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Von schlechter Laune bis Kiffen11 Tipps, wie Sie mit Ihrem Teenager umgehen

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Mit dem Tablet und Kopfhörern in der Unordnung versunken –ein typisches Bild mit einem Teenager im Haus. 

Köln – Die Pubertät kommt viel früher als gedacht. Die sogenannte Vorpubertät beginnt zwischen acht und neun Jahren, ab 13 gilt das Kind offiziell als Teenager. In der Pubertät müssen Jugendliche lernen, sich von den Vorgaben anderer abzugrenzen. Das führt oft zu Konflikten. Weil das gesamte Gehirn umgebaut wird, kommt es bei Heranwachsenden auch oft zu Chaos im Kopf und extrem schwankenden Gefühlen. Die Selbstwahrnehmung schwankt zwischen „Ich kann alles“ und „Ich kann gar nichts“. Auch für die Eltern ist das eine Herausforderung.

Wichtig ist vor allem, offen zu bleiben und die Ansichten eines Teenagers auf keinen Fall insgesamt abzuwerten. Ulrich Hoffmann ist freier Journalist sowie Yoga- und Meditationslehrer. Der Vater von drei Kindern hat mit „Pubertät to go“ ein Buch geschrieben, das Eltern dabei helfen soll, gelassen zu bleiben. Hier kommen die wichtigsten Tipps für typische Streitpunkte im Alltag mit Teenagern.

Reden und Zuhören

Eltern haben mehr Erfahrung, wissen aber nicht alles besser. Daher mindestens 50 Prozent der Zeit zuhören! Seien Sie dabei aufmerksam, nehmen Sie sich Zeit und hören Sie einfach erstmal zu, bevor Sie etwas sagen. Teenager wollen gar nicht immer ein konkretes Feedback. Am Ende des Gespräches kann man kurz zusammenfassen, was man gehört und verstanden hat. Beispiel: „Du bist wütend, weil du die Englischnote ungerecht findest.“ Wichtig: Schaffen Sie Gelegenheiten, in denen Sie reden können, zum Beispiel bei Autofahrten oder am Wochenende im Wohnzimmer. Und wenn es mal nichts zu sagen gibt, akzeptieren Sie das. Auch gut: Am Abend mal im Zimmer vorbeischauen und konkrete Fragen stellen.

Smartphone

Verbote bringen nichts, heutige Kinder und Jugendliche kennen keine Welt ohne digitale Medien mehr. Aber Jugendliche brauchen ein paar Regeln, denn sie haben meist kein Gefühl dafür, wann etwas zu viel ist. Zuhause lässt sich die Nutzung mittels Wlan-Router begrenzen. Eltern sollten aber selbst nicht ständig am Handy sein, um gute Vorbilder zu sein. Ganz wichtig: Teenager-Handys enthalten mehr Geheimnisse als jedes Tagebuch. Finger weg. Hier finden Eltern wichtige Informationen über die beliebtesten Apps und sozialen Medien.

Erreichbarkeit

Versuchen Sie nicht, Ihr Kind mittels Standortfreigabe auf dem Handy zu orten. Sie senden damit die Botschaft: „Du schaffst es nicht alleine.“ Jugendliche ahnen sehr genau, welche Freunde oder Verhaltensweisen Eltern nicht mögen. Sie schalten dann das Handy aus oder geben es Freunden. Um trotzdem in Kontakt zu bleiben, während das Kind unterwegs ist, sollten Sie lieber einen Rahmen vorgeben, zum Beispiel, dass das Kind eine Nachricht schickt, in der steht, dass es sicher angekommen ist und wo es ist.

Sexualität

Über Sex und Verhütung zu sprechen, ist für Eltern und Kinder oft gleichermaßen peinlich. Überwinden Sie sich. Wenn das Kind nicht mit Ihnen darüber reden will, signalisieren Sie zumindest Gesprächsbereitschaft. Ihr Kind weiß längst nicht alles, was es wissen sollte. Hier sind typische Fragen, die Jugendliche umtreiben: Wächst mein Penis noch? Wie komme ich an meinen Schwarm ran? Kann man vom Petting schwanger werden? Soll ich meinem Freund Nacktfotos schicken? Wie oft ist Selbstbefriedigung normal? Was tun gegen Liebeskummer? Eltern sollten deutlich machen, dass Sex eine schöne Sache ist und dass auch Selbstbefriedigung ganz normal ist. Bieten Sie außerdem unbedingt rechtzeitig an, Verhütungsmittel zu besorgen und reden Sie über die verschiedenen Möglichkeiten. Lassen Sie Raum für Sexualität in all ihren Formen, also auch für Homo-, Bi- oder Transsexualität, Sex ohne Liebe etc. Auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden Sie weitere Infos zum Thema. Bei Fragen zur sexuellen Identität hilft diese Liste.

Ordnung

Wenn im Kinderzimmer zu großes Chaos herrscht, stellen Sie Regeln auf: einmal am Tag lüften, einmal pro Woche die gewaschene Kleidung in den Schrank räumen und staubsaugen, einmal im Monat Bettwäsche wechseln, Essensreste und schmutziges Geschirr muss innerhalb von 24 Stunden zurück in die Küche. Für den Rest der Wohnung gelten andere Regeln. Hier muss auch der Jugendliche Ordnung halten.

Ausgehen

Lassen Sie sich unbedingt sagen, wo es hingeht. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind vorab, wann es wie nach Hause kommt und holen Sie es im Zweifel ab. Wie lange Jugendliche unterwegs sein dürfen, hängt von Alter und Lokalität ab. Hier können Sie die Details nachlesen.

Alkohol und Drogen

Unter 14 Jahren ist Alkohol verboten. Der Kauf von Bier und Wein ist ab 16 erlaubt. Lassen Sie Ihr Kind ruhig mal ab 15 Bier oder Wein probieren, so wird es auswärts auf Partys nicht zu neugierig. Weisen Sie darauf hin, dass man bei Alcopops und Mischgetränken den Alkohol nicht richtig schmeckt und schneller betrunken wird, ohne es zu merken. Machen Sie klar, dass Alkohol enthemmt und auch Aggressionen auslöst. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat dazu nützliche Tipps gesammelt. Auch mit dem Thema Drogen werden Sie sich beschäftigen müssen. Gras und Haschisch gelten als weiche Drogen. Ob sie Einstiegsdrogen darstellen, ist umstritten. Zu den harten Drogen werden unter anderem Kokain, Crack, Speed und Ecstasy gezählt. Diese Drogen machen sehr schnell abhängig. Reden Sie unbedingt mit Ihrem Kind darüber. Erklären Sie ihm, warum es diese Drogen besser gar nicht erst probieren soll. Eltern müssen nicht alles erlauben und erzählen, was sie selbst gemacht haben. Manches sollten sie gerade deshalb verbieten, weil sie wissen, was es für ein Mist war. Nimmt Ihr Kind Drogen, können Sie sich unter der Rufnummer 01805/313031 oder auf der Seite der Sucht-und Drogenhotline Hilfe holen.

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Ernährung und Körperkult

Auf der einen Seite essen viele Teenager gerne Junkfood, vielleicht, weil es so befriedigend schmeckt. Zucker, Salz und Fett sprechen das Belohnungszentrum im Gehirn an. Ein Teller mit bereits geschnittenem Obst kommt aber auch meist bei Jugendlichen gut an. Einfach mal hinstellen. Auf der anderen Seite ist auch übertriebener Körperkult bei jungen Menschen weit verbreitet. Etwa jeder fünfte Jugendliche leidet an einer Essstörung wie zum Beispiel Magersucht oder Bulimie. Hier finden Sie dazu Rat. Einige Jugendliche beschäftigen sich in übertriebenem Maße damit, was sie essen. Wenn es nur noch darum geht, gesund zu essen, kann auch das zur Sucht werden, man spricht dann von Orthorexie. Viele Jugendliche entwickeln auch eine Muskelsucht und trainieren übermäßig viel. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber.

Immer müde

Abends wollen Teenager nicht ins Bett und morgens nicht aufstehen. Experten empfehlen für Jugendliche eine Schlafdauer von 8,5 bis 9,5 Stunden pro Tag. Leider lässt sich Schlaf nicht nachholen. Lange Schlafen am Wochenende gleicht kurze Nächte unter der Woche nicht aus. Spätestens 30 Minuten vor dem Schlafengehen sollten Sie die Bildschirmzeit beenden, da die Blaufrequenzen und die schnellen Interaktionen in den sozialen Medien wach halten. Das Handy sollte außerdem nicht neben dem Bett geladen werden.

Outfit und Frisur

Für Jugendliche ist Zugehörigkeit wichtig. Das können sie über einen bestimmten Kleidungsstil ausdrücken. Außerdem dienen Klamotten, die Eltern vielleicht schräg finden, auch dazu, sich von anderen abzugrenzen. Alles, was man sieht, ist wichtig für die Selbstdarstellung: Schuhe, Kleidung, Frisur, Schminke. Die Jugendlichen müssen verschiedene Stile ausprobieren, um sich selbst zu finden. Lassen Sie sie.

Extreme Gefühle

Weil die Dopaminsteuerung noch nicht richtig eingestellt ist, verlangt es Jugendliche nach einer größeren Stimulation als vorher. Sie gehen daher größere Risiken ein. Es herrscht auch ein wildes Chaos aus Nähe und Distanz. Das müssen Sie aushalten lernen. Überlegen Sie, bei welchen Themen Sie loslassen können: Kleidung, Frisur, Haarfarbe. Versuchen Sie, freundlich zu bleiben, auch wenn es mal Streit gibt. Wenn Sie etwas Blödes gesagt haben, entschuldigen Sie sich. Aber Eltern können auch nicht perfekt sein. „Gut genug“ ist gut genug.

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Das Buch: Pubertät to go. Checklisten für Chaos und Krisen, Erziehung ohne Labern, die kleinen Alltagsdramen. GU Verlag, 142 Seiten, 9,99 Euro