Zuschauerin. Das würde bedeuten, dass Sie sich nicht mehr verantwortlich fühlen, und dass Sie das On/Off als eine – vielleicht etwas nervige – Eigenart Ihrer Freunde akzeptieren. Als Zuschauerin haben Sie einen großen Vorteil: Sie dürfen das Theater jederzeit ohne schlechtes Gewissen verlassen. Wenn Sie sich dann also die nächste Folge des Dramas anhören sollen, können Sie ruhig sagen, dass Sie das nicht möchten.