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Neue Studie gibt AufschlussMacht ein E-Bike genauso fit wie ein Fahrrad ohne Motor?

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau fährt auf einem E-Bike

E-Bike-Fahrer müssen doch kaum was tun! So lautet ein gängiges Vorurteil. Aber stimmt es auch?

Wie wirkt sich ein E-Bike auf meine Gesundheit aus? Eine Studie aus Hannover hat fast 60.000 Fahrten analysiert – und ein Fazit gezogen.

Beim Fahrradkauf gibt es mittlerweile eine Grundsatzfrage: mit oder ohne Motor? E-Bikes und Pedelecs haben sich längst neben Fahrrädern, die durch reine Muskelkraft angetrieben werden, etabliert. Doch welchen Einfluss haben sie eigentlich auf die Gesundheit der Menschen? Das hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) in einer Studie untersucht.

Der zusammenfassende Tenor der Studie dürfte einige überraschen. Demnach unterscheide sich die Arbeit, die Muskeln und Herz beim Fahrradfahren verrichten, nicht großartig zwischen Fahrradfahrten mit und ohne Motor. „Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren“, erklärt Dr. Hedwig Theda Boeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin der MHH. Pedelec steht übrigens für „Pedal Electric Cycle“, also Fahrrad mit elektrischer Unterstützung.

E-Bike-Fahrer: Puls etwas niedriger als bei Fahrten mit Fahrrädern ohne Motor

Ihren Schluss ziehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem aus einem Vergleich der Herzfrequenz. Pedelecfahrende liegen während der Fahrt im Schnitt bei 111,3 Schlägen pro Minute, Fahrradfahrende bei 119,3. Schon ein Unterschied, nach Einschätzung der Forschenden aber kein allzu großer.

Die Einnahme von Betablockern, die bei Bluthochdruck und Herzkrankheiten den Puls senken, wurde berücksichtigt. Neben den Herzfrequenzen wurden auch die Geschwindigkeiten von 58.833 Fahrten mit elektrischen Rädern und Fahrrädern gemessen. Zudem wurden die insgesamt 1250 Pedelec- und 629 Fahrradfahrenden befragt.

Herzfrequenz: Ein guter Indikator für die Belastung

Vor allem aber der Puls ist ein guter Indikator. Er steigt, wenn der Körper beansprucht wird, weil die Muskeln dann mehr Sauerstoff benötigen. Dieser wird durch das Blut transportiert, das Herz muss schneller pumpen. Liegt der Puls bei einer Fahrt mit dem Fahrrad im Schnitt also nur knapp über dem bei einer Fahrt mit dem Pedelec, lässt das den Schluss zu, dass auch die Belastung im Schnitt etwa gleich hoch ist.

Auf dem Radweg ist das nicht ersichtlich. Überholt die sportliche Rennradfahrerin den eher unsportlichen und vom Motor unterstützten Pedelecfahrer, kann das für beide gleich anstrengend sein. Weil die Voraussetzungen unterschiedlich sind, sportliche Menschen eine objektiv höhere Belastung benötigen, um einen gewissen Puls zu erreichen.

Fahrradfahrer erreichen häufiger die Ziele der WHO

Die Höhe der Belastung ist die eine Sache – dass man sich überhaupt bewegt, die andere. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen mindestens 150 Minuten moderate Ausdauerbelastung pro Woche.

Auch hier haben die Forschenden nachgehakt. Und festgestellt: Nutzerinnen und Nutzer eines herkömmlichen Fahrrads haben eine höhere Wahrscheinlichkeit als Pedelecfahrende, dieses Ziel zu erreichen. 30,2 Prozent von ihnen kamen auf mindestens 150 Minuten Fahrradfahren pro Woche. Bei den Probandinnen und Probanden mit Pedelec waren es 19 Prozent.

Im statistischen Fazit der Studie heißt es also, dass Pedelecfahrende seltener die Gesundheitsziele durch Aktivitäten auf dem Zweirad erreichen. Grund: geringere Fahrtzeit und niedrigere Herzfrequenz. So weit, so statistisch. Trotzdem sind Pedelecs aus Sicht der Forschenden ein wichtiger Faktor, dass Menschen sich mehr bewegen. Wie passt das zusammen?

Studie: E-Bikes sorgen dafür, dass Menschen sich mehr bewegen

Ganz einfach: Wer nicht allzu sportlich ist, scheut sich womöglich eher davor, Wegstrecken mit dem Fahrrad zu absolvieren. „Viele Pedelecnutzer waren vorher nicht unbedingt Radfahrer. Die Hemmschwelle ist deutlich niedriger, wenn auch in hügeligem Gelände oder bei starkem Gegenwind auf die Motorunterstützung zurückgegriffen werden kann“, erklärt Hedwig Theda Boeck.

Die Motorunterstützung beim Radfahren erleichtere den Einstieg in eine alltägliche körperliche Aktivität und sei auch für ältere, übergewichtige und weniger trainierte Menschen eine gute Möglichkeit, diese zu steigern.

Die Studie macht das deutlich. Hier weisen mehr als 35 Prozent der Pedelecfahrenden unterschiedliche Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, einen Herzinfarkt oder auch Verschleiß an Gelenken auf. Eine Fahrt mit dem herkömmlichen Fahrrad kann da schnell Grenzen aufzeigen. Das E-Bike helfe hier, überhaupt wieder draußen in Bewegung zu kommen, so die Forschenden. Außerdem ist es bei Pedelcfahrenden im Vergleich zu Fahrradfahrenden wahrscheinlicher, dass sie für bestimmte Strecken das Auto stehen lassen und stattdessen ihr Zweirad nutzen.