In der kalten Jahreszeit sind Brettspiele besonders beliebt. Welche aktuellen Spieltitel eignen sich besonders als Geschenk für das Weihnachtsfest?
GeschenktippsSechs Brettspiele, die sich als Geschenk für Weihnachten lohnen
Brettspiele gehören für viele zu den festen Ritualen an den Feiertagen am Ende des Jahres. Aber es müssen ja nicht immer die Klassiker wie „Monopoly“, „Mensch ärgere Dich nicht“ oder „Cluedo“ unter dem Weihnachtsbaum liegen. Warum nicht stattdessen mal in „Medical Mysteries“ das Gefühl von spannenden Arztserien aufkommen lassen oder sich bei „3 Chapters“ wie im Märchen fühlen?
„Weihnachten ist ein Familienfest. Mit unseren Lieben kommen wir ein paar Tage zusammen. In dieser Gemeinschaftsatmosphäre schaffen und vertiefen wir unsere Bindungen zueinander, gerne mit Gesellschaftsspielen, Brett- und Kartenspielen“, sagt Jens Junge vom Institut für Ludologie in Berlin. Laut dem Spielforscher sorgen Spiele für Emotionen und intensive Erlebnisse - passend zu den Feiertagen.
Trotz digitaler Konkurrenz: Analoge Spiele sind weiter angesagt. Der Umsatz bei klassischen Spielen wuchs bis Oktober dieses Jahres um ein Prozent, wie der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels zuletzt mitteilte. Und das in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen die Umsätze des gesamten deutschen Spielwarenmarkts im Vergleich mit 2023 um drei Prozent zurückgingen.
Im Sommer wurden bereits die Titel „Sky Team“ als Spiel des Jahres, „e-Mission“ als Kennerspiel des Jahres und „Die magischen Schlüssel“ als Kinderspiel des Jahres ausgezeichnet, die alle einen Blick wert sind. Aber was lohnt sich neben den prämierten Spielen noch als Weihnachtsgeschenk? Sechs Brettspieltipps für die Feiertage am Jahresende:
1. Für Mediziner: „Medical Mysteries“
Einmal so richtig herumdoktern: Das neue Konzept von „Medical Mysteries“ versetzt die Spielenden als Ärztinnen und Ärzte in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Gemeinsam versuchen alle am Tisch, die Symptome eines Patienten richtig zu deuten, Diagnosen zu stellen und die passenden Behandlungen einzuleiten. Labortests, Medikationen oder MRT-Untersuchungen dürfen natürlich nicht fehlen. Dabei muss gut überlegt werden, welche Aktionen ausgeführt werden sollen, denn die Zeit drängt und der Zustand des Patienten könnte sich drastisch verschlechtern - daher ist „Medical Mysteries“ auch erst ab 16 Jahren empfohlen.
Von dem kooperativen und vor allem durch Karten gesteuerten Spiel gibt es zunächst zwei Versionen: „New York Emergency Room“ und „Miami Flatline“. In jeder Box stecken jeweils ein Tutorial-Fall zum Erlernen des Spielsystems und vier vollumfängliche und spannende Fälle. Für Fans von Arzt-Serien ein Muss.
2. Für Familien: „Duck & Cover“
Auf der jüngsten Brettspielemesse in Essen sorgte „Duck & Cover“ für Aufsehen: In einer Badewanne voller Bälle sitzend, animierte ein Mann die Vorbeilaufenden zum Mitspielen. Und auch das Kartenspiel ist mit seinen liebevoll gezeichneten Quietscheentchen in Stilrichtungen von historischen Persönlichkeiten bis zu Halloween-Kostümen ein Hingucker.
Spielerisch bietet „Duck & Cover“ keine Revolution: Durch geschicktes Abdecken und Umsortieren wird die Auslage jedes Spielenden von zu Beginn zwölf Karten immer kleiner. Am Ende gilt es, möglichst nur noch eine Karte offen liegen zu haben. Kann jemand in seinem Spielzug nichts machen, muss er „Quak“ sagen. Wer beispielsweise „Skyjo“ kennt, findet sich schnell zurecht - und dürfte das Spiel mögen. Der schöne Kniff: Alle sind gleichzeitig dran. So ist jede Partie kurzweilig, bietet aber auch ein Mindestmaß an strategischer Tiefe, um länger zu fesseln.
3. Für Kartenspieler: „3 Chapters“
Was wäre Weihnachten ohne Märchen? Im recht zugänglichen Kartenspiel „3 Chapters“ bestimmen bekannte Figuren wie Pinocchio, die böse Stiefmutter oder der Froschkönig den Ausgang jeder Partie. Gespielt werden die namensgebenden drei Kapitel: In der ersten Phase suchen alle reihum Karten aus. Danach wird eine Art Stichspiel gespielt, wobei die höchste Karte jeweils den Stich gewinnt, wofür es auch Punkte gibt. Das dritte Kapitel besteht dann aus der Wertung der eigenen Karten untereinander.
Das Besondere: Im zweiten und dritten Kapitel interagieren die Karten miteinander. So bringt zum Beispiel Hänsel einen Zusatzpunkt, wenn er in einem Stich zusammen mit Gretel gespielt wurde oder am Ende zusammen mit ihr auf der Hand ist. Allerdings sind nicht alle Karten im Spiel. So bleibt ungewiss, ob noch eine erhoffte Karte kommt. Schön illustriert, nicht kompliziert und flott gespielt.
4. Für Knobler: „Faraway“
Eigentlich scheint „Faraway“ ein recht gewöhnliches Kartenspiel. In acht Runden legen alle Spielenden Karten vor sich. Wer dabei besondere Kombinationen schafft oder starke Karten ausspielt, sammelt viele Punkte. Doch die Schwierigkeit: Die Wertung erfolgt in anderer Reihenfolge als das Ausspielen. Hier bringt nun zuerst die an Position acht gelegte Karte Punkte. Und wenn dafür Voraussetzungen erfüllt werden müssen, zählen die weiter links liegenden Karten dafür noch nicht.
Klingt kompliziert? Zumindest sorgt „Faraway“ trotz einfacher Regeln für reichlich Grübelei, belohnt aber mit großer Genugtuung, wenn der eigene Plan aufgeht. In weiteren Partien zeigt sich eine beachtliche Lernkurve, so dass es auch über lange Zeit motiviert.
5. Für Fortgeschrittene: „Astrobienen“
Bienen im Weltall bauen eine Zivilisation auf: Zugegeben, das Thema des Spiels ist sehr speziell, dafür aber auch einzigartig. „Astrobienen“ ist ein klassisches Arbeiter-Einsetzspiel in modernem Design. In jeder Runde können die Bienen unterschiedliche Aktionen auslösen: Von Planeten erkunden und Rohstoffe sammeln bis zum Bienenstock mit neuen Waben ausbauen. Spannend dabei ist der Mechanismus, dass die eingesetzten Bienen altern: Damit werden die Aktionen immer stärker, doch irgendwann fallen die Insekten in einen Tiefschlaf und stehen nicht mehr zur Verfügung.
Das etwas anspruchsvollere Kennerspiel ist sehr schön gestaltet und besticht unter anderem mit seinem hohen Wiederspielreiz. So stehen 20 einzigartige Bienenvölker mit unterschiedlichen Spezialfähigkeiten zur Auswahl. Zudem gibt es zahlreiche verschiedene Wabenplättchen, wodurch in jedem Spiel andere Ziele verfolgt werden.
6. Für Experten: „Civolution“
Dass es Menschen gibt, denen sein Zivilisationsspiel „zu komplex“ ist, gibt auch Autor Stefan Feld selbst zu. Doch wer sich auf das Studium der immerhin 44-seitigen Anleitung einlässt, wird mit einem besonderen Spielerlebnis belohnt. Zunächst mögen alleine 21 verschiedene Aktionen, die sich auch noch in drei Stufen aufleveln lassen, womöglich erschlagend wirken. Doch jede für sich ist so einleuchtend, dass sich für so einen Brecher vergleichsweise schnell ein erstaunlich flottes Spielgefühl einstellt.
In „Civolution“ entwickelt jeder Spielende seine Zivilisation kulturell und technisch fort, schafft über Karten Erfindungen sowie Bauwerke und kann sogar Mutationen kreieren. Auf einem gemeinsamen Kontinent wird mit anderen Stämmen um Ressourcen konkurriert, dazu können Siedlungen und Statuen errichtet werden - ohne dass es allzu konfrontativ zugeht. Durch Würfeln kommt für ein Spiel dieser hohen Komplexität ein ordentlicher Glücksfaktor hinzu.