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Abhören, Videos, KontrolleSmartwatches werden in Kölner Grundschulen zum Problem

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Smartwatches sind digitale Uhren, mit denen man auch telefonieren oder Nachrichten schreiben kann. 

Köln – Es scheint ja so praktisch: Mal eben das Kind anrufen und mitteilen, dass man im Stau steht und sich das Abholen verzögert. Oder erfahren, dass das Kind nach der Schule gern noch mit einem Freund auf den Spielplatz gehen möchte und deshalb später kommt. Da Grundschulkinder zum Großteil noch kein Handy besitzen, können sogenannte Smartwatches eine Möglichkeit sein, seinen Sohn oder seine Tochter tagsüber zu erreichen. Doch die digitalen Uhren mit Zusatzfunktionen werden in Kölner Grundschulen immer mehr zum Problem. Einige haben deshalb bereits Elternbriefe verschickt, dass sie die Uhren in der Schule verbieten.

Viele Grundschulen möchten keine Smartwatches in den Klassen

„Bitte kaufen Sie Ihrem Kind keine Smartwatch!" So in etwa lesen sich die Elternbriefe, die mehrere Kölner Grundschulen jetzt verschickt haben. In den Anschreiben heißt es, dass Lehrer und Kinder durch die Smartwatches während des laufenden Betriebs im Unterricht oder in der Nachmittagsbetreuung gestört würden, weil sie über die Uhren angerufen würden oder Nachrichten verschickten oder erhielten.

Große Sorge bereitet den Schulen auch die Foto- und Videofunktion, die viele Uhren haben. „Die meisten Kinder wissen nicht, dass Foto- und Videoaufnahmen von anderen grundsätzlich der Einwilligung bedürfen, so dass es oft zu unerlaubten Aufnahmen und damit zu einem Verstoß gegen das Recht am eigenen Bild kommt“, heißt es in einem der Briefe. Außerdem könnten nicht alle Kinder sicher mit den Funktionen umgehen und machten aus Versehen Fotos und Videos von Lehrern und Klassenkameraden.

Sollten Eltern auf das Gerät bestehen, werden sie gebeten, mit den Kindern über den richtigen Gebrauch zu sprechen und den Lehrerinnen und Lehrern mitzuteilen, welches Modell das Kind trägt. Außerdem sollte unbedingt der Schulmodus eingestellt werden, der die Zusatzfunktionen der Uhr für die Zeit des Unterrichts deaktiviert.

Grundschule ist meist die letzte handyfreie Zone im Leben des Kindes

Die Briefe sind berechtigt, denn bisher gibt es noch keine Regelungen für den Umgang mit Smartwatches an Grundschulen. Während es ab der fünften Klasse weitgehend normal ist, dass Kinder ein Smartphone bekommen, ist es in den meisten Grundschulklassen noch selten, dass ein Kind ein Handy oder ein anderes digitales Endgerät besitzt. Die Grundschule ist für viele Kinder und Eltern die letzte handyfreie Zone. Das hat viele Vorteile, aber manchmal wäre es schon auch praktisch, wenn man sein Kind in oder nach der Schule erreichen könnte.

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Aus diesem Grund sind Smartwatches so beliebt. Das sind digitale Uhren, mit denen man auch telefonieren oder Nachrichten schreiben kann. Einige können auch Fotos und Videos machen, haben digitale Spiele und verfügen über eine GPS-Funktion, mit der man die Uhr und damit auch das Kind orten kann. Alle aufgezählten Funktionen können Vorteile haben, bringen aber zugleich auch Nachteile mit sich. Deshalb sind Smartwatches in Grundschulen sehr umstritten.

GPS-Funktion: Überwachung oder Sicherheit?

Die Ortungsmöglichkeit per GPS ist so ein Streitpunkt. Einerseits ist es natürlich für jeden Vater und jede Mutter extrem beruhigend, wenn man sehen kann, wo sich das eigene Kind gerade aufhält. Andererseits lässt sich das Kind mit dieser Funktion auch sehr leicht überwachen. „Generell bedeutet die Überwachung des Kindes über GPS-Ortung durch Smartwatches einen Eingriff in seine Freiräume. Das Vertrauen zwischen Nachwuchs und Eltern kann dadurch Schaden nehmen und die Entwicklung von Selbstständigkeit beeinträchtigen“, schreibt der Medienratgeber „Schau hin“ zu dieser Frage. Eltern sollten das GPS-Tracking nur nach Absprache mit dem Kind einsetzen.

Eltern können verbotenerweise den Unterricht mithören

Eine wichtige Rolle in der Kritik spielt auch das Thema Datenschutz. Eltern sollten sich genau über die Datenschutz- und Verschlüsselungsrichtlinien des Herstellers informieren und herausfinden, welche Daten das Gerät an Dritte weiter gibt. Auch in Bezug auf die Schulen sind Überwachung und Datenschutz wichtige Fragen, Stichwort unerlaubtes Mitschneiden des Unterrichts. Uhren, die über eine Abhörfunktion verfügen, sind deshalb schon 2017 von der Bundesnetzagentur verboten worden.

Eltern sollten entsprechende Uhren vernichten, wie es in einer Mitteilung heißt. Hinter dem Verbot steckt auch die Sorge, dass Eltern heimlich den Unterricht mithören könnten. „Über eine App können Eltern solche Kinderuhren nutzen, um unbemerkt die Umgebung des Kindes abzuhören. Sie sind als unerlaubte Sendeanlage anzusehen. Nach unseren Ermittlungen werden die Uhren von Eltern zum Beispiel auch zum Abhören von Lehrern im Unterricht genutzt“, so Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur in der entsprechenden Mitteilung.

Tipps zur Smartwatch-Nutzung vom Medienratgeber „Schau hin!“

Die Smartwatch gemeinsam mit dem Kind einrichten und vereinbaren, welche Funktionen genutzt werden.

Eine Smartwatch ist keine dauerhafte Alternative – ist das Kind sicher in der Nutzung des Internets und verantwortungsbewusst genug, kann es auch ein Mobiltelefon nutzen, das von den Eltern in den Einstellungen kindersicher gemacht worden ist.Lückenlose Überwachung ist schädlich für das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind und bremst die Entwicklung der Selbstständigkeit. Eltern sollten ihren Kindern Freiräume und Vertrauen schenken und Standortbestimmung und „Voice-Monitoring“ eher nicht einsetzen.Eltern sollten sich in jedem Fall bereits vor dem Kauf informieren, wie die AGB, Nutzungsbedingungen und Datenschutzerklärungen bei verschiedenen Anbietern und Uhren aussehen. Inzwischen ist häufiger bekannt geworden, dass Wearables und Smartwatches viele Nutzerinformationen erfassen. Auch Hacker können je nach Modell teilweise sehr leicht auf die Standort- und Kontaktdaten der Smartwatch zugreifen und diese missbrauchen.

Auch das Filmen und Fotografieren ohne Einverständnis ist nicht erlaubt. Das wissen viele Kinder nicht. Manche können vielleicht auch nicht so gut mit den Uhren umgehen und machen versehentlich Aufnahmen ihrer Mitschüler. In jedem Fall sind die Uhren und ihre korrekte Benutzung in diesem Punkt ein unnötiger Störfaktor und noch eine Sache mehr, die Lehrerinnen und Lehrer im Blick haben müssen.

Das größere Problem – abgesehen vom Neid der Kinder ohne Smartwatch – dürfte aber die Ablenkung sein, die von den Uhren ausgeht. Wie für Erwachsene auch ist es für Kinder verlockend, darauf herumzutippen. Viele Lehrerinnen und Lehrer befürchten deshalb nicht zu Unrecht, dass das Kind sich mit einer Smartwatch zu leicht vom Unterricht ablenken lässt – und die Sitznachbarn gleich mit.

Jede Schule sollte den Umgang mit den Uhren selbst regeln

Während an den meisten weiterführenden Schulen der Umgang mit Smartphones und anderen digitalen Geräten klar geregelt ist, fehlen an den meisten Grundschulen bisher die entsprechenden Regeln, wohl auch deshalb, weil es bisher kaum Probleme damit gab. Letztendlich kann und sollte jede Schule selbst den Umgang mit digitalen Geräten regeln und Smartwatches entweder erlauben oder verbieten.

Eine Zwischenlösung könnte sein, den eingeschränkten Gebrauch zu ermöglichen: Für eine festgelegte Zeit, in der der Unterricht stattfindet, sind dazu alle Funktionen der Uhr (außer ihrer Kernaufgabe: die Uhrzeit anzeigen) still gelegt. Kinder können dann weder telefonieren, noch filmen, fotografieren, spielen oder im Internet surfen.

Wie streng die Regeln umgesetzt werden, hängt von der jeweiligen Schule und ihrer Hausordnung ab. Wenn ein Handyverbot herrscht, gilt das auch für Uhren, mit denen man telefonieren, im Internet surfen oder aufnehmen kann. Erzieher und Lehrer sind dann dazu berechtigt, die Uhr vorübergehend einzusammeln.

Soll man nun eine Smartwatch kaufen?

Ob man seinem Grundschulkind eine Smartwatch kauft, muss jeder selbst entscheiden. Es gibt Argumente dafür (Kontakt, Sicherheit, langsames Heranführen an digitale Technik) und Argumente dagegen (Überwachung, Datenschutz, Störfaktor in der Schule, Ablenkung). Entscheidend ist auf jeden Fall, genau mit den Kindern zu besprechen, wofür die Uhren benutzt werden sollen, welche Funktionen aktiviert und welche ausgeschaltet werden sollen.

„Smartwatches sind eine reizvolle technische Entwicklung, die Eltern vermeintlich die Sorgen und Unsicherheiten nehmen können, weil man das Gefühl hat, dass man sich bei dem Kind melden kann, wenn was passiert und schauen kann, dass alles gut geht. Aber natürlich ist diese Technik weder ein Garant für Sicherheit noch ein Ersatz für Erziehung“, sagt Schau hin!-Mediencoach Iren Schulz. Kinder könnten schlecht selbstständig werden, wenn sie ihre Eltern die ganze Zeit im Nacken spürten.