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Zwei i-Dötzchen erzählenWie ist die Vorschulzeit, wenn Corona alles anders macht?

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Endlich Rechnen und Lesen lernen – die sechsjährige Amelie Franke freut sich schon sehr auf die Schule.

Köln – Ich möchte zunächst bei mir anfangen – ich bin Mutter eines Vorschulkinds. Mein Sohn Oskar Wohlfarth, gerade fünfeinhalb, wird im Sommer eingeschult. Und ich muss gestehen: Das kommt jetzt ganz schön plötzlich! Nicht, weil mein Junge nicht bereit wäre für die Schule, sondern weil der Corona-Alltag gefühlt schon so lange im zeitlosen Raum stattfindet, dass ich kaum gemerkt habe, wie die Monate vorangeschritten sind. Und doch haben wir ohne Zweifel März und im Sommer wartet die Schule. Das halbe Vorschuljahr ist vorbeigegangen, so schnell konnten wir nicht „Schultüte“ sagen. Aber wie geht es den zukünftigen i-Dötzchen in diesem zweiten Corona-Jahr – können sie sich überhaupt schon vorstellen, bald in die Schule zu gehen?

„Ich freu mich schon sehr auf die Schule“, sagt die sechsjährige Amelie Franke, die mit ihrer Familie in Köln-Junkersdorf lebt, „besonders aufs Lesen und Rechnen lernen.“ Und sie weiß auch schon genau, wo ihre neue Schule liegt: „Immer wenn wir zum Bäcker gehen, kommen wir daran vorbei. Wenn ich dann ein Schulkind bin, will ich am liebsten mit dem Fahrrad fahren.“ Auch Oskar hat schon genaue Vorstellungen von der Schule. „Besonders freue ich mich aufs Rechnen und auf Kunst“, sagt er, „und den Sport-Unterricht, wenn man da erst über so einen roten Teppich rennt und dann in den Sandkasten hüpft.“

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Oskar ist fast schon auf dem Sprung ins neue Schul-Abenteuer.

Kaum zurück in der Kita wartet bereits die Schule

Viel Gelegenheit, um sich auf die Schule einzustimmen, Unterrichtsluft zu schnuppern oder Schulausrüstung zu besorgen, hatten die diesjährigen Vorschüler bisher noch nicht. Shopping-Touren oder Besuchs- und Infotage vor Ort konnten Corona-bedingt nicht oder nur in sehr abgespeckter Version stattfinden.

Amelie und ihre Eltern hatten dabei noch Glück, weil sie bereits das Jahr zuvor bei einem Schnuppertag der Schule teilgenommen haben. „Aber wie es in der Schule genau aussieht, weiß ich eigentlich schon gar nicht mehr“, sagt Amelie. Immerhin habe sie zur Anmeldung vor kurzem ins Schulgebäude kommen dürfen. „Sie hat dort mit einer Lehrerin gesprochen, das war echt prima und hat super geklappt“, erzählt ihre Mutter Yvonne Franke. Dass ihre Tochter nun tatsächlich bald ein Schulkind sein wird, das kommt auch für sie recht überraschend: „Durch die Corona-Zeit ist die Schule irgendwie wieder ein wenig in Vergessenheit geraten. Wir hatten uns gerade erst gefreut, dass die Kita überhaupt wieder losgeht und haben bisher noch gar nicht an den nächsten Schritt mit der Schule gedacht.“

Oskar hatte seine Schulanmeldung sogar zunächst nur per Brief abgeben können – eine eher unspektakuläre Aktion, bei der er nicht wirklich verstanden hat, was passierte. Einige Wochen später bekam er aber doch noch die Möglichkeit, sich in der Schule in einem kurzen Gespräch vorzustellen. Vom Schulflair mitbekommen hat er dabei aber kaum etwas. Durch seine große Schwester, die in der zweiten Klasse ist, kennt er die Schulwelt aber bereits bestens aus Erzählungen und kurzen Besuchen. „Ich war schon mal bei einem Adventskaffee in der Klasse meiner Schwester, das war gut“, erinnert er sich. Er habe doch schon ein bisschen Ahnung, was in der Schule so passiere.

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Amelie kann es kaum erwarten, bald Dinge in ihren eigenen Schulranzen zu stecken.

„Ich weiß genau, wie mein Schulranzen sein soll“

„Eins weiß ich aber schon ganz genau“, sagt Oskar, „nämlich wie mein Schulranzen aussehen soll: Am besten grün mit gelben Dinos.“ Auch Amelie hat schon eine ganz genaue Vorstellung: „Mein Schulranzen soll blau sein mit Sternen und reflektierenden Streifen.“ Beide Kinder können es kaum erwarten, bald einen richtigen Tornister zu bekommen und aufzusetzen. Denn erst dann ist man schließlich ein richtiges Schulkind.

Auch über einen eigenen Schreibtisch freuen sie sich. Amelie hat ihn gerade ganz neu bekommen. Jetzt kann sie dort ein bisschen große Dinge lernen. „Ich kann schon meinen Namen schreiben, das ist gar nicht schwer“, sagt Amelie. Sie zeigt auch ein Vorschulrätselbuch, bei dem man spielerisch Zahlen und Buchstaben üben kann. „Ich habe noch keinen Schreibtisch“, erzählt Oskar, „aber ich weiß schon, wozu er da ist: Da kann man alleine Sachen machen und man darf darüber bestimmen.“ Er übe auch ganz gerne rätseln. „Meinen Namen schreiben kann ich auch schon, sogar in ganz klein.“

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Oskar ist stolz, schon seinen Namen schreiben zu können.

Kita-Vorschulprogramme verspätet gestartet

Schulranzen und Schreibtisch, darunter können sich Kinder ganz klar etwas vorstellen. Wie sich Schule aber anfühlt, das können sich die meisten bis kurz vorher nur schwer ausmalen. Damit die Kinder ein Gespür dafür bekommen, was es heißt, ein Schulkind zu sein, gibt es im letzten Kita-Jahr ein Vorschulprogramm, das von den Einrichtungen individuell gestaltet wird.

„Bei uns war die Polizei zu Besuch in der Kita, da haben wir geübt, sicher über die Straße zu gehen und sie haben uns das Polizeiauto und die Handschellen gezeigt“, berichtet Amelie stolz. „Und im Vorschulprogramm machen wir immer Sachen mit Delfin Finn.“ Der Delfin ist in ihrer Kita „Erdmännchen e.V.“ sozusagen das Wappentier der Vorschüler. „Er soll die Kinder auf dem Weg in die Schule begleiten, mit ihm sollen sie zusammen lernen, über Gefühle zu sprechen“, ergänzt Mutter Yvonne Franke. Sie findet es gut, dass das Vorschulprogramm die Kinder in ihrer Situation abholt. „Sie erfahren, dass bald etwas ganz Spannendes auf sie zukommt.“

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Keine Ausflüge und Extras für Vorschul-Kids

Auch die Vorschul-AG in Oskars Kita „Birkenbäumchen e.V.“ in der Südstadt konnte dieses Jahr leider erst später starten. Oskar ist trotzdem schon begeistert. „In der Vorschul-AG haben wir letzte Woche einen Schulranzen zum Aufklappen gebastelt. Und ich habe schon fünf Mandalas fertig ausgemalt, die dann auf meine selbst gemachte Schultüte draufgeklebt werden.“ Und doch ist vieles auch hier anders als sonst. Denn eigentlich nehmen die Ältesten beider Kita-Gruppen gemeinsam an der Vorschul-AG teil. Nun dürfen sich die Kinder gar nicht gruppenübergreifend treffen. „Die Vorschüler der beiden Gruppen sehen sich nur auf dem Außengelände über ein Absperrband hinweg“, sagt Erzieherin Julia Schmuland, die die Vorschul-AG leitet. Neue Beziehungen und Freundschaften zwischen den Vorschulkindern, die sonst so wertvoll seien, würden so unmöglich gemacht. „Ihnen fehlt das Gemeinschaftsgefühl.“

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Nur noch ein kleiner großer Hüpfer, dann geht endlich die Schule los!

Da die Kita gerade nicht verlassen werden darf, müssen besondere Ausflüge wie ein Besuch im Zoo, aber auch die Hunde-AG und der wöchentliche Waldtag ausfallen. Innerhalb der Gruppe können die Vorschüler zudem vieles nicht tun, was sie sonst als Älteste auszeichnen würde. „Durch verschärfte Hygienekonzepte dürfen die Kinder alltägliche Dinge, die die Selbständigkeit fördern, nicht mehr machen, zum Beispiel Tische decken oder Essensnachschub für alle aus der Küche holen“, sagt Julia Schmuland. Das Team versuche dennoch, zu schauen, wo es im Kita-Alltag spezielle Besonderheiten für die Vorschulkinder geben kann. „Sie dürfen zum Beispiel alleine in den Garten gehen oder eigenständig im Werkraum arbeiten.“

Immerhin sei in den kleinen Vorschulgruppen viel Raum, um mit den Kindern über Gefühle und Fragen rund um die Schule zu reden. „Da entstehen oft ganz tolle Gespräche.“ Dabei merke sie immer wieder, wie anpassungsfähig Kinder sind, sagt die Erzieherin: „Kinder leben viel mehr im Hier und Jetzt und machen das Beste aus der gegebenen Situation.“ Die Vorschulzeit sei jetzt zwar eine andere, doch genau so wichtig. „Die Kinder zeigen uns auch deutlich, dass sie trotz Corona stolz sind, ein Vorschulkind zu sein.“

Vorschul-Fahrt und Abschiedsfeste – noch offen

Als Krönung der Kita-Laufbahn gibt es in vielen Einrichtungen bestimmte Abschiedsrituale und Aktionen für die Vorschulkinder. „Bei uns dürfen die großen Kinder in der Kita übernachten“, erzählt Amelie stolz. „Da schlafen wir ganz ohne Eltern. Und es gibt einen Kino-Abend mit Keksen.“ Auch Oskar freut sich schon auf die große Kita-Abschlussfahrt, auf der die Kinder ein Wochenende lang ohne elterliche Begleitung aufs Land fahren. „Da fahren wir mit dem Bus weg, und da dürfen nur die Vorschulkinder mit den Erziehern mit. Ich bin schon gespannt, wo wir da schlafen.“ Ob sich Amelie und Oskar aber wirklich ins Übernachtungsabenteuer stürzen können, ist und bleibt leider genauso offen wie der Verlauf der Corona-Kurve.

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Rätseln macht Oskar gerade besonders viel Spaß.

Das gleiche gilt für die Kita-Abschiedsfeste mit Eltern, Geschwistern und Erziehern, die eigentlich im Sommer stattfinden würden. In Oskars Kita dürfen die Vorschulkinder normalerweise auf dem Sommerfest das erste Mal ihre selbst gebastelten Schultüten und ihre Schulranzen präsentieren. Letztes Jahr musste das bereits ausfallen, es wurde im kleinen Kreis draußen gefeiert. In Amelies Kita hatten die Vorschulkinder schon im vergangenen Jahr ein eigenes kleines Picknick zur Verabschiedung, das jetzt auch so beibehalten werden soll.

Ein Kita-Abschied, der nur ein bisschen weh tut

Dass die Kita-Phase nun zu Ende geht und sie Abschied nehmen müssen, ist auf jeden Fall ein großer Schritt. „Ich finde es schon schade, dass die Kindergarten-Zeit für Amelie zu Ende geht“, sagt Yvonne Franke. „Auf der anderen Seite ist sie einfach groß geworden und ich habe das Gefühl, sie ist soweit.“ Amelie selbst hat noch keine Angst vor dem Abschied. „Mein kleiner Bruder Aaron ist ja noch dort. Und ich kann einen Besuch machen“, sagt die Sechsjährige. „Ich bin schon ein bisschen traurig“, gibt Oskar zu, „aber auch froh, dass die Schule kommt - irgendwie beides gleichzeitig.“ Auch bei ihm wird es erstmal nur ein Abschied auf Raten sein, da seine kleine Schwester Lotta noch weiter zur Kita gehen wird.

Wenn dann der große Tag der Einschulung da ist, dann hoffen natürlich alle i-Dötzchen, dass sie den neuen Lebensabschnitt auch mit einer richtigen Feier starten können. Amelie weiß auch hier schon, was definitiv dazu gehört. „Eine Schultüte!“, sagt sie begeistert und überlegt kurz: „Aber eigentlich würde ich die am liebsten jetzt schon haben!“