Schwankende Cholesterinwerte erhöhen laut einer australischen Studie deutlich das Demenzrisiko. LDL- und Gesamtcholesterin sind besonders betroffen.
Schwankungen beim CholesterinForscher entdecken neuen Risikofaktor für Demenz

In Deutschland sind mehr als eine Million Menschen von Demenz betroffen.
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Rund 1,8 Millionen Menschen leben in Deutschland nach neuesten Zahlen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft aus dem Jahr 2024 mit einer Demenzerkrankung. Ein Risikofaktor, der schon länger bekannt und jetzt nach einer neuen Studie aus Australien vermehrt in den Mittelpunkt gerückt ist, ist der hohe Cholesterinspiegel – vielmehr noch sind es die Schwankungen der Cholesterinwerte.
Die Forscher der Monash University in Melbourne haben in ihrer Studie, die im Fachjournal „Neurology“ erschienen ist, Blutfettwerte von knapp 10.000 Teilnehmern untersucht. Die Probanden waren dabei älter als 65 Jahre und stammten aus Australien und den USA.
Schwankungen bei Blutfettwerten
Im Mittelpunkt der Analyse standen die Werte des Gesamtcholesterins, LDL-Cholesterins, HDL-Cholesterins und der Triglyzeride zu Studienbeginn und in den folgenden drei Jahren. Die Teilnehmer wurden danach über einen Zeitraum von elf Jahren beobachtet. Dabei haben die Forscher festgestellt, dass die gemessenen Zahlen der Blutfettwerte bei einigen Probanden teils erheblich schwankten. Nach ersten Erkenntnissen der Studie gebe es einen direkten Zusammenhang zwischen hohen Differenzen beim Gesamtcholesterin sowie LDL-Cholesterin und einem erhöhten Demenzrisiko: Je größer die Schwankungen beim Gesamtcholesterin waren, desto höher lag das Risiko, an Demenz zu erkranken – bis zu 60 Prozent im Vergleich zu Menschen mit der geringsten Differenz. Beim LDL-Cholesterin konnte bei Schwankungen ein erhöhtes Risiko von 48 Prozent nachgewiesen werden, wie die Forscher betonen. Je größer der Unterschied bei den Cholesterinwerten war, desto schneller nahmen bestimmte Gedächtnisleistungen ab.
Schwankungen beim Cholesterin mit erheblichen Auswirkungen
Ganz anders sah das Ergebnis beim HDL-Cholesterin aus: Hier konnten bei Schwankungen keine nennenswerten Rückschlüsse auf das Demenzrisiko gezogen werden. Gravierende Änderungen beim Triglyzerid hatten laut der Studie nur einen leichten Einfluss auf die Gedächtnisleistung. Während unregelmäßige, große Schwankungen beim Cholesterin sich erheblich auf das Demenzrisiko auswirken können, sei das sowohl beim Durchschnittswert als auch bei dessen langfristiger Entwicklung nicht der Fall gewesen. Wenn es wiederholt zu stark wechselnden Cholesterinwerten kommt, könne das die Hirngefäße beeinträchtigen, die wiederum zu Entzündungen im Gehirn führen und so das Risiko für Demenz erhöhen. Auch sei es möglich, dass Cholesterin-Ablagerungen das Gehirn schädigen.
Diese neuen Ergebnisse können dazu beitragen, neue diagnostische Maßnahmen im Umgang mit Demenz einzuleiten, wie die Forscher in der Studie erklären. So sei es möglicherweise sinnvoller, die Schwankungen der Cholesterinwerte über einen längeren Zeitraum zu untersuchen, anstatt diese einmalig und auf den Durchschnittswert zu prüfen. Dazu seien jedoch noch weitere Untersuchungen notwendig. Diese Faktoren können zu erhöhten Cholesterin-Werten führen: Erbliche Veranlagung, falsche Ernährung (fettreich mit gesättigten Fettsäuren oder Transfetten), Bewegungsmangel, Erkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion), bestimmte Medikamente (Gestagene, Androgene), Wechseljahre und Schwangerschaft.