Viele Eltern erleben Phasen, in denen sie sich mit der Fürsorge für ein Kind überfordert fühlen. Was ein Kölner Psychologe in dieser Situation rät.
Junger Vater gestresst„Die Fürsorge für unser kleines Kind wird mir zu viel – wie gehe ich damit um?“
Seit zweieinhalb Jahren sind meine Frau und ich Eltern eines wunderbaren Sohnes. Allerdings merke ich, dass mir die Fürsorge für das Kind zu viel wird. Zudem sind die Nächte nach wie vor unruhig, und der Kleine ist auch tagsüber ein Wirbelwind. Ich habe das Gefühl, nur noch zu Arbeit zu gehen und mich um das Kind zu kümmern. Ich merke, dass ich immer weniger Zeit mit ihm verbringen möchte, weil ich es als anstrengend empfinde. Mir fehlt es zunehmend an Freude, und ich habe das Gefühl, andere Eltern schultern das besser. Was könnte ich tun, um besser mit der Situation klarzukommen? (Christian, 34)
Vielen Dank, dass Sie Ihr Anliegen teilen. Sie sind damit nicht allein. Viele Eltern erleben Phasen, in denen sie sich mit der Fürsorge für ihr Kind überfordert fühlen. Es ist normal, dass sich die Herausforderungen des Elternseins manchmal auf die eigene Lebensfreude auswirken. Es ist in Ordnung, diese Gefühle zu haben und darüber zu sprechen. Das Elternsein ist eine lebensverändernde Aufgabe, die viele Anpassungen erfordert. Es ist wichtig, dass Sie sich selbst gegenüber ehrlich sind und Ihre Bedürfnisse erkennen.
Hier sind einige erste Ideen, die Ihnen womöglich helfen können, mit Ihrer Situation umzugehen:
1. Sprechen Sie offen darüber: Teilen Sie Ihre Gefühle und Sorgen mit Ihrer Frau und Ihnen nahestehenden Personen. Offene Kommunikation zu diesem Thema ist zwar häufig schambesetzt, kann aber dabei helfen, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen und Lösungen zu finden.
2. Holen Sie sich Unterstützung: Erkunden Sie Möglichkeiten, wie Sie entlastet werden können. Überlegen Sie, ob Familienmitglieder, Freunde oder eine professionelle Betreuung Ihnen helfen könnten. Es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten.
3. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst: Vereinbaren Sie regelmäßig Auszeiten, um sich zu erholen und den inneren Akku aufzuladen. Selbstfürsorge ist wichtig, um Ihre eigene geistige Gesundheit zu bewahren. Nutzen Sie diese Zeit für Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten.
4. Verbinden Sie sich mit anderen Eltern: Suchen Sie nach Unterstützung in Form von Elterngruppen oder Online-Foren. Der Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen, kann die wertvolle Erkenntnis mit sich bringen, dass Sie nicht allein sind.
5. Ziehen Sie professionelle Hilfe in Betracht: Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre negativen Gefühle anhalten oder sich verstärken, könnte es hilfreich sein, eine psychotherapeutische Praxis aufzusuchen. Eine geschulte Begleitung kann Ihnen dabei helfen, Ihre Gedanken zu sortieren und Wege zur Bewältigung zu finden.
6. Stärken Sie Ihre Beziehungs- und Erziehungskompetenzen: Aus der Bindungspädagogik und der beziehungsorientierten Pädagogik gibt es viele Hinweise, wie herausfordernde Situationen mit Kind für alle Beteiligten leichter zu bewältigen sind. Hier gibt es viele Bücher, Podcasts oder auch Kurse und Workshops, die hilfreich sein können.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass diese allgemein gehaltenen Hinweise kein Passepartout für alle individuellen Situationen sind. Jedes Kind, jeder Elternteil und jede Familie sind unterschiedlich. Vergleichen Sie sich deshalb nicht zu sehr mit anderen Eltern. Sie haben alle ihre eigenen Herausforderungen und Bewältigungsstrategien. Versuchen Sie insbesondere, geduldig mit sich selbst zu sein, und akzeptieren Sie, dass es Höhen und Tiefen im Elternsein gibt. Mit der Zeit können Sie neue Wege finden, um Ihre Rolle als Elternteil mit mehr Freude und Zufriedenheit auszufüllen.
Unser Team von Expertinnen und Experten beantwortet Ihre Fragen in der Zeitung. Die Psychotherapeuten Désirée Beumers, Carolina Gerstenberg und Daniel Wagner sowie die Diplom-Psychologinnen Elisabeth Raffauf und Katharina Grünewald sind versiert in der Beratung rund um Liebe, Beziehung und Partnerschaft. Der Urologe Volker Wittkamp kennt sich mit allem aus, was Liebe mit unserem Körper macht – und umgekehrt. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt! Ihre Zuschriften werden anonymisiert weitergegeben. Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de.