Mit AnleitungExpertin gibt Tipps – so schreiben Sie den perfekten Liebesbrief
- Von wegen altmodisch: Der handgeschriebene Liebesbrief kann nicht nur zum Valentinstag ganz viel Gefühl und Wertschätzung vermitteln – und ordentlich Eindruck hinterlassen.
- Die Literaturwissenschaftlerin Katharina Maier ist freie Autorin und Dozentin und gibt Tipps, mit denen der perfekte Liebesbrief gelingt.
- Sie erklärt, was in jeden Liebesbrief gehört – und wieso Kitsch ein absolutes No-Go ist.
Köln – In isolierten Zeiten, wie diesen, und erst Recht rund um den Valentinstag, besinnt sich manch einer auf längst vergessene Traditionen: Liest gebundene Bücher oder bringt seine Gedanken zu Papier. Schreibt Tagebuch. Kurzgeschichten. Oder einen Liebesbrief. Herzensbotschaften per Post zu senden, ist im digitalen Zeitalter aus der Mode gekommen. Dabei vermittelt ein handgeschriebener Brief mehr Charakter als elektronische Post – und das Maximum an Wertschätzung, sagen Kommunikationsexperten wie Katharina Maier.
„Den perfekten Liebesbrief gibt es nicht"
Die studierte Literaturwissenschaftlerin und Mitherausgeberin der Bücher „Liebesbriefe großer Frauen“ / „Liebesbriefe großer Männer“ hat hunderte historische Liebesbotschaften berühmter Persönlichkeiten gesammelt. Und sie ist fest davon überzeugt: „Der handgeschriebene Liebesbrief hat auch heute noch das Potential dazu, großen Eindruck zu hinterlassen.“ Weil er außergewöhnlicher ist. Weil seine Aussage viel stärker und einmaliger ist. Und weil der Empfänger ihm damit auch größeren Wert beimisst, als einer elektronischen Nachricht.
Nur: Wie funktioniert das noch gleich? „Den perfekten Liebesbrief gibt es ebenso wenig wie ein Patentrezept“, sagt Maier. Aber sie hat eine Anleitung parat, an der sich entlang hangeln kann, wem es schwer fällt, seine Gefühle in Worte zu fassen.
Welche Zutaten brauche ich?
Katharina Maier empfiehlt einen wertigen Stift, den man gerne in der Hand hält und buntes Papier. „Wenn der Briefbogen farbig ist, nimmt das die Angst vor dem weißen Blatt Papier.“ Auch empfehlenswert: Musik, die einen in romantische Stimmung versetzt, zum Beispiel ein Lied, das man mit der geliebten Person verbindet.
Wie bereite ich mich vor?
In fünf Minuten wird man seine Gedanken nicht zu Papier bringen können, weshalb Katharina Maier rät, rund eine Stunde dafür einzuplanen. Los geht’s mit einem Brainstorming, um die Gedanken zu sortieren. „Dabei hilft, zu notieren, was die Anwesenheit oder die Abwesenheit des anderen mit einem macht. Auch vergangene Erlebnisse oder Stärken und Schwächen des Anderen sollten auf dieser Liste nicht fehlen.
Gibt es die perfekte Anrede?
Falls es noch keinen Kosenamen gibt, empfiehlt Maier, sich einen originellen auszudenken. Auch schöne Adjektive, Vergleiche oder Metaphern, wie „Meine wunderbare Freundin“, „Meine Liebste“ oder „Licht meines Lebens“ eignen sich für die persönliche Anrede. Tabu allerdings sind gekünstelte und kitschige Beschreibungen à la „Meine rote Rose“ oder „Mein Stern am Firmament“.
Wie steige ich elegant in den Text ein?
Ein guter Trick, den Schreibfluss zu aktivieren, ist, die Situation zu beschreiben, in der man sich gerade befindet („Ich sitze hier, die Sonne strahlt mich an und ich denke an Dich“). Alternativ könne man beschreiben, was es mit einem macht, wenn die geliebte Person an- oder abwesend ist („Ich fühle mich leer ohne Dich“ oder „Wenn Du den Raum betrittst, bin ich spontan bester Laune“).
Was darf im Haupttext nicht fehlen?
Ideale Inhalte für den Hauptteil sind: Dinge, die man an der geliebten Person schätzt, ihre Stärken und Schwächen, was man vermisst und/oder Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse. Wie der Haupttext stilistisch gestaltet ist, ob humorvoll, ernsthaft oder erotisch, hängt von der Motivation des Briefes ab, der Persönlichkeit des Gegenübers und der Art und Dauer der Beziehung. Ist das Ansinnen das Herz der jeweiligen Person zu erobern, weiß man meist noch nicht, wie sie auf den Brief reagiert, dann gilt es, die eigenen Gefühle eher ernsthaft und weniger vertraulich oder gar erotisch zu präsentieren. Kosenamen zum Beispiel, sagt Maier, sind beim Erstkontakt tabu. Dient der Brief dazu, eine Liebe oder Freundschaft zu vertiefen oder aufrechtzuerhalten, können Humor und Neckereien sehr erfrischend sind – vorausgesetzt sie sind angebracht und man kennt den Humor des anderen.
Gibt es Dos, also Dinge, die in keiner Liebesbotschaft fehlen dürfen?
„Ehrlich und authentisch zu sein, gehört zu den wichtigsten Geboten“, sagt Maier. Man sollte offen und mit eigenen Worten schreiben. „Wenn es um Gefühle geht, ist man schnell verleitet, sich hinter den Worten berühmter Persönlichkeiten zu verstecken und Formulierungen aus dem Internet zu kopieren“, sagt Maier, „doch das fliegt schnell auf, der andere merkt, ob etwas ehrlich gemeint ist.“ Ausnahme: Man gibt zu, dass man sich an besonders schönen Worten großer Dichter bedient hat („Diese Zeilen Goethes treffen so sehr auf unsere Situation zu“)“. Schließlich dürften originelle Komplimente nicht fehlen, die sich auf die Stärken und Schwächen („Gerade deine Tollpatschigkeit macht dich so menschlich und liebeswert“) der angeschriebenen Person beziehen.
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Welche Dinge haben in einem Liebesbrief partout nichts zu suchen?
„Zu den Tabus gehören meiner Meinung nach Klischees und Kitsch, à la „Deine Lippen sind so rot wie Kirschen“ ebenso wie maßlose Übertreibungen – kleine allerdings sind erlaubt.“ Auch nicht zu empfehlen ist laut Maier, sich in den Vordergrund zu spielen und zu demonstrieren, wie toll man ist. „Das heißt nicht, dass man zu schüchtern sein sollte. Im Gegenteil: Gerade wer versucht, jemanden zu erobern, wirkt nicht sehr attraktiv, wenn er betont: „Ich habe Dich nicht verdient.“
Wie gestalte ich den Text originell?
„Das Gegenüber einzubinden, also so zu schreiben, als ob man ein Gespräch führen würde, lässt den Text flüssiger lesen“, sagt Maier. Ihr Tipp: Fragen zu stellen, zum Beispiel ob die angeschriebene Person auch so wie man selbst empfindet, ob sie sich auch gerne an eine bestimmte Begegnung erinnert.
Liebesbrief an Köln
Verfasst von Alice Herrwegen, Mitglied der „Akademie för uns kölsche Sproch“:
Gibt es die perfekte letzte Zeile?
Katharina Maier rät dazu, abschließend in die gemeinsame Zukunft zu blicken: „Schön ist, zu schreiben, worauf man sich besonders freut oder eine Unternehmung oder eine Entscheidung anzukündigen, von der das Gegenüber noch nichts ahnt! Die perfekte letzte Zeile? Ist laut Maier einfach und schlicht! „Mit „Ich liebe Dich!“ oder „Ich kann nicht erwarten, Dich wiederzusehen“, ist man auf der sicheren Seite.“
Wie lang darf der Liebesbrief sein?
Maiers Faustregel lautet: „Nicht weniger als fünf Sätze und nicht länger als zwei Seiten“.