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Ein SelbstversuchWie ich meinem Kind das Schwimmen beigebracht habe

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Am Anfang geht es ja gar nicht ums Schwimmen. Man will nur, dass das Kind nicht ersäuft. 

Köln – Ich habe auch von den Schwimmkursen für Kinder gehört. Für deren Anmeldung man sich einen Wecker stellen muss, um in einem Zwei-Minuten-Slot seinen Platzwunsch durchs Telefon abzufeuern. Aha, dachte ich, musste aber nicht weiterdenken. Es war nicht einmal meine Entscheidung. „Mama, ihr könnt doch schwimmen. Dann könnt ihr mit das auch beibringen.“ Ich mag diese Kinderlogik. Nicht, weil man sie so leicht widerlegen könnte. Sondern, weil man genau das gar nicht will. Ich dachte, natürlich, mein Kind. Es wird so sein wie immer, wenn wir dir etwas beibringen. Mal eben. So nebenbei. Ich sage dir, wie es geht und du machst es einfach nach, du bedankst dich dafür – und am Ende sind wir alle glücklich. Gut, das mit dem Ende stimmt.

Ich sagte also: „Ja, Wir können das.“

Und: Wir haben es geschafft. Das darf ich jetzt schon verraten. Denn bei einem solchen Vorhaben geht es nicht nur um das Ergebnis. Es geht um die Episoden währenddessen, die am Ende Familiengeschichte schreiben.

Am Anfang geht es gar nicht ums Schwimmen, man will nur, dass das Kind nicht ersäuft

Das fängt bei der Wahl der Hilfsmittel an, von denen es heute wunderbare gibt. Den Schwimmgürtel, die Poolnudel, Tutorials im Internet, die einem zeigen, wie man den Beinschlag, bäuchlings über einem Hocker liegend, im Wohnzimmer üben kann. Und es ist überhaupt erstaunlich, wie viele Trockenübungen einem vorgeturnt werden, sehr oft sehr nah an der ästhetischen Toleranzgrenze. Genauso ist es übrigens beim Nachmachen. Haben wir gelacht. Also, ich habe gelacht.

Am Anfang geht es ja gar nicht ums Schwimmen. Man will nur, dass das Kind nicht ersäuft. Das Kind, das in seinem Größenwahn glaubt, schwimmen zu können, weil es mit dem Kopf im Nacken aus dem Wasser gucken kann, wobei der Rest des Kindes senkrecht ins Wasser abfällt. „Ja. Prima!“

Im Grund sind die üblichen Widersprüche zu lösen. Die, zwischen Hilfmir und Lassmich. Man hört es an der Intonation des Wortes „Mama“, ob man jetzt zu nah dran ist oder zu weit weg. Darüber entscheiden Millimeter. Manchmal Sekunden. Nicht gucken. Jetzt gucken. Wieso hast du nicht geguckt?

„Mach’ mal so.“

„Ich muss das nicht machen.“

„Klar, wenn du es nicht

   lernen willst.“

„Nahain!“

„Versuch’s doch mal.“

„Mamaaa!“

Spielen, vormachen, nichts machen, da sein, weg sein. Man lernt verdammt viel übers Beibringen.

Jedes Kind lernt anders schwimmen

Der Unterricht ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Es gibt Kinder, die schmeißen sich angstfrei ins Wasser und tauchen wieder auf. Ganz ohne Trauma. Es gibt Kinder, bei denen man sich persönlich dafür entschuldigen muss, dass das Wasser nass ist. Und dann gibt es mein Kind, bei dem es etwas gedauert hat, herauszufinden, welche Motivation verfängt. Ist es Lob? Liebevoller Zuspruch? Ignoranz?

Ich bin auch heute noch davon überzeugt, dass es richtig war, ihr zu sagen, sie würde es schaffen. Hören wollte sie aber noch etwas anderes: Dass sie es niemals lernt. Dass sie es einfach nicht kann. Sie es nicht hinkriegt. Dann nämlich grinste sie. Und der Kopf stieg aus dem Wasser und der Körper bewegte sich in die Waagerechte. Daraus entwickelte sich ein sehr effektives Spiel: Ich war die böse Welle. Schwamm vor ihr her. Machte sie nieder. Ich war also eine Mutter, die ihr Kind im Schwimmbad anbrüllt, dass sie es NIEMALS lernen würde. Das hätte sicher auch zu Missverständnissen führen können. Nicht so sehr bei anderen Eltern, glaube ich. Denn die müssten es besser wissen. Die wissen von Kindern, die sich nur mit Taucherbrillen die Zähne putzen lassen. Von Kindern, die nur mit Föhngeräuschen einschlafen. Meine Tochter reagiert eben auf böse Wellen.

Und? Ist doch okay. Eigentlich eine beruhigende Erkenntnis: Es werden noch viele böse Wellen durch das Leben meiner Tochter schwappen. Schön zu wissen, dass sie – zumindest auf der einen oder anderen – mit einem Siegerlächeln surfen wird.