Ein Symptom, aber keine Krankheit: Wenn die Hand zittert, ist das nicht immer gleichbedeutend mit der Diagnose Parkinson.
Ziemlich weit verbreitetGutartiger Tremor – das Zittern, das kein Parkinson ist
Professor Heinz Feneis war ein sehr alter und sehr beeindruckender Anatom. Sein Steckenpferd war das Gehirn, und das führte dazu, dass er noch lange nach seiner Emeritierung freiwillig eine Vorlesung über Hirnanatomie hielt. Frühmorgens um Viertel nach sieben, wenn mein Langzeitgedächtnis stimmt.
Trotz Uhrzeit und Freiwilligkeit war die Vorlesung gut besucht. Und das ganz ohne moderne Medien: Feneis zeigte mit einem langen Holzstock auf alte Poster. Und fast immer zitterte seine Hand. Meist nur leicht, manchmal aber auch stärker. Feneis pflegte sie dann ganz böse anzugucken: „Ruhig jetzt!“ Natürlich zitterte sie weiter, aber es war plötzlich lustig, nicht mehr peinlich.
Gutartiger Tremor: Das Zittern ist unangenehm, aber nicht gefährlich
Diese Art von Zittern, ein gutartiger Tremor, ist ziemlich häufig. Er trifft ausdrücklich nicht nur die Alten: Das mittlere Erkrankungsalter ist 40 Jahre (ganz anders bei dem Tremor, der die meisten Formen von Parkinson begleitet: Dort trifft es vor allem die Älteren).
Ärzte sprechen auch vom „essenziellen Tremor“. Essenziell heißt sinngemäß übersetzt „zum Wesen gehörend“. Und beschreibt damit, dass das Symptom für sich selbst steht und nicht Teil einer anderen Krankheit ist. Und dass wir die Ursache des „essenziellen“ Tremors nicht kennen. Zwar spielt Vererbung offenbar eine Rolle – aber viel mehr weiß man bis heute nicht. Wichtig ist allerdings die Unterscheidung von der Parkinson-Krankheit. Denn die erfordert einige diagnostische und therapeutische Maßnahmen.
Der gutartige Tremor nicht, denn diese Art von Zittern ist keine Krankheit, die irgendwann gefährlich würde. Sie ist schlicht unangenehm. Peinlich, wenn der Referent mit dem Laserpointer zitternd auf ein Bild zeigt (und das Zittern durch die Entfernung unendlich vergrößert wirkt). Peinlich, wenn die Kaffeetasse beim Zuprosten zittert oder gar Kaffee verschüttet wird. Peinlich vor allem dann der Versuch, das Zittern zu verstecken.
Probleme mit dem Zittern: ansprechen und ins Lustige ziehen
Es funktioniert tatsächlich nur die sogenannte „Feneis-Methode“: Das Problem ansprechen und ins Lustige ziehen. Damit wird dann auch ein verbreitetes Missverständnis ins Lächerliche gezogen: die Vorstellung, dass dieses Zittern etwas mit Angst oder Nervosität zu tun hat. Nein, das Zittern tritt auch in ganz emotionslosen Situationen auf – warum auch immer.
Obwohl die eigentliche Ursache weiterhin unklar ist – Behandlungen gibt es trotzdem. Auch wenn es medizinisch keinen zwingenden Grund dafür gibt. Ob der Tremor behandelt werden sollte, hängt ausschließlich vom Leidensdruck des Patienten ab. Wenn ja, gibt es Medikamente, etwa Betablocker, die das Zittern reduzieren oder gar beenden.
Allerdings zeigen Studien, dass nur ein Bruchteil der betroffenen Patienten wirklich behandelt wird. Den meisten wird diese Möglichkeit vermutlich niemals auch nur angeboten.
Aber für eine kluge Entscheidung muss man die Möglichkeiten kennen. Und wer sich entschließt, einfach mit dem Zittern zu leben, sollte dann auch konsequent sein: ansprechen und ins Lustige ziehen statt verstecken!