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In Sachen LiebeHilfe, mein Kollege hat sich in mich verliebt, was nun?

Lesezeit 4 Minuten
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Wenn sich der Kollege verliebt hat ...

  1. Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  2. Im Wechsel beantworten die Psychotherapeutinnen Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und Kindererziehung.
  3. Dieses Mal erklärt Katharina Grünewald, wie man sich in Sachen Liebe am Arbeitsplatz geschickt verhält.

KölnIch habe das Gefühl, dass sich ein befreundeter Kollege in mich verliebt hat. Ich möchte das Thema auf keinen Fall direkt ansprechen, um uns beiden eine peinliche Situation zu ersparen. Wie mache ich trotzdem klar, dass ich zwar eine lose Freundschaft, aber nicht mehr will?Hannah, 32

In Sachen Liebe hat der Arbeitsplatz eine große Bedeutung. Hier verbringt man schließlich einen Großteil seiner Zeit, trifft tagtäglich Menschen, mit denen man sowohl Stress als auch Erfolg erlebt – das schweißt zusammen. Trotz boomender Datingportale ist der Arbeitsplatz immer noch unter den Top 3 der Liebesbörsen. Es ist also keine Seltenheit, dass sich Kollegen und Kolleginnen ineinander verlieben.

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Katharina Grünewald ist Diplom-Psychologin.

Oder eben, dass sich nur einer verliebt und die andere nicht – wie in Ihrem Fall. Eine solche Situation bedarf immer besonderer Verantwortung. Und die spüren Sie gerade. Doch wer für was verantwortlich ist, wäre bereits der erste Schritt zur Klärung Ihrer Beziehung. Ihre Empfindung, dass eine „peinliche“ Situation entstehen könnte, wenn Sie Ihr Gefühl ansprechen würden, ist berechtigt. Peinlichkeit und Scham empfinden wir dann, wenn wir spüren, „so wie ich gerade bin und fühle, ist es nicht okay“. Vielleicht fühlen Sie mit Ihrem Kollegen oder spüren, dass solche Emotionen generell nicht in den Arbeitsalltag passen. Oder Sie spüren, dass es nicht okay ist, wenn Sie diese Gefühle zurückweisen. Irgendwie passt einiges nicht oder ist aus der Perspektive des anderen nicht okay.

Geschützen Raum und Rahmen suchen

Um nun gut mit sich selbst und Ihrem Kollegen umgehen zu können, brauchen Sie einen geschützten Raum, in dem sowohl Ihre Gefühle als auch seine sein dürfen und okay sind. Einen Raum, in dem nicht beurteilt und abgewertet wird. Das wäre ein geeigneter Rahmen, in dem Sie dann beide sortieren können. Also, fragen Sie ihn, ob er sich außerhalb der Arbeitszeiten mit Ihnen treffen kann, weil Sie etwas Wichtiges mit ihm zu besprechen haben. Wenn er zustimmt, wählen Sie einen Ort für wichtige Gespräche aus. Vielleicht terminieren Sie auch Anfang und Ende des Gesprächs.

Spüren Sie in sich hinein, was Sie noch für einen sicheren Rahmen brauchen. Kommunikationsregeln zum Beispiel. Dann reden Sie zunächst über sich, erzählen ihm von Ihrer Empfindung, dass sie sich nicht mehr frei und wohl fühlen in seiner Gegenwart. Und fragen dann: Kannst du das verstehen? Wie geht’s dir mit mir? Was ist los? Damit haben Sie eine gute Grundlage, um ins Sortieren zu kommen: Wer ist dafür verantwortlich, dass Sie kein mulmiges Gefühl haben müssen, wenn Sie Ihren Kollegen auf der Arbeit oder „lose freundschaftlich“ treffen? Das sind in erster Linie Sie! Sie sorgen gut für sich, wenn Sie diesen Raum schaffen und gemeinsam sortieren. Und Sie dürfen die Verantwortung für die Gefühle Ihres Kollegen bei Ihm lassen!

Verantwortung für schlechte Gefühle abgeben

Leseraufruf

Regelmäßig beantwortet jemand aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt, wo Sie sich einen guten Rat wünschen!

Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben.

Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de

Wer ist dafür verantwortlich, dass die Verletzung und Enttäuschung, die eine nicht erwiderte Liebe immer bedeutet, behandelt und gut versorgt wird? Das ist in erster Linie Ihr Kollege selbst. Er kann in sich hineinspüren, ob eine „lose Freundschaft“ ihm guttut, oder ob er Abstand braucht. Oder ob er mit Ihnen klare Verhaltensregeln für die Arbeit ausmachen will.

Im geschützten Raum Ihrer Freundschaft können Sie Vereinbarungen treffen und sich gegenseitig um Hilfe bitten. Und jeder hat für sich die Verantwortung dafür, dass Sie nur etwas zu sagen, was sich für Sie stimmig anfühlt. Sie merken, wie viel Wachstumspotenzial in einer Situation steckt, die „peinlich“ ist. Wenn Sie sich trauen, Ihre Gefühle anzusprechen, sich selbst ein Okay für sich geben, können Sie nicht nur erfahren, wie Sie sich somit selbst mehr Bewegungs- und Gefühlsfreiraum schaffen, sondern auch einen echt guten Freund gewinnen.